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- Fotos: Gudrun Schmidl

BAD HERSFELD Erwachsene spielen für Kinder

Krippenspiel in der Stadtkirche: Vertraute Geschichte in heutiger Zeit

25.12.15 - Ein humorvolles Krippenspiel, das trotzdem sehr ernst gemeint ist, wurde am Heiligabend  in der Stadtkirche in Bad Hersfeld von Erwachsenen für Erwachsene und Kinder aufgeführt. Zwölf zauberhafte kleine Engel bildeten den Engelschor und versicherten mit Flötenbegleitung „Vom Himmel hoch, da komm´ ich her“ und sangen auch beim Abschlusslied „Ihr Kinderlein kommet“ textsicher mit. Für die Mädchen, die dem Aufruf der evangelischen Stadtkirchengemeinde folgten, ging mit diesem kleinen Auftritt ein großer Wunsch in Erfüllung.

„Wir halten an den traditionellen Rollen fest, es geht uns sonst viel verloren“, bekräftigte Pröpstin Sabine Kropf-Brandau im Vorfeld. Sie hat die Vorlage zum Krippenspiel überarbeitet und ihre Version in den Krippenspielproben mit den Mitspielern eingeübt. Jeder und jede, die Freude daran haben, eine der bekannten Rolle zu übernehmen, können beim Bad Hersfelder Erwachsenenkrippenspiel mitwirken, das in diesem Jahr zum dritten Mal in der Stadtkirche auf Weihnachten einstimmte. Sabine Kropf-Brandau steht modernen Verfremdungen der Weihnachtsgeschichte eher skeptisch gegenüber. Sie fragt: „Wer soll die Verfremdung verstehen, wenn er noch nicht einmal die Weihnachtsgeschichte kennt?“

Pfarrer Frank Weber ...

Kaiser Augustus braucht Geld

Kein Platz in der Herberge – Maria und Josef werden schroff abgewiesen ...

In diesem Krippenspielgottesdienst übernahm der frühere Raboldshäuser Pfarrer Frank Weber die schöne Aufgabe, die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium 2, 1-14 vorzutragen, die hier im Wortlaut nachgelesen werden kann:

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Pröpstin Sabine Kropf-Brandau ist es gelungen, die vertraute Weihnachtsgeschichte in die heutige Zeit zu versetzen. Augustus braucht Geld und denkt an eine Steuerreform. „Es gibt Menschen, die keine Steuern zahlen, obwohl sie es könnten“ und genau die sollen sich registrieren lassen, lautet sein Gebot. In kurzen, prägnanten Szenen wurden die einzelnen Stationen der Weihnachtsgeschichte auf dem extra aufgebauten Podest vor dem Altarraum oder unter Einbeziehung des Mittelganges erzählt, den auch die Hirten auf ihrem Weg zur Zählung gingen.

„Wer sind die?“, fragen die Bürokraten entsetzt, als sie die Hirten entdecken, die genau wie alle Armen, Lahmen, Wegelagerer und Flüchtlinge gar nicht gezählt werden sollen, weil sie nicht zählen. Obwohl der Andrang noch groß ist, wird das Büro geschlossen. Ein positives Beispiel für gelebte Gastfreundschaft ist Martha. Den anderen Wirtsleuten ist sie suspekt, weil sie für wenig Geld alle möglichen Menschen in ihrer Herberge aufnimmt, so wie Maria und Josef, denen sie allerdings nur den Stall anbieten kann. „Wenn das Kind erst geboren ist, bleiben die doch hier“, befürchten die Frauen, die Maria und Josef schroff abwiesen, sich später, als sie sich der Bedeutung des Kindes bewusst werden, allerdings hinterhältig einschmeicheln. Viele weitere Passagen nahmen direkt Bezug auf die Flüchtlingssituation und andere gesellschaftskritische Aspekte.

Lichttechnisch bestens in Szene gesetzt wurden die Mitspieler vom Technik-Team rund um Werner Eggert und Mathias Klar. Während im letzten Jahr die Tontechnik komplett ausfiel, sicherten die Profis in diesem Jahr einen reibungslosen Ablauf zu. Ein zunächst hoffnungsloses Bild boten die Hirten auf dem Felde bei flackerndem Lagerfeuer. „Die armen Leue bleiben arm, die reichen Leute bleiben reich“, klagen sie und befürchten: „Gott hat uns vergessen“. Doch schon bald machen sie sich voller Hoffnung auf den Weg nach Bethlehem. Diese Hoffnung und endlich auch Weihnachtsstimmung nach der frühlingshaft warmen Adventszeit begleitete die vielen Gottesdienstbesucher auf dem Weg nach Hause, wo auf alle „kleinen Engel“ und auch die Erwachsenen die Bescherung wartet, wohl wissend, warum Christen in aller Welt Weihnachten feiern. (Gudrun Schmidl) +++

Martha hat ein großes Herz und bietet Maria und Josef den Stall als Bleibe an


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