"Unser ganzes Lebenswerk ist zerstört" - Schock nach Großbrand in Jossa

22.07.16 - Der Schock nach dem Großbrand in Jossa an der hessisch-bayerischen Grenze im Main-Kinzig-Kreis ist auch Tage nach dem schrecklichen Ereignis in der Nacht zum vergangenen Montag groß. Innerhalb weniger Minuten hat die Familie Schüßler ihr Hab und Gut verloren. Ein Fernseher im Erdgeschoss des Wohnhauses war in Brand geraten - das bestätigten auch die Ermittlungen des Landeskriminalamtes wenige Tage später. Das gesamte Wohnhaus stand in Vollbrand, die Bewohner konnten sich retten und zogen sich zum Glück "nur" leichte Rauchgasverletzungen zu.

"Unser Lebenswerk ist zerstört", kämpft Heinrich Schüßler mit den Tränen, als er drei Tage später vor der Ruine steht, die vor Kurzem noch sein Haus war. Wie jeden Sonntag hatte er mit seiner Frau den Tatort angeschaut. Als er ins Bett gehen wollte, bemerkte er einen Flammenschein im Wohnzimmer, gefolgt von einem lauten Knall - innerhalb von Sekunden brennt das komplette Erdgeschoss. Er flüchtet, wie die vier weiteren Bewohner des Hauses, nach draußen. Rund 150 Feuerwehrkräfte aus der Gemeinde Sinntal, Schlüchtern und Wächtersbach sind in der Nacht im Einsatz. Dieser ist besonders belastend, denn Heinrich Schüßler war selbst langjähriger Gemeindebrandinspektor. Sein Sohn, der ebenfalls im Haus wohnt, ist stellvertretender Wehrführer der Feuerwehr Sinntal-Jossa. Das Haus konnten die Kameraden nicht mehr retten, zu schnell hat sich das Feuer ausgebreitet und alles zerstört. Der Sachschaden beträgt nach ersten Schätzungen rund 200.000 Euro.

Die Brandruine in Sinntal.

In dieser schwierigen Zeit zeigt sich aber, was das Leben auf dem Dorf wert ist. Die Gemeinschaft im 630 Einwohner zählenden Jossa steht zusammen. Schnell werden Aktionen geplant und ein Spendenkonto eingerichtet. Die Nachbarn kümmern sich um die fünf Bewohner. In verschiedenen Wohnungen bekommen sie Platz, Kleidung und das Nötigste zum Leben. "Die Hilfsbereitschaft ist unglaublich, mir fehlen die Worte..", sagt der 72-Jährige, der vor lauter Rührung mit den Tränen kämpft. Auch Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich engagiert sich und kümmert sich trotz seines Urlaubs um die Familie.  Die Freiwillige Feuerwehr Jossa, die Arge Jossaer Vereine, die Gemeinde Sinntal, der Ortsbeirat Jossa, die Gemeindebrandinspektion der Gemeinde Sinntal und die Markgemeinde Obersinn rufen, auf Initiative der Freiwilligen Feuerwehr Jossa, zu Spenden für die Opfer des Brandes auf (Kontodaten siehe rechts im Info-kasten).

Schnitzkraftwerk wird angeworfen - Spendenaktion im Landgasthof "Zum Jossgrund"

Der Landgasthof "Zum Jossgrund" in Jossa plant für kommenden Montag (25. Juli 2016) eine ganz besondere Spendenaktion - das Schnitzelkraftwerk wird wieder angeworfen. "Wir kennen uns persönlich. Ich war am Sonntag geschockt als ich gesehen habe, was passiert ist. Das geht einem nahe", sagt Inhaber Frank Zeller. Gemeinsam mit seinem Team hat er entschieden: "Jetzt kommt das Schnitzelkraftwerk raus." Mit dieser besonderen Maschine, die Zeller gemeinsam mit einem Kumpel und der Hilfe von Opa Hans vor einigen Jahren gebaut hat, braten sie Schnitzel und sind zweifacher Weltrekordhalter. Das größte Cordon Bleu und das längste Schnitzel der Welt wurden in Jossa zubereitet.

Am Montagnachmittag ab 17 Uhr gibt es Schnitzel. Die Erlöse sind für die Familie Schüßler bestimmt. Im Biergarten und im Restaurant wird es an diesem Abend ein großes Schnitzelbuffet geben. Jeder Gast kann sein eigenes Schnitzel durch das Schnitzelkraftwerk laufen lassen und sich anschließend am Buffet mit verschiedenen Saucen und Beilagen sowie Salat sein Lieblingsschnitzel zusammenstellen. Der Preis pro Schnitzelvariation beträgt 9,90 Euro, davon werden fünf Euro als Reinerlös an Familie Schüßler gespendet.

Der materielle Schaden ist für die Familie Schüßler unvorstellbar hoch. Erinnerungen, liebgewonnene Gegenstände - alles in Schutt und Asche. Und doch gibt es einen Trost: Die Mitmenschen fühlen mit ihnen und helfen, wo und wie auch immer sie können. Zum Schnitzelabend im Landgatshof Jossa haben sich schon über 350 Menschen angemeldet. "Wir rücken zusammen und haben noch Platz", sagt Klaus Zeller (Landgasthof Zum Jossgrund in Sinntal-Jossa, http://www.landgasthof-jossgrund.de ). (Hans-Hubertus Braune / Luca Heil) +++