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REGION "Das ist ein Phänomen"

Wanzenart bestätigt: Osthessens Blutsauger sind eigentlich Pflanzenfresser

14.06.16 - Verdammt unheimlich, was sich in der vergangenen Woche in Osthessen quasi aus dem Nichts zu uns wagte: Massen blutsaugender kleiner Wanzen schwirrten wie eine Plage durch die Lüfte und hinterließen bei den Menschen, bei denen sie zubissen, teils große juckende Quaddeln, die sich leicht entzündeten. Viele Betroffene meldeten sich bei unserer Redaktion und klagten über die Wanzeninvasion. Auch der führende Wanzen-Experte des Senckenberg-Instituts in Frankfurt, Dr. Wolfgang Dorow, war ob der Angriffe überrascht. Von unserer Redaktion und der Redaktion von HIT RADIO FFH erhielt er einige lebende Exemplare, die er mittlerweile untersucht hat. 

Dr. Wolfgang Dorow vom Senckenberg-Institut

Eine bei uns heimische Wanzenart, die bisher noch niemals Menschen angegriffen hat, davon war der Experte ausgegangen und konnte diese Vermutung nun bestätigen. Es handelt sich bei den fiesen Tierchen um Wanzen der Gattung Psallus varians. Sie treten laut dem Experten bei uns vor allem im Mai und Juni auf und leben vermehrt in Buchen- und Eichenwäldern. Für gewöhnlich ernähren sich die Tiere von Pflanzen und gelegentlich von weichhäutigen Tieren wie Blattläusen. Fälle, in denen sie Menschen regelrecht angriffen, sind bisher jedoch nicht bekannt. Auch generell sind blutsaugende Wanzen in unseren Gefilden äußerst selten. Nur bei etwa einem Prozent aller einheimischen Arten handelt es sich um Blutsauger. 

"Eine richtige Erklärung habe ich für die Ereignisse bisher nicht," sagt Dr. Wolfgang Dorow heute gegenüber OSTHESSEN|NEWS. "Das ist ja keine Zufallsgeschichte mehr." Vermehrt waren die Wanzen zunächst in der Region Fulda, speziell im Stadtgebiet, aufgetreten. Binnen kurzer Zeit kamen dann aber immer mehr Meldungen aus ganz Hessen, später aus dem ganzen Bundesgebiet. Der Sinn des Blutsaugens dieser Rasse beim Menschen erschließt sich dem Experten nicht. Eventuellen Flüssigkeitsbedarf könnten die Tiere auch anderweitig decken. Durch eine derartige evolutionistische Entwicklung hätten die Tiere keinen besonderen Vorteil. Zumal diese Entwicklung dann auch nicht derart schlagartig in Erscheinung getreten wäre. "Wenn es genetische Veränderungen bei dieser Wanzenart gegeben hätte, dann wäre das wahrscheinlich erstmal punktuell gewesen", sagt Dorow.

Die einzige mögliche Erklärung, die Dorow sieht, liegt im Wetter. Gerade bei schwülwarmem Wetter werden oftmals auch andere Tierarten aggressiver als sonst. Diese starke Veränderung allein durch das Wetter ist aber auch dem Experten nicht geheuer. Dorow möchte seine Untersuchungen bezüglich der Vorfälle intensivieren und hofft, sie im Austausch mit anderen Experten vorantreiben zu können. (st) +++


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