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Shakehands: Wilfried Möller (links) und Rolf Hasenauer freuen sich auf das Derby - Fotos: Tobias Herrling

FUSSBALL Freunde statt Rivalen

"Bubi" und "Hasi": Zwei treue Seelen fiebern dem Derby entgegen

21.07.16 - „Typisch Borussen, die kommen immer zu spät“, flachst Wilfried Möller als Rolf Hasenauer mit einminütiger Verspätung zum vereinbarten Treffpunkt in der Fuldaer Innenstadt kommt. Hasenauer und Möller – das sind zwei alteingesessene Fans von Borussia Fulda und dem TSV Lehnerz. Die mit ihren Vereinen durch dick und dünn gehen und kaum ein Spiel verpassen. ON|Sport hat sich mit den „Edelfans“ im Vorfeld des Stadtderbies getroffen.

Kaum zu glauben, dass der 73-jährige Wilfried Möller, der seit der Gründung des TSV Lehnerz 1965 im Verein ist, seine sportlichen Anfänge beim Stadtrivalen gemacht hat. „Als kleiner Junge habe ich bei der Borussia gespielt. Viele Möglichkeiten gab es ja nicht“, erklärt Möller. „Ach komm, dir hat es doch schon gefallen“, schiebt Hasenauer ein. Möller und Hasenauer sind seit Jahrzehnten bei fast allen Spielen dabei, fahren so oft es geht zu den Auswärtsspielen mit und sind zudem ehrenamtlich engagiert.

Möller und Hasenauer halten ihren Vereinen seit Jahren die Treue ...

... und verpassten nur wenige Spiele

Freunde statt Rivalen: Bubi und Hasi, so ihre Spitznamen, kennen sich seit ihrer Kindheit ...

Seit 25 Jahren ist der 71-jähriger Hasenauer, ein echter Fuldaer Jung‘, als Ordner in der Johannisau tätig, zuvor hatte er bereits als Trainer den Nachwuchs unter seinen Fittichen. Und ganz früher stand er bei seinem Herzensklub selbst als Torwart zwischen den Pfosten. Sein Talent brachte ihn fast zu Tasmania Berlin, ein Vorvertrag war unterschrieben - der Wechsel platzte, Hasenauer blieb beim SCB. „Gegen ‚Bubi‘ habe ich aber nie gespielt“, sagt Hasenauer. ‚Bubi‘ – das ist der Spitzname von Wilfried Möller, der als Aktiver im zentralen Mittelfeld spielte. „Ich war früher auch Ringer. Als ich dort hin bin, haben sie gesagt: ‚Was wollen wir denn mit dem ‚Bubi‘?‘“, klärt Möller auf.

Rolf Hasenauer und Wilfried Möller kennen sich nicht nur vom Fußball, sie gingen auch auf die gleiche Schule in Fulda. „Rolf war aber immer eine Klasse unter mir“, sagt Möller, der eigentlich aus Plauen stammt und als kleiner Steppke mit den Eltern nach Fulda kam. Nachdem er 1965 dem TSV Lehnerz beitrat, war er auch für über zehn Jahre als Vorstand beim Stadtteilverein verantwortlich. „Als dann alles professioneller wurde, hat sich der Verein anders aufgestellt“, sagt der gelernte Heizungsmonteur.

... und gingen auf die gleiche Schule

Wilfried Möller ist zwar ewig beim TSV, hat aber eine Vergangenheit bei der Borussia ...

Vor etwa einem Jahr erlitt Rolf Hasenauer einen Herzinfarkt, eine Woche später war ...

Vor gut einem Jahr erlitt sein Kumpel Rolf Hasenauer einen Schicksalsschlag. Herzinfarkt. Doch schon eine Woche später stand der 71-Jährige wieder im Stadion. „Ich habe es im Krankenhaus nicht mehr ausgehalten“, erzählt ‚Hasi‘. Sein Spitzname, den er auch dem ehemaligen Schalker Spieler Franz Hasil zu verdanken hat, steht zusammen mit der Rückennummer 70 auf ein Trikot von der Borussia, das Hasenauer letztes Jahr zu seinem runden Geburtstag bekommen hat. Für 65 Jahre Vereinszugehörigkeit wurde er auch schon geehrt. Und Wilfried Möller bekam für sein Engagement die Ehrennadel des Hessischen Fußball Verbandes.

Auf verbale Giftpfeile im Vorfeld des Derbies in Richtung des anderen verzichten Hasenauer und Möller aber. Das Verhältnis ist von gegenseitigem Respekt geprägt. „Die ein oder andere Frotzelei muss aber natürlich mal sein“, sagt Hasenauer, der seine Borussia „leicht favorisiert“ sieht. „Ihr habt ja auch ordentlich eingekauft“, entgegnet Möller, „deswegen wäre ich mit einem Unentschieden zufrieden.“

In einem Punkt, so Hasenauer, habe Lehnerz den Borussen aber einiges voraus. „Das Vereinsleben. Das ist etwas anderes als bei uns“, sagt der 71-Jährige und Möller ergänzt: „Unser Sportheim ist immer voll. Egal, ob wir verloren oder gewonnen haben.“ Hasenauer stimmt nickend zu – und wünscht sich wohl die früheren Zeiten zurück. „Damals haben wir im Sportheim zusammen Lieder gesungen und einen Schoppen getrunken. Das gibt es heutzutage ja nicht mehr.“ Einig sind sich die beiden, dass der Fußball heutzutage viel kurzfristiger und schnellebiger geworden ist - und sich die Spieler-Generation verändert hat. „Die sind verwöhnt. Wenn der Mercedes nicht fährt, fahren sie ja gar nicht mir. Früher haben wir für gar nichts gespielt“, sagt Möller und Hasenauer ergänzt: „Früher war es mehr ein miteinander.“

Kleine Scharmützel müssen sein, aber das Verhältnis ist von gegenseitigem Respekt ...

Rolf Hasenauer und Wilfried Möller verabschieden sich freundschaftlich. Am Samstag werden sie sich wieder sehen. Natürlich werden sie unter den bis zu 5.000 erwarteten Zuschauern sein und wie immer die Daumen für ihren Klub drücken. Und danach im Sportheim gemeinsam einen Schoppen trinken. Zu spät wird wohl keiner von beiden kommen – nicht mal eine Minute. (Tobias Herrling) +++


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