Archiv

ULRICHSTEIN Über 90 Besucher im „Museum im Vorwerk“

„Ommaahsch an Brodhäckersch Karl“ mit großer Resonanz

06.06.16 - Die Erinnerungen an den ehemaligen Verlagsleiter des Gießener Anzeiger Karl Brodhäcker (1919 bis 2013) sind in Hessens Bergstädtchen noch stark verwurzelt. Über 90 Besucher, darunter auch Tochter Susanne Brodhäcker-Herd, waren am Samstagabend in das „Museum im Vorwerk“ zur Veranstaltung „Ommaahsch an Brodhäckersch Karl“ gekommen. Der Gießener Liedermacher, Sänger und Gitarrist Jochen Rudolph trug Gedichte und Geschichten vor, die aus der Feder von Brodhäcker stammten, der von 1963 bis 1988 in Ulrichstein wohnte. Da der „fidele Owwerhesse“, wie Jochen Rudolph genannt wird, auch einige Gedichte von Brodhäcker vertont hat, kamen diese ebenfalls zu Gehör.

Als Stimmenimitator bewies Rudolph dann gleich zu Beginn der Veranstaltung seine künstlerische Vielfalt, als er in der Stimmlage des berühmten Kritikers Marcel Reich-Ranicki ein Grußwort von Wolke 13 vortrug: „Heute erwartet sie nicht epochal tiefgehendes und keine literarischen Ergüsse von Hölderlin, Brecht oder Lessing die mich zu Kritik hinreißen würden, sondern es geht um die bewundernswerte Vorgehensweise etwas zu unternehmen, damit es nicht ausstirbt nämlich „Rettet die Dialekt!“ Und der Dialekt kam im Anschluss in den verschiedensten Facetten, wie beim „Landexamen“ zur Sprache. Hier musste ein Städter Wörter beziehungsweise ganze Sätze vom Hochdeutsch in die jeweils örtlich unterschiedlichen Dialekte übersetzen, um damit zu beweisen dass er auf dem Lande Leben könne.

Die Begeisterung war dann sehr groß bei den Geschichten aus den Brodhäcker-Büchern „Mein Vogelsberg“, „Heckevichel“, „Der fidele Owwerhess“ und „Hessisch Oart“. Dabei ging es um die Jägersprache, die Wühlmäus und das Gilgbachtal, um eine verschluckte Nohle (Nadel), die zwar nur ein paar Pfennig gekostet hatte, aber bei der Probleme bei der Durchwanderung des Körpers zu erwarten waren oder auch um einen schwierigen Hufbeschlag. Die Geschichten über die Teilnahme an einer stürmischen Kreuzfahrt, den Bau eines Hühnerstalles von einem „Dappes“ oder die Fahrt eines betrunkenen Milchfahrers ließen ebenfalls kein Auge trocken bei den Besuchern.


Auch kam zu Tage, warum keine Bahnstrecke über Ulrichstein führt. Aus dem Buch „Kerle woas kerle“ erzählte Rudolph die Geschichte vom Polizeidiener Karl, der vom Bürgermeister beauftragt worden war, über die Feiertage hin, die von den Landvermessern eingeschlagenen Pfähle der geplanten Eisenbahntrasse zu bewachen. Karl nahm dies sehr genau und riss die in mühseliger Arbeit platzierten Pfähle heraus und brachte sie in das Gemeindehaus zur sicheren Verwahrung. Der Vermessungstrupp legte daraufhin seine Arbeit nieder und so gibt es auch heute noch keine Eisenbahn in Ulrichstein. Einen kurzen Ausflug startete Jochen Rudolph dann zum Heimatdichter Peter Fuchs (1863 bis 1930) nach Wohnfeld und trug die vertonte Geschichte „Die Beicht“ vor. Bei einem schweren Gewitter findet ein Ehepaar Unterschlupf unter einer Hecke und beschließt angesichts des schweren Unwetters zu beichten. Nach der Beichte der Frau hellt sich der Himmel wieder etwas auf und der Mann beichtet dann nicht mehr.


Mit den Worten: „Ihr woart Granategut, eich komme wirrer!“ schloss Rudolph die zweieinhalbstündige Veranstaltung. Er bot an bei Bedarf auch in anderen Dörfern Mundartlesungen zu halten. Am Ausgang gab es gegen eine Spende an den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Gießen, ein signiertes Plakat der Ulrichsteiner Veranstaltung. Ein Teil der „Gaasche“ gehe ebenfalls an diese Einrichtung, betonte Rudolph. Andreas Rüb, Vorsitzender des Förderverein „Museum im Vorwerk!“ zeigte sich zu Beginn der Veranstaltung erfreut über die große Zahl der Besucher und machte auf das 20. Jubiläumsjahr des „Museum im Vorwerk“ aufmerksam. Das Jubiläum selbst wird in einer Feierstunde am Samstag, den 8. Oktober um 14 Uhr gefeiert. Eine Ausstellung „20 Jahre Museum im Vorwerk“ gebe es vom 27. August bis zum 9. Oktober. Der nächste Termin sei aber bereits Samstag, der 18. Juni um 14 Uhr mit der Ausstellungseröffnung der heimischen Künstlerin Susanne Weigand mit dem Titel „Surreales“. (gr) +++



Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön