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Unsägliche Zustände in der Notunterkunft? - Archivfotos: Christian Stadtfeld

FLIEDEN Landrat weiß um Probleme

Massive Kritik: "Menschenunwürdige Lebensbedingungen für 400 Menschen"

22.04.16 - Seit dem 11. Januar ist die Flüchtlingsnotunterkunft in Flieden (Landkreis Fulda) belegt - in der ehemaligen Fabrikhalle der Näherei Mehler am Bahnhof ist Platz für rund 400 Menschen. Mit einem verzweifelten Brief, in dem von "menschenunwürdigen Lebensbedingungen" und einer "schikanösen Behandlung" der Bewohner die Rede ist, wandte sich der Fuldaer Ausländerbeirat am Donnerstagnachmittag an OSTHESSEN|NEWS. Zur letzten Sitzung des Gremiums seien zahlreiche Flüchtlingsfamilien ins Magistratssitzungszimmer gekommen und hätten von den unsäglichen Zuständen berichtet.

Flieden Bürgermeister Christian Henkel (CDU) hat den Brief auch erhalten: "Ich habe das Schreiben etwas erschrocken zur Kenntnis genommen - bisher habe ich von solchen Klagen direkt aber noch nichts mitbekommen. Ohnehin bin ich als Bürgermeister weder der richtige Ansprechpartner, noch mit allem in Kenntnis gesetzt. Das ist Sache des Landkreises." Am Ostermontag soll es im Fliedener Ortskern eine Demonstration gegeben haben, bei der über 50 Bewohner der Unterkunft mit Transparenten über die Zustände geschimpft hätten - angeblich sogar in Begleitung der Polizei. "Davon haben ich auch gehört, bestätigen kann ich es aber nicht", ergänzt Henkel.

Von einer schlechten medizinischen Versorgung, nicht genügend warmen Wasser, einer schlechten Hygiene und einer unglaublichen Enge im Camp hätten die Bewohner berichtet. "So war ein besonders drastisches und menschenfeindliches Beispiel, dass eine 15-köpfige Familie auf 25 Quadratmetern hausen muss. Zudem sind neben diesen Kindern, Frauen und Männern noch zwei weitere, alleinstehende Männer eingepfercht", erzählt Abdulkerim Demir, Vorsitzender des Ausländerbeirates. Er spricht von einem Menschenrechtsbruch. "Zudem gibt es eine Mischbelegung aus Bewohnern, die administrativ Gießen unterstellt sind und Menschen, die dem Landkreis Fulda unterstellt sind - diese Unterschiede schaden der Stimmung im Camp."

Abdulkerim Demir, Vorsitzender des Ausländerbeirates

Um den Wahrheitsgehalt der Schilderungen zu prüfen, haben sich vier Mitglieder des Ausländerbeirats nach Vorankündigung beim Landkreis auf den Weg nach Flieden gemacht: "Die Security hat uns abgewiesen, sie hätten die strikte Anweisung, den Mitgliedern des Ausländerbeirates den Zutritt zu verwehren. Es könne ja jeder mit Bomben kommen", erzählt Demir.

Fuldas Landrat Bernd Woide will keinen Hehl darum machen, dass an den Vorwürfen des Ausländerbeirats etwas dran ist: "Solche Probleme, wie sie beschrieben wurden, gibt es. Die Unterkunft in Flieden ist eine Notunterkunft - keine Erstaufnahmeeinrichtung. Als das Land Hessen so viele Flüchtlinge an den Kreis zugewiesen hat, mussten wir Flieden nutzen." Er ärgert sich darüber, dass der Ausländerbeirat den Weg über die Medien wählt, statt den Landkreis direkt anzusprechen. Dennoch stellt Woide eine Lösung bereits in Aussicht: "Wir sind da dran. Die Geflüchteten, die dort notfallmäßig untergebracht sind, werden die Unterkunft Ende nächster Woche verlassen - das ist etwa die Hälfte. Das Land Hessen hat jetzt selbst wieder Kapazitäten." (Julius Böhm) +++ 


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