Guter Rat ist nicht teuer .... Gedanken von Christina LEINWEBER

ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestu-dium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hatte dann ihr erstes Staatsexamen in der Tasche, bestand nach einjähriger Refendarzeit in Lauterbach auch das zweite Staatsexamen und ist seit Beginn des Schuljahres 2015/2016 Lehrerin an einer Fuldaer Mädchenschule. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 163 Wochen) in der Serie NACHGEDACHT Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht.

21.02.16 - "Ich brauche einen Rat, ich weiß nicht mehr weiter, bitte hilf mir, sag mir, was ich machen soll." - Vielleicht nicht so oft oder auch schon mehrfach wird man mit diesen Worten angesprochen oder hat sie schon selbst an jemanden gerichtet. Ein Ratsuchender möchte Hilfe, die ihm einen neuen Weg aus der momentanen Hilflosigkeit weist. Es ist schon lange her, als ich genau über dieses Thema mit einer ausgebildeten Therapeutin gesprochen habe. Diese mir sehr sympathische Frau meinte damals, dass sie gelernt habe, Menschen keinen Rat mehr zu geben, sondern ihnen aufmerksam zuzuhören und mit dem Ratsuchenden dann selbst Lösungsmöglichkeiten erarbeite.

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Vorteil bei dieser Methode ist es, dass der Fragende selbst Antworten entwickelt, was wiederum bedeutet, er könnte sie auch selbst als Lösungsschritte in der Realität nutzen. Denn was bringt ihm ein Rat mit einer konkreten Anweisung, den er selbst nicht umsetzen kann? Nur er selbst weiß, was in seinen Möglichkeiten steckt. Vielleicht ist es aber auch so, dass unser Ratgeber uns einfach nur richtig kennen muss, damit er uns eine Hilfe gibt, die auch tatsächlich zu uns passt?

Vielleicht ist es aber auch so, dass wir uns manchmal die Worte, die wir brauchen, nicht selber sagen können. Dazu fällt mir ein Schlüsselerlebnis ein: Letztes Jahr musste ich mich unbedingt für etwas Wesentliches entscheiden. Die Zeit wurde immer knapper und ich habe wirklich innerhalb von 14 Tagen rund zwanzig Menschen um Rat gefragt. Nach dieser Odyssee, die mir nur schlaflose Nächte aber wenig Erkenntnis brachte, saß ich freitagabends vollkommen niedergeschlagen bei meinen zukünftigen Schwiegereltern. Und ich weiß noch wie heute, dass die Mutter meines Mannes diesen Rat an mich richtete, der eine Aufforderung war: „Christina, du machst das jetzt und ziehst das durch!"

Ab diesem Zeitpunkt habe ich danach gehandelt. Ich brauchte keine weiteren Fragen, sondern einfach nur diese Worte, um wieder handlungsfähig zu werden. Allerdings muss ich sagen: Sie konnte mir diesen richtigen Rat geben, weil sie mich gut genug kennt. Und ich konnte die Worte auch annehmen, weil mein Bauchgefühl zugestimmt hat. Ich habe auch schon genau solche Aufforderungen in anderen Kontexten erhalten und habe mich partout nicht daran gehalten, weil ich im Inneren gemerkt habe, dass ich das nicht möchte.

Das Bauchgefühl, der richtige Berater und die richtigen Fragen oder auch Anweisungen sind wichtige Komponenten, um uns aus einer fraglichen Situation herauszuhelfen. Besonders in schwierigen Momenten wünschen wir uns Hilfe, die wir aber nur manchmal erhalten. Guter Rat ist vielleicht nicht teuer. Manchmal liegt er in uns selbst. Und manchmal brauchen wir einen Menschen, der uns die richtigen Worte sagt, die sofort in unser Inneres gehen und die wir so sehr benötigen, um weiterzumachen. (CHRISTINA LEINWEBER) +++