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- Fotos: Gerhard Manns

BAD HERSFELD Flüchtlingsunterkunft im Herkules-Center

Unterbringung auf Zeit: Landkreis bereit für erste Sonderzuweisung

24.11.15 - Der typische Geruch von frisch geschnittenem Holz strömt durch den ehemaligen Einkaufsmarkt, der binnen neun Tagen von rund 700 ehrenamtlichen Helfern in eine Notunterkunft für Flüchtlinge umfunktioniert wurde. Im Zweischichtbetrieb hämmerten, schraubten, bohrten und montierten die Einsatzkräfte der Feuerwehren aus dem Kreisgebiet, des Technischen Hilfswerks, des Deutschen Roten Kreuzes sowie der DLRG und die Johanniter unermüdlich, damit Hunderten Menschen aus den Kriegs- und Krisengebieten im früheren Herkules-Center ein erstes Obdach gewährt werden kann. Wie viele Grobspanplatten die engagierten Helfer verbaut haben, vermögen sie nicht zu sagen.


Wer einen der Vorhänge, die vor jedem einzelnen der insgesamt 110 Schlafquartiere angebracht sind, zurückschlägt, erblickt Feldbetten und Etagenbetten. Etwa sechs Personen bieten die 18 Quadratmeter großen Kabinen Platz. „Sicherlich sind das keine Luxusquartiere“, erläutert Landrat Dr. Michael Koch, „aber sie sind absolut menschenwürdig.“ Vor diesem Hintergrund müsse bedacht werden, dass die Neuankömmlinge in der Regel maximal zwei Wochen an diesem Ort verweilen, da es sich um eine sogenannte „Überlaufeinrichtung“ handle. „Es geht in aller erster Linie darum, den Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu geben und sie medizinisch sowie mit Essen und Trinken zu versorgen“, unterstreicht der Landrat, der alsbald mit der Zuweisung und dem entsprechenden Anruf aus Wiesbaden rechnet.


Mittwochabend sollen alle Umbauarbeiten abgeschlossen sein, dann könnten die ersten Flüchtlinge, die schubweise in der Lullusstadt eintreffen werden, Einzug in die Liegenschaft halten. „Ich möchte noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass wir hier keine 1.000 Flüchtlinge auf einen Schlag unterbringen werden – das wird nicht die einzige Notunterkunft im Landkreis bleiben“, betont Dr. Michael Koch.


Trotz aller Zweckmäßigkeit und Funktionalität haben die ehrenamtlichen Helfer sowie die involvierten Planer darauf geachtet, Rückzugsmöglichkeiten für die Flüchtlinge zu schaffen. Hinter einer Milchglasfassade „versteckt“ sich ein Gebetsraum, der mit Bedacht schlicht und neutral gehalten wurde, um Angehörigen jedwelcher Religion eine stille Einkehr zu bescheren. Ganz in der Nähe, in einem Teil des früheren Sportfachgeschäftes, befindet sich ein Spielraum für die Kinder. In diesem „geschützten Bereich“ im Erdgeschoss werden auch alleinreisende Mütter mit ihren Kindern beherbergt. Direkt angeschlossen sind ein Wickelraum sowie sanitäre Anlagen mit insgesamt vier Duschen.


Im Untergeschoss, zu Füßen der Rolltreppe, befindet sich mit dem Speisesaal und der Essensausgabe – die Verpflegung wird zunächst vom DRK übernommen und soll später an einen Caterer aus der Region vergeben werden – der Hauptaufenthaltsbereich der Unterkunft. Nicht zu vergessen: weitere Wohneinheiten und Waschmöglichkeiten; zwölf Duschen stehen für Frauen und die gleiche Anzahl für Männer zur Verfügung. Ihre Notdurft müssen die Flüchtlinge entweder auf Dixi-Toiletten im Außenbereich oder auf den Bestandstoiletten innerhalb des Gebäudekomplexes verrichten.


Zurück zum „geschützten Bereich“: „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir keine Sporthalle akquirieren mussten“, bekräftigt Kreisbrandinspektorin Tanja Dittmar. „Die vorhandenen Teppiche schlucken gehörig den Schall. Hier herrscht eine deutlich angenehmere Geräuschkulisse als in Hallen.“ Ihrer Meinung nach, handle es sich um ein System, das atmet – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. „Wir hatten nicht viel Zeit und mussten uns der uns vorliegenden Situation anpassen und das Beste aus dieser machen.“ Ein Spielball, den Dr. Michael Koch gerne aufnimmt: „Es gibt viele Bürger, die von Angst, Zweifel und Sorge erfüllt sind. Ein Gros der ehrenamtlichen Helfer teilt diese Gefühle mit ihnen. Aber: sie alle haben gemeinsam und geschlossen für diese Sache gearbeitet.“


Und zwar voller Motivation und Hand in Hand. Mittlerweile ist es voll im Speisesaal. Stimmengewirr durchbricht die anfängliche, durchaus etwas bedrückende Stille, die in diesem großen Raum regierte. Vereint sitzen die engagierten Helfer an den Tischen und lassen sich ihr Abendbrot schmecken, während Landrat Dr. Michael Koch sowie die Mitglieder des Kreistages ihnen ihren Dank aussprechen. Morgen, übermorgen, vielleicht auch noch überübermorgen wird – abgesehen von einzelnen Baugeräuschen – abermals Ruhe in das ehemalige Herkules-Center einkehren. Aber die Zeit wird kommen – und zwar eventuell noch diese Woche –, wenn für uns fremd anmutende Sprachen und Klänge die Liegenschaft mit Leben füllen. (Stefanie Harth) +++


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