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Frauenpower: Sind Frauen die besseren Chefs? // pixabay.com © moleshko (CC0 Public Domain) -

REGION O|N-SERIE: WISSEN

Frauenpower: Sind Frauen die besseren Chefs?

03.12.15 - Immer mehr Frauen erobern die Führungsetagen. Sind sie am Ende gar die besseren Chefs als ihre männlichen Kollegen? Gibt es so was wie einen weiblichen Führungsstil – und wie wirkt er sich auf Unternehmen aus? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Personalchefs, sondern auch die Aktionäre großer Unternehmen – und nun auch die Wissenschaft. Einige Studien versuchen, dem Mythos des weiblichen Führungsstils auf die Schliche zu kommen.
Die Fälle, auf die sich die Wissenschaft berufen kann, sind noch selten. Denn obwohl Gleichberechtigung in aller Munde ist und sich die westliche Welt gerne für ihre fortschrittliche und aufgeklärte Geisteshaltung rühmt, sehen die Tatsachen anders aus. Fakt ist: Im Topmanagement großer Unternehmen sind auch heute noch kaum Frauen vertreten. In Deutschland sind die 200 größten Unternehmen fest in der Hand von Männern: auf 907 Vorstandsposten sitzen hier gerade einmal 29 Frauen, wie eine Erhebung des DIW jüngst herausfand. Obwohl der Stellenmarkt für Führungskräfte in Deutschland theoretisch beiden Geschlechtern gleichermaßen offensteht, haben in der Praxis 90 der 100 größten Unternehmen keine einzige Frau im Vorstand. Als eine der wichtigsten Ursachen für diese „unsichtbare Decke“, an die Frauen häufig bei ihrem Aufstieg auf der Karriereleiter stoßen, werden oft männlich dominierte Seilschaften genannt.

Gibt es einen weiblichen Führungsstil?

Die Datenbasis, um Aussagen über den Führungsstil von Frauen zu machen, ist also noch ziemlich schmal. An Langzeitstudien mangelt es zu diesem Thema noch vollends. Dennoch können einige Studien mit ersten interessanten Ergebnissen aufwarten. Die britischen Wissenschaftler Renée Adams und Daniel Ferreira sind überzeugt, dass Frauen in der Führungsetage einen Wandel der Unternehmenskultur zur Folge haben. Frauen führen gewissenhafter, sozialer und nachhaltiger, so das Ergebnis ihrer Studien. So nähmen weibliche Aufsichtsratsmitglieder Beispielsweise viel häufiger an den Sitzungen Teil als ihre männlichen Kollegen. Das wiederum habe Auswirkungen auf den Aufsichtsrat insgesamt, denn in Gremien mit hohem weiblichen Anteil sei zu beobachten, dass auch die Männer weniger fehlen.

Profit vs. Nachhaltigkeit

In Norwegen gilt seit 2013 eine gesetzliche Frauenquote: Börsennotierte Unternehmen müssen ihre Vorstände mit mindestens 40 Prozent Frauen besetzen. Erste Studien haben nun die Folgen dieses Wandels untersucht, indem sie die betroffenen Unternehmen mit Firmen verglichen, die von der Gesetzesänderung nicht betroffen waren. Das zentrale Ergebnis ist bemerkenswert: Offenbar gehen Frauen besser mit ihren Mitarbeitern um. So gab es beispielsweise deutlich weniger Entlassungen als in den Vergleichsfirmen. Außerdem nahmen Aufsichtsräte mit hohem weiblichem Anteil die Unternehmensführung deutlich strenger in die Pflicht: Sie neigen weniger zur Selbstüberschätzung und feuern Manager schneller bei Misserfolgen aufgrund zu hoher Risikobereitschaft. Die beschriebenen Verhaltensweisen lassen sich unter dem Stichwort der Nachhaltigkeit zusammenfassen – ein Führungsstil also, von dem Unternehmen langfristig profitieren. Dennoch haben diese positiven Ergebnisse der Studie auch eine Kehrseite, die den Aktionären weniger gefallen dürfte. Durch einen eher zurückhaltenden Umgang mit Entlassungen hatten die Unternehmen höhere Personalkosten zu verbuchen und machten deshalb weniger Profit. Im Schnitt ganze 4 Prozentpunkte weniger als die Vergleichsunternehmen. 

Vorsicht vor Klischees!

Allerdings wollen die Forscher diese Ergebnisse nicht falsch verstanden wissen. Die Studien gäben erste interessante Anhaltspunkte über einen neuen Forschungsgegenstand, dem weiblichen Führungsstil. Ob sich dieser tatsächlich signifikant von dem der Männer unterscheide – und wie – das müsse man nun mit Langzeitstudien untersuchen. Viele Dinge, die man gemeinhin über die Unterschiede von Frauen und Männern glaube, seien bloße Vorurteile, die sich in der Realität oft als unbegründet herausstellten. Man darf also hoffen, dass die Wissenschaftler in den kommenden Jahren immer mehr Frauen in Führungsetagen vorfinden werden, die sie unter die Lupe nehmen können – und gespannt sein, was sie dabei herausfinden.


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