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FULDA Ahnung von Ewigkeit angesichts des Todes

Bischof Algermissen predigte an Allerseelen im Fuldaer Dom

03.11.15 - „Blumenkränze legen wir auf die Gräber, wie um zu sagen, dass sich der Ring des Lebens im Tod schließt, doch das Dasein nicht damit endet, so wenig wie Blumen, die geschnitten werden: im Erdreich bleibt ihre Kraft, und im nächsten Frühling werden sie in verjüngter Form wiederkommen.“ All diese Bilder könnten den Menschen etwas Tröstliches und Tiefes sagen. „Angesichts des Todes wird uns eine Ahnung von Ewigkeit geschenkt, und selbst die Gräber flüstern dem, der glaubend hören kann, zu: Der Tod ist zwar das Ende der irdischen Existenz, doch er ist nicht endgültig.“ Dies stellte Bischof Heinz Josef Algermissen am Montagabend in einem Pontifikalamt zu Allerseelen im Fuldaer Dom heraus.

In seiner Predigt machte der Bischof deutlich, dass kaum eine andere Frage im Alltagsleben so weit verdrängt zu sein scheine wie die nach Sterben und Tod. „Völlig unnatürlich und das Leben schädigend ist die Verlogenheit, mit der wir dem Tod begegnen. Unsere Gesellschaft hat offenbar keine Antworten auf die Fragen, die das Sterben stellt.“ Sie fühle sich sogar durch den Tod eines einzelnen Menschen in Frage gestellt und riegle sich ab, indem sie lüge. „Bis in die Sterbestunden hinein muss dem Kranken suggeriert werden, er werde wieder gesund und könne bald schon wieder aus dem Krankenhaus nach Hause“, gab Algermissen zu bedenken. Manche Krebspatienten müssten bis zuletzt ihren Angehörigen vorspielen, sie wüssten von nichts. Man habe sie an Apparate und Schläuche geschlossen, um selbst das Sternen noch unter die Illusion des „Wir schaffen es schon!“ zu stellen.

Zu Beginn seiner Predigt hatte der Oberhirte Bezug darauf genommen, dass im November, namentlich am Abend des Allerheiligentages und am Allerseelentag, mehr Menschen als sonst die Gräber ihrer Angehörigen besuchen. „Wir suchen im Gebet die Verbundenheit mit ihnen wach zu halten und fragen uns selber nach dem Sinn der winzigen Zeitspanne irdischen Daseins.“ Dem gegenüber sei die Lüge, mit der dem Tod in der Gesellschaft begegnet werde, ein Ausdruck der Weigerung, wirklich zu leben. „Wir verdrängen das Alter, halten den Schmerz nicht aus, wissen mit Trauer nicht umzugehen. Es ist wie ein Zwang, der uns dazu bringt, aus unserem Leben ein endloses oberflächliches Geschwätz zu machen.“ Immer mehr Deutsche legten in letzter Zeit in Verfügungen, Verträgen und Testamenten fest, dass sie im Falle ihres Todes eine Einäscherung mit anschließender Beisetzung auf einem anonymen Urnenfeld der herkömmlichen Leichenbestattung mit Grabstein vorziehen. „Menschen, die zu Lebzeiten ohne Bindungen an ihr soziales Umfeld leben und innerlich vereinsamen, haben dann eben Angst, dass sich keiner mehr um ihr Grab kümmert“, folgerte Bischof Algermissen.

Wenn man nach einem schwierigen inneren Prozess den Tod akzeptiere, gebe es dagegen erhellende neue Einsichten. „Es ginge uns auf, dass der Tod, wie es frühere Jahrhunderte sehen konnten, als Lehrmeister zu unserer irdischen Existenz gehört. Er hält uns an, dass wir uns in das Erdendasein niemals derart vergraben, als ob unsere Sehnsucht nach Glück und Heil hier auf Erden jemals Erfüllung fände“, zeigte sich der Bischof überzeugt. Der Tod zwinge den Einzelnen, aus der Masse herauszutreten. Er stehe vor jedem Einzelnen und erzwinge seine Antwort, „ohne delegieren zu können, ohne Ausweichen und ganz ehrlich“. In jedem Augenblick könne der Tod einen fragen, wie man mit dem Leben umgehe und wozu man da sei.

Der Besuch an den Gräbern im November beinhalte unbewusst eine Reihe symbolischer Gesten, die in Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte ausgeformt wurden. „Lichter stellen wir auf die Gräber und erinnern uns an die geheimnisvolle Erfahrung der Menschheit, wie aus totem Stein und morschem Holz Feuer und Wärme hervorzugehen vermögen.“ Wenn der eigene Leib verfalle, habe er in Wahrheit schon Anteil an jenem Land, von dem die Geheime Offenbarung des Johannes berichtet, „wo es keine Nacht mehr geben und weder das Licht einer Lampe noch das der Sonne gebraucht wird, weil Gott endgültig Licht ist“, schloss der Bischof.  +++


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