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Gruppenbild vor Bühnenbild „Die Welle“: Die Zeitzeugen-Gruppe aus Polen mit ihren Betreuerinnen Anneliese Wigand und Dolmetscherin Marianne Drechsel-Gillner sowie Schülerinnen und Schülern mit dem stellv. Schulleiter Stefan Zeier - Fotos: C. Scharf / Caritas FD

FULDA Marianum-Schüler und die NS-Vergangenheit

Polnische ehemalige NS-Opfer führten Gespräche mit sechs Zeitzeugen

19.05.16 - Mit einem Ständchen empfingen 150 Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe des Marianums sechs polnische Seniorinnen und Senioren in ihrer Aula – speziell aus der Gruppe dieser Caritas-Gäste vor allem natürlich Tadeusz Kowalski, der am Pfingstsonntag seinen 90. Geburtstag feiern konnte. Ins Marianum waren die Polen zu einem so genannten Zeitzeugengespräch gekommen: Alle Mitglieder der Gruppe waren als Kinder oder Jugendliche mit ihren Familien vom nationalsozialistischen Deutschland verfolgt, gefangen und gequält worden.

Passenderweise fand dieses Gespräch mit den Schülern, bei dem die Senioren ihre Erlebnisse berichteten und fragen der Schüler beantworteten, vor der Kulisse des Theaterstücks „Die Welle“, das am Wochenende zur Aufführung kommen wird und das Phänomen behandelt, wie aus einer radikalen Idee durch Führerschaft eine Ideologie wird, der sich alle freiwillig unterordnen.

Solche dreieckigen Kennzeichen - so genannte Winkel - bekamen die Gefangenen - auch ...

Die Familien der polnischen Frauen und Männer, die zurzeit als Gäste der Caritas im Rahmen eines Programms des Maximilian-Kolbe-Werks im Bistum Fulda weilen, das auf Wiedergutmachung und deutsch-polnische-Versöhnung abzielt, gehörten zu den Gegnern der Nationalsozialisten – viele der Väter kämpften im Warschauer Aufstand 1944 mit. Ihre Kinder mussten mit dafür büßen: In ihren Berichten schilderten die Senioren den Jugendlichen aus Fulda, wie sie zusammengetrieben und festgenommen wurden, wie brutal der Lageralltag verlief, was für Abfall man dort zu essen und zu trinken bekam, wie tödlich ein Morgenappell in winterlicher Kälte verlaufen und zu welch harter, unmenschlicher Arbeit man selbst als Zwölfjähriger herangezogen werden konnte. Eine der Seniorinnen schilderte, dass ihre kleine Schwester sie nach mehreren Monaten im Lager nicht mehr wiedererkannte sondern mit „Frau“ anredete…

Vor dem zweistündigen Gespräch, das angesichts der umfassenden Thematik viel zu schnell vorüber ging, hatte der stellvertretende Schulleiter des Marianums, Stefan Zeier, in seiner Begrüßung unterstrichen, wie wichtig für die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit sei, über das Lernen des Unterrichtsstoffes hinaus Geschichte auch durch solche Gesprächsrunden authentisch zu erfahren. Haben denn die Polen mit dieser schrecklichen Lebensphase abschließen und sich tatsächlich mit Deutschland aussöhnen können, war schließlich die Frage der Schülerschaft an das Podium: „Wir haben überlebt, und wir haben verziehen, sonst wären wir nicht hier“, resümierten die polnischen Besucher. „Aber wir wollen nicht vergessen, und wir wollen berichten – so schwer uns die Erinnerung fällt: Denn ihr jungen Menschen müsst dafür sorgen, dass sich solche Verbrechen in Zukunft nie wiederholen können!“ +++

 


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