Zum Arbeiten an den Beckenrand: Marie WÜST wird Bademeisterin

20.07.16 - Fachkräftemangel am Beckenrand? Es lässt sich augenscheinlich nicht abstreiten: Der Beruf des Bademeisters befindet sich in einer kleinen Krise. Beim Fuldaer Energieversorger RhönEnergie, der zahlreiche Schwimmbäder in der Region betreibt, befinden sich ab August zwar drei Lehrlinge in der Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe, doch was Fachpersonal angeht, herrscht Ebbe, heißt es am Beckenrand vom Freibad Rosenau. "Klar, dass man arbeiten muss, wenn andere frei haben, ist natürlich nicht schön", räumt Albert Juling, Geschäftsführer der Bäder Betriebs GmbH, ein. Für das nächste Ausbildungsjahr hat er gerade drei neue Auszubildende eingestellt, um dem Fachkräftemangel vorzubeugen. Die beiden Mädchen und der Junge treten damit in die Fußstapfen von Marie Wüst. Sie ist Auszubildende im 1. Lehrjahr - und weiß, warum ihr Job der beste auf der Welt ist.

Der Job des Bademeisters umfasst weitaus mehr, als am Beckenrand zu stehen und Aufsicht ...

"Als ich im vergangenen Jahr fertig mit der Schule war, hab ich überlegt, welcher Job mir gefallen könnte. Irgendwie bin ich dann auf den Beruf des Bademeisters gekommen. Ich schwimme gern, bin gern draußen, all das vereint der Job." Aber nicht bloß das: Die Aufgaben eines Fachangestellen für Bäderbetriebe - nennen wir ihn Bademeister - umfassen bei Weitem nicht nur das Auf- und Abwandern am Beckenrand. Entgegen diesem Vorurteil sind Bademeister gleichzeitig auch Ersthelfer, Sanitäter, Psychologen, Ansprechpartner, Fitnesstrainer, Techniker und Reinigungskräfte. 

"Es ist ein unglaublich abwechslungsreicher Beruf", findet Marie. Aber auch einer, bei dem man am Wochenende und an Feiertagen arbeiten muss. Eben genau dann, wenn andere ihre Freizeit genießen. Vermutlich ist das auch der Grund dafür, dass in vielen Regionen über Nachwuchssorgen geklagt wird. "Einige suchen sich da lieber Berufe, bei denen sie wochenends frei haben", so Juling. Trotzdem bemühe man sich darum, junge Leute für den Beruf zu begeistern.

... Marie muss auch technisch etwaqs auf dem Kasten haben.

"Es gibt eine hohe Fluktation. Viele Auszubildende kommen nicht aus Fulda und kehren nach ihrer Ausbildung wieder zurück in die Heimat. Zu Spitzenzeiten, also im Hochsommer, gibt es nur wenig verfügbares Fachpersonal" Auch Marie kommt nicht aus Osthessen. Sie ist für ihre Ausbildung aus Stockheim nach Fulda gezogen. Bereut hat sie es bisher noch nicht. 

"Dass ich hier arbeiten muss, während die anderen schwimmen, macht mir überhaupt nichts. Der Job macht mir ja Spaß. Außerdem bin ich draußen, bin unter Leuten, werde braun ...", sagt sie und lacht. An heißen Tagen mache der 17-Jährigen die Arbeit sowieso am meisten Spaß, sagt sie dann. "Da ist es hier spannender." Weit über tausend Gäste strömen an einem heißen Tag ins Rosenbad. Retten musste Marie bisher noch keinen von ihnen. "Etwas Schlimmes ist im vergangenen Jahr noch nicht passiert. Nur Kleinigkeiten." Wie zum Beweis kommen zwei junge Mädchen und fragen nach etwas zum Kühlen für einen Bienenstich am Fuß.

"Ja, das ist auch meine Aufgabe. Außerdem muss ich die Kunden betreuen, Kurse leiten, das Wasser kontrollieren, die Becken reinigen und mich mit der Technik auskennen." Und eben im Notfall erste Hilfe leisten. Als Bademeister trägt man eine hohe Verantwortung, meistens für wenig Geld. "Auch ein Grund, weshalb der Beruf nicht gerade hoch im Kurs steht.  "Ja, das sind Kriterien, die den Job unattraktiv machen. Davon abgesehen ist es aber der schönste Beruf, den es gibt", ist die übereinstimmende Meinung im Freibad Rosenau. Bestimmt auch deswegen, weil die Bademeister - zumindest dann, wenn weniger Betrieb ist - während der Arbeit auch mal selbst ins kühle Nass hüpfen dürfen. (Suria Reiche) +++