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FULDA Feierliche Enthüllung der Gedenktafel

Freiherr-vom-Stein-Schule erinnert an ihre ermordeten jüdischen Schüler

02.03.16 - „Jeder Mensch hat einen Namen“ – unter diesem Motto steht die Einweihung der Gedenktafel an der Freiherr-vom-Stein-Schule in Fulda am Dienstag. Die Schule erinnert mit dieser Tafel an ihre, während des Nationalsozialismus ermordeten, jüdischen Schüler. 104 von ihnen wurden in den Konzentrationslagern, wie Auschwitz, Theresienstadt und Bergen-Belsen ermordet. Lediglich 240 von Ihnen ist die Flucht vor den Nazis ins Ausland geglückt.

1838 als Real- und spätere Oberrealschule Fulda gegründet, wurde sie bis 1936 von 700 jüdischen Schülern besucht. Ende des 19. Jahrhunderts waren fast die Hälfte aller Schüler jüdischen Glaubens. Nur zwei Jahre später fand sich kein jüdischer Name mehr in den Schülerlisten. „Wir müssen uns mit unserer Geschichte auseinandersetzen, den Schülern ihre Identität, ihre Namen wiedergeben“, fordert Helmut Sämann, der ehemalige Direktor. Die Tafel mache jedem bewusst, in welcher Freiheit die Menschen heute leben und dass sich Geschichte jederzeit wiederholen könne.

Fotos: Toni Spangenberg

Johanna Morrmann am Violoncello spielt "La Foi - Religioso".

Helmut Sämann, ehemaliger Direktor der Schule, fordert den Schülern von damals ...

„Die Gedenktafel ist hier im Atrium sehr gut platziert. Sie rückt das Erinnern in den Mittelpunkt des Schulalltags“, findet Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld. Er wirft die Frage auf, warum man bis 2016 gewartet habe, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. „Wir sind immer wieder dazu aufgerufen uns zu erinnern, denn der Holocaust ist nicht so abstrakt, wie im Unterricht dargestellt. Er war hier vor Ort und unser Gemeinwesen geprägt.“ Mit 14 Jahren habe Wingenfeld die ehemaligen Nachbarn seiner Großeltern kennengelernt, die heute in New York wohnen. Nicht Buchenwald, sondern die Erfahrung von Mitmenschen, Freunden und Bekannten durch die Straßen Fuldas getrieben worden zu sein, sei die schlimmste Erinnerung an damals. „Das Erinnern ist ein ständiger Auftrag und muss uns Demokraten dazu ermutigen, dass sich Geschichte nicht wiederholt.“ Der gegenwärtige Hass, der vielen Flüchtlingen entgegenschlägt, zeige, dass es Anlagen in den Menschen gebe, denen man entgegentreten müsse.

Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld.

Daniel Neumann findet die Einweihung der Gedenktafel sei längst überfällig. ...

Daniel Neumann, der geschäftsführende Direktor des Landesverbands der jüdischen Gemeinden in Hessen stellt den anwesenden Schülern die Frage, warum man sich überhaupt erinnern müsse. „Warum sollte man das kollektive Versagen einer ganzen Nation und deren Bürgern dem natürlichen Kreislauf des Vergessens entreißen? Warum sollte man sich mit der Ignoranz und Gleichgültigkeit auseinandersetzen, die dazu führte, dass Schüler wie Vieh zu den Güterwagons getrieben werden?“ Es könne so einfach sein zu vergessen, doch wir spürten, dass uns die Vergangenheit einhole. „Das ideologische Gift der NS-Zeit ist nicht plötzlich verschwunden. Ein flüchtiger Blick auf Europa verheißt nichts Gutes. Rechtsextreme Parteien verzeichnen überall einen großen Zustrom.“

Eines müsse jedem klar sein: „Nicht nur die jüdische Gemeinde, sondern unsere gesamte freiheitlich gleichberechtigte Gesellschaft, unsere Demokratie, unserer Rechtsstaat und damit das Leben, wie wir es kennen, steht auf dem Spiel.“ Daher sei diese Gedenktafel mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen längst überfällig. Rechtsextremismus und Fremdenhass könne nur bekämpft werden, indem niemand wegschaut, sondern jeder den Mund aufmacht. „Ihr seid die Zukunft. Macht was draus“, ruft Neumann den Schülern zu. (Toni Spangenberg) +++

Bariton Valentin Löbens singt die Arie "Vouchsafe, oh Lord".

Dr. Michael Imhof erinnert an das Schicksal des mit 19 Jahren in Auschwitz ermordeten Salomon Frank. ...

Der Leistungskurs Geschichte führte ein kurzes Stück auf, bei dem jeder Schüler symbolisch ...

Reinhold Feldmann begleitet die Festlichkeiten am Klavier.

v.l.: Roman Melamed (jüdische Gemeinde Fulda), Daniel Neumann (Landesverband jüdischer Gemeinden ...

Laura Pappert beendet die Festlichkeiten mit der Sonate in G-Moll.

Die Gedenktafel mit den Namen der ehemaligen jüdischen Schüler.


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