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REGION O|N-SERIE: WISSEN

Mit wenigen Schritten das Heizen optimieren  

06.02.16 - Der bislang vergleichsweise milde Winter macht es in weiten Teilen von Deutschland recht einfach, bei den Heizkosten den einen oder anderen Euro einzusparen. Das bedeutet andererseits jedoch kein Ruhepolster, auf dem man sich ausruhen sollte: Beim Heizen lassen sich viele Aspekte optimieren, um nicht nur die Kosten und den Energieverbrauch, sondern gleichzeitig auch den CO2-Ausstoß zu verringern.    

Die „Hardware“: Heizkessel, Heizkörper und Thermostate  

1.      Heizkessel

Zu den größten Kostenfressern gehören alte oder defekte Heizkessel. Dabei ist die Wärmewende ein integraler Bestandteil der Energiewende als solcher, immerhin wird ein Großteil der in einem Haushalt aufgewendeten Energie für Wärmezwecke genutzt. Der Anteil am Endenergieverbrauch liegt somit bei rund der Hälfte. Während diesem Missstand bei Neubauten mit immer neuen Verschärfungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) entgegengewirkt wird – in der Novelle für 2016 ist beispielsweise eine Senkung des Wärmeverlusts um weitere 20 Prozent und eine Reduzierung des Primärenergiebedarfs um zusätzliche 25 Prozent vorgesehen –, verhindert gerade die geringe Modernisierungsrate bei Altbeständen eine wirkliche Trendwende im Wärmesektor.

Quelle: Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie

Ein gewichtiger Grund hierfür mögen die zu leistenden Investitionen darstellen, die eine Erneuerung der Heizanlage erfordert. Moderne Brennwertkessel können preislich durchaus im fünfstelligen Bereich liegen, selbst wenn Fördermaßnahmen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) genutzt werden. Umgekehrt lässt sich im Vergleich zwischen neuer und alter Technik ein signifikanter Teil der Energie – und damit der Kosten – im Jahr einsparen. Noch dazu gibt es diverse Möglichkeiten bei der Erneuerung der Heizanlage

·         Erdgas
Gas ist nach wie vor der am weitesten verbreitete Wärmeerzeuger in Deutschland und Erdgas-Brennwertheizungen bieten im Vergleich zu älteren Kessel, die bereits 20 Dienstjahre bewältigt haben, ein Energieeinsparpotenzial von bis zu 30 Prozent. 

·         Öl
Direkt dahinter liegen Ölheizungen, die durch die aktuell niedrigen Preise eine attraktive Alternative darstellen – dennoch ist Öl im Vergleich mit anderen Energieträgern teurer. Da ein Ziel der Energiewende zudem eine Abkehr von fossilen Brennstoffen ist, sollte aus Klimaschutzgründen eine Investition in diese Technik genau überdacht werden. 

·       Holzpellets
Das Heizen mit Holz folgt in den letzten Jahren einem stetigen Aufwärtstrend, auch wenn es noch hinter den „klassischen“ Energieträgern zurückbleibt. Das liegt einerseits an der guten Energieeffizienz von Biomassekesseln und zum anderen an der guten Ökobilanz, denn Holz gibt beim Verbrennen nur so viel CO2 ab, wie es vor seiner Verarbeitung gebunden hat. Steht der Umwelt- und Klimaschutz bei einer Entscheidung für diese Form der erneuerbaren Energie im Vordergrund, sollte unbedingt auf die Herkunft der Holzpellets geachtet werden. 

·         Wärmepumpen
Die Nutzung der vorhandenen Wärme in Luft, Erde oder Grundwasser erfordert die in Relation höchsten Investitionskosten – je nach gewähltem Energieträger –, ist dafür beim letztendlichen Verbrauch sehr günstig. Weiterer Pluspunkt: Es werden keine Räumlichkeiten und Tanks zur Lagerung benötigt.   

2.     Heizkörper

Neben der Modernisierung der Heizungsanlage trägt auch die richtige Einstellung der Heizkörper in der Wohnung zu einem effizienteren und kostensparenderen Umgang mit Wärme bei. Schließlich ist niemandem geholfen, wenn die vom neuesten Heizungssystem produzierte Wärme von den Heizkörpern nicht in der gewünschten Form abgibt. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, um den Status quo zu optimieren.  

Die Luft rauslassen

Bei niedrigen Außentemperaturen wünscht man sich wenigstens behagliche Temperaturen in der Wohnung. Als Ärgernis erweist es sich dann oft, wenn die Heizkörper beim Beheizen der Räumlichkeiten einfach nicht mitspielen und gar nicht oder nur sehr langsam warm werden. Der Grund hierfür ist kein Geheimnis und so gut wie immer in zu hoher Anteil von Luft in den Heizungen.

Viel mehr als der richtige Schlüssel für das Heizungsventil ist zum Entlüften nicht ...

Das äußert sich auch akustisch durch das vielfach sicherlich bekannte Gluckern in den Heizkörpern. Spätestens daran lässt sich erkennen, dass die Heizwasserzirkulation durch zu viel Luft eingeschränkt oder unterbrochen wird. Kann das heiße Wasser jedoch nicht mehr wie vorgesehen in den Heizkörper hinein, wird dieser eben auch nicht warm – jedenfalls nicht in der üblichen Zeitspanne.

Daher ist das Entlüften der Heizung eine notwendige Maßnahme, die auch ohne Auffälligkeiten regelmäßig zur Vorbeugung durchgeführt werden sollte. Hierfür ist kein Experteneinsatz erforderlich, denn der Aufwand ist in jeder Hinsicht gering, insbesondere in Relation zum Ergebnis. Zur benötigten Ausstattung gehören lediglich ein entsprechender Entlüftungsschlüssel, ein Gefäß zum Auffangen von möglicherweise heraustropfendem Wasser und ein Lappen. Wer sich dennoch unsicher ist, kann diese detaillierte Anleitung zu Rate ziehen. Die Entlüftung sollte regelmäßig durchgeführt werden, denn richtig funktionierende Heizkörper können den Energieverbrauch um bis zu 15 Prozent senken.  

Hydraulischer Abgleich

Wenn die Heizkörper trotz einer Entlüftung immer noch auffällige Geräusche produzieren oder sich entgegen der Einstellung der Thermostatventile verhalten, lassen sich diese Probleme möglicherweise mit Hilfe eines hydraulischen Abgleichs beheben. Anders als das Entlüften muss der allerdings vom Fachmann besorgt werden, entsprechend muss hier mit Kosten gerechnet werden.

Die liegen für ein Einfamilienhaus zwischen 300 und 500 Euro – es sei denn, es müssen beispielsweise voreinstellbare Thermostatventile nachgerüstet werden. Die sind Voraussetzung für die Durchführung des Abgleichs und kosten noch einmal zwischen 30 und 70 Euro pro Heizkörper. Langfristig lassen sich durch diese Maßnahme jedoch rund 110 Euro im Jahr bei den Heizkosten einsparen. Je nach Höhe der anfallenden Kosten liegt die Amortisationszeit somit bei etwa sechs Jahren.

Konkret geht es bei einem hydraulischen Ausgleich um die gleichmäßige Verteilung von Wasser und Druck in allen Heizkörpern. Nach der Berechnung der jeweiligen Heizlast aller Räume werden die Werte mit der Leistung der Heizkörper verglichen. Dabei wird auch die Entfernung von der Heizungspumpe berücksichtigt. Auf Grundlage der Berechnungen werden die einzelnen Heizkörper eingestellt. Datenaufnahme und Berechnung dauern insgesamt rund 5,5 Stunden, die Einstellarbeiten nehmen im günstigsten Fall etwa fünf Minuten pro Heizkörper in Anspruch. Ein hydraulischer Abgleich kann im Übrigen bei allen Heizungen durchgeführt werden – bei Einrohr- und Fußbodenheizungen ist das Verfahren allerdings etwas schwieriger anzuwenden.  

Der richtige Dreh

Die schon angesprochenen Thermostatventile können sogar noch einem sehr viel größeren Umfang zu einem effizienteren Heizen beitragen. Die Ausstattung der Heizkörper mit elektronischen, programmierbaren Thermostaten kann in einem Einfamilienhaus zu einer Heizkostenersparnis von rund 135 Euro führen und nebenbei noch den CO2-Ausstoß reduzieren.  

Programmierbare Thermostate können auch ohne Expertenhilfe installiert werden. ...

Das Prinzip der Thermostate ist hinlänglich bekannt, immerhin sind sie mittlerweile Standard bei Heizungssystemen. Stufenweise kann die Aufheizphase für jeden Heizkörper einzelnen eingestellt werden – auf Stufe 1 wird das Thermostatventil so weit zugedreht, dass die erreichbare Raumtemperatur bei zwölf Grad Celsius liegt. Auf Stufe 5 hingegen erlaubt die Öffnung des Ventils einen stärkeren Durchfluss des Heizwassers, so dass die Raumtemperatur steigt.

Noch einfacher und vor allem genauer lässt sich die Temperatur mit programmierbaren Thermostaten regeln, wie der test-Redakteur Thomas Müller im Interview erklärt. Besonders die zeitgenaue Einstellung der Heizphasen kann den Energieverbrauch reduzieren, dazu verspricht die Möglichkeit der Programmierung einen Zugewinn an Komfort: Immerhin müssen die einzelnen Thermostate nur einmal nach Wunsch eingestellt werden und nicht mehr täglich.  

Die Umgebung: Abdichten, Lüften und Wohnungsausstattung   

1.     Schwachstellen abdichten

Das effizienteste Heizungssystem mit optimal eingestellten Heizkörpern kann nur bedingt zur Kostensenkung beitragen, wenn zu viel Wärme verloren geht. Kritische Punkte sind in dieser Hinsicht beispielsweise schlecht abgedichtete Fenster, ähnlich sieht es aber auch bei Türen aus. Besonders bei Fenstern kann eine mit der Zeit poröse und somit durchlässige Kunststoffdichtung unangenehme Folgen haben, die sich beispielsweise in spürbarer Zugluft äußern.

Am einfachsten lassen sich derartige Problemstellen mit Schaumdichtungsband oder Gummidichtungen beheben. Über Nacht ist es zudem sinnvoll, die Rollläden zu schließen, da über die Fenster ansonsten ein erheblicher Teil der Wärme nach außen abgestrahlt wird. Hinsichtlich der Türen gilt, diese besonders zu Räumen, die wenig oder gar nicht beheizt werden, geschlossen zu halten. Zieht es unter den Türen hindurch, sind Zugluftstopper eine der Möglichkeiten, Wärmeverluste zu mindern.

Weitere Schwachstellen sind daneben die Rolllädenkästen und die Heizkörpernischen. In beiden Fällen können nachträglich angebrachte weiche Dämmmatten für eine angemessene Isolierung sorgen.   

2.     Die richtige Luftzirkulation

Auch wenn es, abhängig von der Temperatur, bisweilen unangenehm erscheinen mag, so ist auch im Winter ein regelmäßiges Lüften der Wohnung notwendig. Dabei geht es nicht allein um die Zufuhr von frischem Sauerstoff, sondern vielmehr darum, im Haushalt verdunstete Flüssigkeit nach draußen abzuführen. Das richtige Vorgehen ist in dieser Angelegenheit zwar hinlänglich bekannt, trotz allem der Hinweis: Gekippte Fenster sind beim Lüften nicht ausreichend, egal wie lange sie so geöffnet werden. Zum einen ist der damit erzielte Luftaustausch minimal, dafür kühlen zum anderen die Wände aus – das ist heiztechnisch nicht nur ineffizient, sondern begünstigt auch Schimmelbefall.  

Um Kondenswasserbildung zu vermeiden muss auch im Winter richtig gelüftet werden. ...

Deshalb lieber mehrmals am Tag einige Minuten stoßlüften. In den Wintermonaten von Dezember bis Februar reichen zwischen vier und sechs Minuten aus, in den Sommermonaten kann das Lüften natürlich auch länger dauern. Im besten Fall kann durch das Öffnen eines gegenüberliegenden Fensters ein Durchzug erzeugt werden. Die Einstellung der Heizungsthermostate sollte dem Lüftverhalten selbstverständlich angepasst werden.   

3.      Gestaltung des Wohnraums

Was für zu dünne Wände hinter den Heizkörpern gilt, ist für den Raum vor ihnen längst nicht angemessen. Das Abstrahlen von Wärme an die Wände und somit an die Umwelt sollte zwar mit entsprechender Dämmung unterbunden werden, umgekehrt sollte die Wärme aber ungehindert an den Wohnraum abgegeben werden. Daher sollten möglichst keine Möbel direkt vor den Heizkörpern postiert werden, ebenso wenig sollten schwere Vorhänge oder Gardinen die Heizungen blockieren.

Das Auslegen von Teppichen oder Läufern hingegen kann dabei helfen, die Raumtemperatur sogar um ein paar Grad zu drosseln. Das Kälteempfinden in Räumen mit Fliesen-, Stein- oder Holzböden kann so derart beeinflusst werden, dass diese als rund zwei Grad wärmer empfunden werden – entsprechend muss die Heizung weniger hochgedreht werden.  

Wie hoch die Einsparungen mit einer Optimierung der Heizungsanlage und der persönlichen Gewohnheiten ausfallen könnten, zeigt eine Beispielrechnung. Schon wenige Maßnahmen bringen langfristig eine erhebliche Kostenersparnis – und die durch die weniger verbrauchte Energie kann ein Beitrag zur Wärmewende und somit zum Schutz des Klimas geleistet werden.    

 


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