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Landrat Dr. Michael Koch, Landrat Reinhard Krebs, die Betriebsratsmitglieder Stefan Böck und André Bahn sowie Werksleiter Dr. Rainer Gerling (von links) - Fotos: Hans-Hubertus Braune

PHILIPPSTHAL (Werra) Landräte zu Gesprächen bei Betriebsrat

Werra-Revier bangt um tausende Jobs bei K+S - Ohne Erlaubnis ist Schluss

23.10.15 - Sie wollen keine Panik verbreiten und vertrauen weiterhin ihrem Arbeitgeber und den zuständigen Behörden: Die Rede ist vom Betriebsrat des größten K+S-Werks, dem Werk Werra in Osthessen und West-Thüringen. 4.400 Menschen sind beim Kaliproduzenten beschäftigt, weitere 3.000 profitieren indirekt bei Lieferanten und Dienstleistern vom Salzabbau. Eine ganze Region blickt nun auf das Regierungspräsidium in Kassel. Dort wird über eine neue Versenkerlaubnis entschieden. Die aktuelle Erlaubnis läuft am 30. November diesen Jahres aus.

"Wir haben den Antrag vor einem Jahr abgegeben und gehen davon aus, dass wir die Erlaubnis bekommen", sagt Dr. Rainer Gerling, Werksleiter seit 2009, zuständig für Umwelt & Genehmigungen bei einem Pressegespräch am Donnerstagnachmittag im Werk Hattorf bei Philippsthal.

Die Konstellation ist ungewöhnlich: Der Betriebsrat um Stefan Böck und André Bahn hatte die beiden Landräte Reinhard Krebs (Wartburgkreis) und Dr. Michael Koch (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) zu Gesprächen eingeladen. Diese sagten sofort zu und stehen hinter dem Betriebsrat: "Wir sitzen in einem Boot", so die Landräte.

Dr. Rainer Gerling

Stefan Böck

Der Betriebsrat untermauerte, dass es nicht um Panikmache gehe. Man wolle ebenso wenig Einfluss nehmen. "Trotz aller Anstrengungen des Unternehmens für noch mehr Umweltschutz machen wir uns Sorgen um unsere Arbeitsplätze in der Kaliindustrie an der Werra", sagte Böck. Nur mit der letztmaligen Versenkerlaubnis und der Umsetzung des Vier-Phase-Plans könne die Zukunft des Standortes gesichert werden. "Der Vier-Phasen-Plan, den K+S zusammen mit dem Land Hessen vorgestellt hat, ist kein Freibrief und unterliegt permanenter Überwachung", sagte Böck weiter. Es sei das einzige Konzept, welches die Arbeitsplätze berücksichtigt.

Wartburg-Landrat Krebs machte deutlich, dass der Zusammenhang zwischen Arbeitsplätze und Umwelt ein wichtiger Punkt sei. Krebs lobte die Initiative des Betriebsrates: "Er hat zu einem Zeitpunkt eingeladen, wo der Prozess im Gang ist und nicht wenn es zu spät ist."

Landrat Reinhard Krebs (Wartburgkreis)

Landrat Dr. Michael Koch (Landkreis hErsfeld-Rotenburg)

Der Betriebsrat informierte die Landräte über die Abhängigkeiten und Wechselwirkungen, die wasserrechtliche Genehmigungen und Festlegungen der Bewirtschaftsplanung für die Weser für die Kaliproduktion haben. Politisch motivierte Festlegungen von Grenzwerten seien tiefgreifend in der Aufrechterhaltung der Kaliproduktion, ohne einen Nutzen für die Umwelt zu entfalten. Hintergrund sei eine politisch Einigung für einen 300-mg-Wert für Chlorid für die neue Messstelle im niedersächsischen Boffzen im Jahr 2027.

Das Werk Werra habe dagegen bereits 400 Millionen Euro in den Umweltschutz investiert. "Das Geld haben die Mitarbeiter hier vor Ort verdient. Es ist ihr Beitrag". Die Umsetzung des Vier-Phase-Plans sei die logische Fortsetzung des Maßnahmenpaketes zum Gewässerschutz. Dem Betriebsrat gehe es darum, konstruktive Gespräche mit den Entscheidern zu führen.

Der Bescheid zur weiteren Versenkerlaubnis liegt noch nicht vor. "Wir kennen auch keine Tendenzen. Wenn wir wüssten, dass die Erlaubnis kommt, hätten wir uns das heute sparen können." Ohne neuer Versenkerlaubnis wäre im Werk Werra innerhalb weniger Wochen Schluss, machte Gerling deutlich. Ein Aus für die Standorte Hattorf-Philippsthal, Wintershall Heringen sowie im thüringischen Merkers und Unterbreitzbach wäre für die beiden Landkreise eine Katastrophe.

Tausende Arbeitsplätze gingen verloren, die Wirtschaftskraft würde einbrechen (K+S hat im Jahr 2012 allein Aufträge in der Region in Höhe von rund 195 Millionen Euro vergeben), die Kaufkraft der Kalikumpel wäre am Boden - ein Horrorszenario. Dass eine möglichst intakte Natur, ein trinkbares Wasser die Grundlage für Alles ist, steht außer Frage. Die Interessen aller Seiten unter einen Hut zu bekommen, erscheint nach wie vor eine riesige Herausforderung zu sein. Dass die Kalikumpel sich Sorgen um ihre Zukunft machen, ist allzu verständlich. Die Unterstützung der Landräte ist ihnen sicher.

"Wir sind uns sicher, dass wir gemeinsam konstruktive Gespräche mit den maßgeblichen Instanzen führen können. Es ist unsere Pflicht, dabei auch die sozialen- und regionalwirtschaftlichen Auswirkungen, die jede Entscheidung von Politik und Behörden auf das Werra-Kalirevier hat, in der erforderlichen Weise in den Mittelpunkt der Überlegungen zu rücken - das sind wir den Menschen im Werratal schuldig und das war bisher auch gesellschaftlicher Konsens", waren sich die Betriebsräte und Landräte nach dem Gespräch einig. (Hans-HUbertus Braune / pm) +++

Pressegespräch im Werk Hattorf bei Philippsthal am Donnerstagnachmittag

André Hahn


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