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MAIN-KINZIG-KREIS "Kein Verständnis für die Blockadehaltung

Kreis drängt auf konkrete Maßnahmen zum Hochwasserschutz

27.07.16 - Mit Blick auf die steigende Zahl massiver Unwetter auch im südlichen Vogelsberg will Landrat Erich Pipa den Hochwasserschutz für das Kinzigtal deutlich verbessern. Im Mittelpunkt der Planungen stehen aktuell zwei Rückhaltebecken in Bad Soden an der Salz und in Weilers an der Bracht. Doch die Genehmigungsbehörde in Darmstadt steht diesem Projekt bisher noch ablehnend gegenüber. Denn das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie hatte im Jahr 2014 in einem Gutachten für die Pläne an der Salz in Bad Soden „eine hohe Rutschgefahr für den betroffenen Hang“ thematisiert. Die über den Main-Kinzig-Kreis beauftragten Fachleute kommen jedoch zu dem Schluss, dass die Erde in diesem Bereich „nach allen Berechnungen und Beobachtungen zur Ruhe gekommen ist“. Darüber hinaus werden vorsorgliche Sicherungsmaßnahmen ins Spiel gebracht.

„Wir haben diesen Einwand ernsthaft geprüft und können eine Gefährdung für das Projekt ausschließen“, macht der Landrat deutlich. Die letzten Erdrutsche liegen 800 Jahre zurück und könnten heute keine Rolle mehr spielen, verweist er auf weltweit anerkannte Fachgutachter. Daher habe Pipa „kein Verständnis für die Blockadehaltung der Landesbehörde“. Das Risiko eines verheerenderen Hochwassers sei zudem um ein Vielfaches höher einzuschätzen, als das theoretische Risiko einer Hangrutschung. Nun soll dieses Konzept mit dem Wasserverband Kinzig intensiv weiter verfolgt werden. Denn ein steuerbares Hochwasserrückhaltebecken (HRB) an der Salz oberhalb von Bad Soden hat höchste Priorität und bietet für die folgenden Anlieger eine wichtige Schutzfunktion. Zudem seien bei den nun Jahre andauernden Untersuchungen und Analysen für den bestmöglichen Effekt alle naturschutzrechtlichen Aspekte berücksichtig worden.


Die Planer haben für Bauwerke auf die harmonische Einbindung in die Landschaft gesetzt. Weitere Vorteile dieser „naturnahem Überläufe“ sind eine kurze Bauzeit, relativ geringe Bau- und Betriebskosten sowie die entsprechende Sicherheit. Die ökologische Verträglichkeit wird erreicht durch grüne Böschungen mit einer flachen Neigung. Bereits im Sommer 2010 hatte der Main-Kinzig-Kreis gemeinsam mit der Stadt Frankfurt als Mitglied im Wasserverband Kinzig konkrete Maßnahmen zum Hochwasserschutz auf den Weg gebracht. „Das nun verfolgte Konzept der so genannten trockenen Rückhaltebecken kombiniert alle Anforderungen auf ideale Weise“, macht Pipa deutlich. Sowie eine Genehmigung vorliegt, könnte die Umsetzung schnellstens beginnen. Die Bauzeit für das Becken an der Salz wird auf etwa 20 Monate geschätzt.

Mit einer maximalen Dammhöhe von neun Metern und einer Ausdehnung von rund 320 Metern soll es ein Stauvolumen von 625.000 Kubikmetern Wasser bieten. „Allein mit diesem Becken sinkt der Pegel der Kinzig bei einem Hochwasser in der Kurstadt um 116 Zentimeter, in Gelnhausen um zehn Zentimeter und in Hanau um fünf Zentimeter“, rechnet der Landrat vor. Die Gesamtkosten wurden auf 6,8 Millionen Euro angesetzt. Mit dem zweiten Becken in Weiler an der Bracht würde dieser Effekt noch einmal deutlich verstärkt: In Gelnhausen könnte der Pegel um 24 Zentimeter niedriger ausfallen und in Hanau um 15 Zentimeter. Denn das etwa 7,3 Millionen Euro teure Projekt würde rund eine Million Kubikmeter Wasser aufnehmen. Der dafür geplante Damm hat eine Länge von etwa 420 Metern.


Landrat Pipa verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass bereits Ende 2006 vom Regierungspräsidium Darmstadt ein Schutzkonzept für die Kinzig und ihre größeren Zuläufe Krebsbach, Gründau, Bieber, Orb, Bracht, Salz, Ulmbach, Steinebach und Elmbach beauftragt wurde. Im Herbst 2007 stellten die Planer dann ein Gesamtkonzept vor, das insgesamt zwölf Hochwasserrückhaltebecken vorsieht. Bei Dammhöhen zwischen zwei und 21 Meter könnten Wasservolumina zwischen 200.000 und 1,5 Millionen zurückgehalten werden. „Leider hapert es an der Umsetzung“, bemängelt Pipa den schleppenden Fortgang. Doch die Zeit drängt, denn die jüngste Vergangenheit habe gezeigt, dass mit einem „Jahrhunderthochwasser“ und den entsprechenden Folgen durchaus alle paar Jahre zu rechnen sei. So erinnert der Landrat an das Zittern und Bangen im Januar 2003, als ein bis dahin beispielloses Hochwasser an Bracht, Salz und Kinzig im östlichen und mittleren Teil des Main-Kinzig-Kreises zu dramatischen Szenen und Schäden in Millionenhöhe führte.

Allein der nachlassende Regen und der engagierte Einsatz von mehr als 1.400 Helferinnen und Helfern verhinderte das Überfluten großer Teile des Kinzigtals. „Damals sind wir nur knapp an einer Katastrophe wie kürzlich in Sachsen vorbeigeschrammt“, macht Pipa deutlich. Für den Main-Kinzig-Kreis ein wesentlicher Grund, nun selbst Verantwortung zu übernehmen und auf eine zügige Realisierung im Sinne der betroffen Bürgerinnen und Bürger zu drängen. Dabei setzt der Landrat unter anderem auf einen Gesprächstermin mit Hessens Umweltministerin Priska Hinz nach den Sommerferien. Sie hat in einem Schreiben angekündigt, eine Klärung herbeizuführen. +++

 


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