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Nicolas Schmiedel aus Haselbach auf dem Rückweg vom Schwimmbad immer noch gut gelaunt... - Fotos: Barbara Enders

BISCHOFSHEIM Braveheart-Battle 2016

Verrücktes Extremsportevent startete zum ersten Mal in Bischofsheim

14.03.16 - Kurz nach vier Uhr am Feuerhindernis: Scheinbar stauten sich die Läufer vor der brennenden Hürde, aber weit gefehlt. Eigentlich sollte hier eine Barriere aus brennendem Holz überwunden werden, jedoch blieben die Läufer stehen, um sich hier die ausgekühlten Körper zu wärmen. Ein in der Hecke gefundener alter Topf wurde mit Wasser gefüllt und auf dem Feuer erhitzt, hier wärmten die Läufer die kalten Hände, bevor sie sich auf den Rückweg zur Stadt machten.

Wasser, Schlamm, Schnee und Kälte

Warum die Teilnehmer des erstmals – nach sechs Auflagen in Münnerstadt - in Bischofsheim stattfindenden Extremlaufes namens Braveheartbattle dankbar für jedes bisschen Wärme waren, wird dem klar, der die 2.699 Läufer auf der Strecke sah. Das Lauf- und Abenteuerevent begann für sie mit dem Start um 11:00 Uhr am Schulsportplatz. Nach dem Eid der Braveheart-Kämpfer, den sie vor dem Masterchief und Organisator Joachim von Hippel ablegen mussten, schickte sie der Startschuss auf die Strecke.

... ebenso wie seine Freunde, die nach dem Schlammbad kaum noch erkennbar sind. 2. v. ...

Sina Fuchs (im Wasser zweite von links) kam mit 5:24:29 ins Ziel

Ohne Einlaufzeit führte die Route sofort steil bergan, über die Frankenheimer Flur zur Osterburg. Von dort oben ging es wieder bergab und über die Treppen der Haselbacher Skisprungschanze hinauf zu mehreren Auf- und Abstiegen durch die schneebedeckten Hänge des Buchenwaldes. Am Kreuzberg erwarteten die Läufer neben einer willkommenen Verpflegungsstation Kriechhindernisse im Schnee (Snow Blind), angesichts der teilweise knappen Bekleidungder Läufer sicherlich kein Kinderspiel.

Denn für die meisten ist das kein ausschließlich sportliches Event, sondern zunächst mit viel Spaß verknüpft, der sich in den kuriosesten Kostümierungen äußert. Natürlich gab es Braveheart-Kostüme wie aus dem Film entsprungen, Indianer, Schotten, eine Truppe in rot-weiß geringelten Badeanzügen mit Schwimmringen in Quietsche-Entchen-Form – das und mehr bot sich den vielen hundert Zuschauern, die mit Shuttle-Bussen zu den Hotspots genannten Plätzen gefahren wurden.

Vom Gasthof Roth am Kreuzberg führte die Route wieder bergab zum Haselbacher Festplatz, wo durch Schrottautos gekrochen und eine glitschige Fläche gequert werden musste. In sanftem Auf und Ab durch die Haselbacher Flur und über den Finkelberg erreichten die Läufer nach einer schmierigen Rutschpartie am Steilhang die Bischofsheimer Innenstadt.

Eventzentrum Innenstadt

Für die vielen Zuschauer war hier klar das „El Dorado“ der Hindernisse zu finden und vor allem bequem fußläufig zu erreichen. Mit der „Dark Chamber“ begann der extreme Teil des Laufes. Die kleine Josefsbrücke aus Sandsteinbögen war mit Planen verhängt und komplett vernebelt. Von hier aus ging es noch ein paar Meter im Wasser weiter, hinter dem Rentamtsgebäude bog die Route direkt in die Innenstadt, wo vor dem Rathaus mehrere Kletterhindernisse aufgebaut waren. Hier konnten die Läufer, angefeuert von Stadtrat Benjamin Lenhard, über eine Spendenmatte laufen und damit je drei Euro für die Kindergärten der Stadt spenden.

Am Marktplatz wartete eine riesige Strohwand, die Schäfer-Wall ihre Bezwingung, danach gleich ein Kriechhindernis durch Betonrohre und einige hundert Meter weiter die Tauchwannen mit eiskaltem Wasser. Auch in der Innenstadt gab es Verpflegungsstationen sowie ein breites gastronomisches Angebot für die Zuschauer. Einige Gastronomen hatten den Ausschank auf die Straße verlegt, sodass man beim Kaffeetrinken immer noch ein Auge auf die Hindernisse haben konnte.

Der aus Bischofsheim stammende Sven Heim war sich auch nicht zu schade, auf die bislang ...

Der Afrika-Radler aus Bastheim Horst "Giovanni" Johannes absolvierte die Strecke ...

Falls es noch nicht extrem genug schien, muss man sich vergegenwärtigen, dass die Läufer ab jetzt klatschnass waren. Da machte die kurze Strecke durch das Flüsschen Brend zur Querung der Kissinger Straße fast gar nichts mehr aus, doch danach folgten erneut Kriechhindernisse im Wechsel mit Kletterwänden, die, begleitet vom lauten Gebrüll der Drill-Sergeants, bezwungen werden mussten.

Klappspaten dabei?

Dann folgten die Zuschauerlieblinge unter den Hindernissen, die bereits aus Münnerstadt berühmten und berüchtigten Erdgruben auf der Wiese neben dem Schwimmbad. Hier hatte tags zuvor ein Panzer der Bundeswehr vier Meter tiefe Löcher ausgehoben, die sich in der Zwischenzeit teilweise mit Wasser gefüllt hatten. Die ersten hundert Läufer kamen laut Zuschauerberichten noch ganz gut hindurch, später wurde es zu einer Tortur, da der Schlamm so zäh und tief wurde, dass manchmal nur noch der Einsatz von Rettungskräften der Bergwacht mit dem Spaten half. Später wurden drei Gruben geschlossen, da kein Durchkommen mehr möglich war. Der Bundeswehrpanzer hatte zudem beim Rangieren einen Teil der Wiese zum Acker verwandelt, sodass auch die Besucher achtgeben mussten, um nicht im mittlerweile sumpfigen Erdreich stecken zu bleiben. Nach der Schlammschlacht wurde wieder die Brend gequert, dahinter empfing starker nasser Gegenwind aus den Schneekanonen der Arnsberglifte die Läufer, die etwas sauberer aus dem Hindernis kamen.

Kälte und Wasser zehrten an den Kräften

Die Temperaturen des Tages stiegen kaum über 6 bis 7 Grad an, sodass einige kräftig zitterten, sobald sie an Stauungen vor den Hindernissen warten mussten. So war es dann auch keine Kostümierung mehr, als vermehrt goldene „Umhänge“ auftauchten, sondern Rettungsdecken, die von Helfern ausgeteilt wurden.

Sven Heim beim Ausstieg aus den Wassercontainern, dem "silver 7"

Dem schönen Wechsel von Wasser und Schlamm folgend kamen noch einige hundert Meter im Bachbett der Haselbach und dann wieder ein Kriechgang, der mit Weidezaun überspannt war und zudem unter Strom-Spannung stand. Hier nun, nach vielen quälenden Kilometern durch Schnee, Wasser und Schlamm, kam endlich ein wärmendes Plätzchen, an dem sich die Läufer - wie oben beschrieben - erst einmal aufwärmten. Wer nun dachte, das Schlimmste sei ausgestanden, täuschte sich gewaltig.

Auf dem Rückweg nochmal das Gleiche

Fast die gesamte Strecke samt Hindernissen musste nun auf dem Rückweg wieder bezwungen werden, einzig der Abstecher hinauf zum Kreuzbergsattel wurde auf dem Rest des Weges erspart. Somit gab es für die Zuschauer in der Innenstadt wieder sehenswerte Situationen bei den sich im Gegenverkehr treffenden Läufern.

Abschlussparty – ohne „Real Steel“

Bei der Abschlussparty im Festzelt am Sportplatz fand man am Abend viele Einheimische und Helfer von Feuerwehren und Rettungskräften, die sich nach Dienstende noch ein Abschlussbier gönnten. Von den Läufern waren kaum welche anwesend, die pflegten ihre geschundenen Körper lieber in den Unterkünften oder Zuhause. So auch die fünf Freunde von „Real Steel“, die am Ende in der Teamwertung mit einer Zeit von 5:43 Stunden auf Platz fünf landeten. Sie hatten sich bei Freunden in Bischofsheim schon im Vorfeld eine warme Dusche organisiert und kamen nicht einmal zur Siegerehrung zum Sportplatz.

Nach dem verdienten Abendessen wurde im Freundeskreis der Extremlauf diskutiert. Einer von ihnen war bereits 2015 in Münnerstadt dabei und stellte fest, dass es in Bischofsheim noch härter, noch länger war und mit 1.700 Höhenmetern samt Schnee alles Bisherige toppte. Die Anstiege an den Sprungschanzen durch den Wald waren heftig, das wechselnde Hoch und Runter zehrte an den Kräften und abwärts war nur noch ein Rutschen möglich. Hier gab es auch diverse Sturzverletzungen, die von den bereit stehenden Rettungskräften sofort behandelt wurden.

Alexander Beyfuß aus Schweinfurt ist Handballspieler und konzentriert sich auf Laufveranstaltungen wie demnächst einen Halbmarathon. Dieser Braveheartbattle war sein erster, eventuell würde er wieder einmal so eine Veranstaltung mitmachen. Er scheint wie seine Kollegen recht gut vorbereitet gewesen zu sein, denn alle sitzen nach dem Essen entspannt da, die durchgestandenen Strapazen merkt man keinem an. Darauf angesprochen lachen sie nur, „das kommt morgen früh beim Aufstehen, wenn man sich kaum noch bewegen kann“, befürchtete Florian Menzel, dem zwischen einigen Gläsern Wasser auch schon wieder ein Schluck Kreuzberger Klosterbier schmeckt. Die fünf Freunde hatten sich zum Ziel gesetzt, unter dem Zeitlimit von sechs Stunden zu bleiben, was sie auch geschafft hatten.

Lob und Kritik

Kritikpunkte haben die Fünf natürlich auch einige, so seien zu wenige Verpflegungsstände angeboten worden. Zudem standen diese oft so, dass nach der Essensaufnahme sofort wieder ein Hindernis an stand. Die Stände waren häufig zu klein, die Bereitsstellungstische zu kurz, sodass sich auch hier immer wieder vermeidbare Staus bildeten.

Was teilweise als sehr störend auffiel, waren die nicht abgegrenzten Bereiche zwischen Läufern und Passanten, die sich häufig, wie an der Kissinger Straße zwischen Innenstadt und Schwimmbad, in die Quere kamen. Den Gegenverkehr der Läufer empfanden sie als entspannt, das hatte mit gegenseitiger Rücksichtnahme an den Hindernissen gut funktioniert.

Die Innenstadt beschrieben sie als gut organisiert, allein das Anfeuern durch Zuschauer oder Stimmungskapellen fehlte ihnen gewaltig, sodass die fünf jungen Männer froh waren, dass ihre Freundinnen an vielen Stellen schon bereit standen und mit Anfeuerungsrufen empfingen. Bei ihren Erzählungen fassen sie immer mal wieder auf die auf dem Tisch liegenden Wärmflaschen, denn die kalten Hände empfanden sie – trotz getragener Handschuhe – als kritisch. Alexanders Fazit ist nach den durchgestandenen Strapazen positiv: „Der Start war etwas konfus, aber es war ein schöner toller Lauf." (Barbara Enders) +++

Der gebürtige Haselbacher Florian Reder kurz nach dem Start (Nr. 3144)

Finisher: Im Zeitlimit angekommen, präsentieren sich die Läufer von Real Steel vor dem großen ... Fotos (2): Florian Menzel


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