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In Coras Straße kennt sie jeder - seit 15 Jahren macht sie, was sie will
30.03.16 - Bekannt wie ein bunter Hund: Wahrscheinlich gibt es keinen Vierbeiner, auf den dieses Sprichwort besser zutreffen würde als auf die 15-jährige Cora. Und das nicht nur, weil ihr Herrchen Stefan Henning Besitzer des bekannten Neuenberger Gasthofes "Drei Linden" mit Metzgerei und Gästezimmern ist. Auch ohne ihn würde man den Terrier-Jagdhund-Mischling in der Neuenberger Straße kennen und lieben.
Denn Cora ist kein gewöhnlicher Hund: Seitdem sie Stefan Henning gemeinsam mit seiner Frau und seinem mittleren Sohn Florian aus einem Wurf in Eichenzell nach Neuenberg geholt hat, macht Cora, was sie will: Sogar Gassi geht sie ganz allein - sehr zur Belustigung der Neuenberger Bürger. Cora denkt gar nicht daran, darauf zu warten, dass morgens jemand mit ihr rausgeht: "Sie kratzt an der Tür oder öffnet sie einfach selbst und dreht dann ihre Runde", erzählt Herrchen Stefan Henning. Meistens würde sie bis zum Hochhaus an der Feuerwache laufen, umdrehen und zurückkommen.
"Sie ist eben ein Freigänger", sagt Henning und lacht. Angefangen hätte das, als Cora noch ganz klein war: "Wir haben sie für 100 DM gekauft, da war sie ein paar Monate alt", erinnert sich der 56-Jährige. Während er selbst aus einer Metzger-Familie kommt und immer Hunde gehabt hat, konnte seine Frau Karin sich damals nicht vorstellen, einen Hund in der Wohnung zu halten: "Deswegen haben wir sie draußen in den Zwinger getan." Aus dem sei Cora aber regelmäßig ausgebüchst: "Sie war so klein, dass sie sich durch die Stangen zwängen konnte."
"Auf unseren abendlichen Spaziergang bestehe ich."
"Ich hab meiner Frau gesagt, dass ich den Zwinger ausbessern und Cora so lange nach drinnen kommen muss." Hinter Gittern landete sie danach aber nie mehr: "Nach wenigen Tagen hatte sie meine Frau um den Finger gewickelt." Nach draußen in den Zwinger musste Cora also nicht mehr. An die frische Luft zum Gassi gehen aber schon. Und das tut "die alte Dame" eben meistens allein. Zumindest morgens, "auf unseren abendlichen gemeinsamen Spaziergang bestehe ich - egal wie spät und egal, wie viel ich gearbeitet habe", sagt Henning und lacht wieder. Die Hunde-Dame ist dem Metzger und Wirt wichtig, das spürt man. Vor allem dann, wenn er davon erzählt, dass er Cora jetzt auf Diät setzen musste: "Eigentlich hat sie immer Kotelett und Schnitzel bekommen, eben das, was die Gäste auf den Tellern liegen lassen haben."
Jetzt habe sie allerdings ein Leber-Leiden. Deswegen gibt’s Trockenfutter. "Da hab ich schon Mitleid." Doch Henning kann sich trösten, denn Cora isst auch liebend gern auswärts: "Bei den Nachbarn darf sie manchmal sogar vom Katzenfutter naschen." Freigänger zu sein, hat eben seine Vorteile ...
Cora einsperren? Kommt nicht in Frage!
"Dass das riskant ist, weiß ich", gibt Henning zu, "aber sie macht eben, was sie will. Und zum Glück ist hier ja 30er-Zone." Passiert ist noch nie etwas. Zumindest nichts, was Cora unmittelbar betroffen hat. Der Geldbeutel ihres Herrchens aber, der wurde durch ihre Freigänge schon strapaziert: "Ich musste schon zwei Mal 88,50 Euro zahlen." Cora deswegen einsperren? Kommt nicht in Frage: "Sie macht das jetzt schon 15 Jahre lang so."
Nur dann, wenn im Sommer sein Biergarten geöffnet ist, lässt Henning seine Cora ungern draußen rumlaufen. "Hunde sind eben nicht jedermanns Sache, und ich will nicht, dass sich meine Gäste von ihr gestört fühlen." Eigentlich kaum vorstellbar bei Coras sanftem Gemüt. "Sie gehört zu unserer Familie", sagt Stefan Henning und krault seinen Hund hinter den Ohren. "Meine Frau sagt sogar, Cora wäre ihre Tochter. Und wenn ich sage, dass ich mit meiner Freundin spazieren gehe, ist meine Frau nicht eifersüchtig. Damit meine ich nämlich Cora." (Suria Reiche) +++