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Abschied für immer: Die Moondogs geben ihr letztes Konzert und begeistern damit ihre Fans - Fotos: Dietmar Kelkel

SCHLÜCHTERN Zeit zu gehen

800 Fans genießen berauschendes Abschiedskonzert der Moondogs

08.08.16 - Sonntag, 1:38 Uhr. Es ist still geworden auf dem Acis. 800 Fans spüren es. Als Thomas Cavazzini „Feel“ von Robbie Williams singt, ist sie Vergangenheit, die 50-jährige Bandgeschichte der Moondogs. Mit einem fast fünfstündigen Konzert hat sich die Kultband aus dem Bergwinkel endgültig aus der Musikszene verabschiedet. „Ich stehe hier auf der Bühne, freue mich, meine beiden Enkel hier zu sehen. Sie sind schon schon volljährig. Es ist Zeit aufzuhören. Danke an die Fans. Danke an die Band. Ich habe noch nie in einer so harmonischen Gruppe gespielt“, ist Thomas Cavazzini sichtlich gerührt.

Zum letzten Mal gemeinsam auf der Bühne - Thomas, Uschi und Mike

Sängerin Steffi Darmstadt ist stolz auf den Babybauch

Die Moondogs-Fans sind aus dem Häuschen

Um es vorwegzunehmen: Die Moondogs sind beim Abschied ausdrucksstärker und emotionaler denn je. Frontman Mike Cavazzini wächst bei jedem Song über sich hinaus. Die Stimme ist richtig rockig. Ob der 70-Jährige in einen Jungbrunnen gefallen ist, ist nicht belegt. Vor allem das dritte Set „Simply the Best“. Den Gesangspart übernimmt bei diesem Hit Uschi Roberts, Überraschungsgast aus Florida. 1968 war die jüngere Cavazzini-Schwester bei den Moondogs eingestiegen. Dass sie heimlich angereist ist, haben nur ihre beiden Kinder und Gründungsmitglied Bernd Cavazzini gewusst. „Das haben mein Bruder und ich ausgeheckt. Dass Onkel Bernd dicht hält, darauf habe ich gebaut“, erzählt Tochter Sabine. Uschi Roberts gibt zu: „Die Entscheidung dabei zu sein, war absolut spontan. Ich freue mich riesig, dass ich es gemacht habe.“ Und die Fangemeinde ist aus dem Häuschen, als sie noch einmal „Killing me softly“ zelebriert.

Tochter Sabine sorgte für die Überraschung des Abends

„Wir haben nix geahnt. Ich habe ihr heute noch eine E-mail in die Staaten geschickt“, ist Thomas Cavazzini, der vielseitigste Sänger der Band, perplex. Allein schon bei „Unchained Melody“ und „Stand by me“ stellt sich bei seiner voluminösen dreieinhalb-Oktaven-Stimmkraft der Gänsehauteffekt unter den Zuhörern ein. Dass Uschi Roberts in Steffi Darmstadt eine würdige Nachfolgerin bei den Moondogs 2000 gefunden hat, beweist die hochschwangere Sängerin mit ihrer Interpretation von „Only you“ und legte bei „Don't stop thinking about tomorrow“ eindrucksvoll nach. Die Stimmung ist am Siedepunkt. Wer soll da noch was toppen? Gitarrist Matthias Strobel und „Hey Joe“ natürlich. „Als wir in Jarocin, der Schlüchterner Partnerstadt, gespielt haben, hat mir der Barkeeper einen Drink aus Wodka, Wermut und Gott weiß was noch serviert, der es in sich hatte. Dass wir damals diesen Song gespielt haben, daran kann ich mich wirklich nicht mehr erinnern. Nur seit dieser Zeit ist 'Hey Joe' immer dabei“, berichtet Strobel. Dass der Sologitarrist „Santana-Strobel“ heißt, hat einen guten Grund. Wenn „Oye como va“ läuft, gehen die Fans auf die Tische. Strobel zelebriert den Song mitten im Publikum, steigt auf den Tisch und zaubert Gitarren-Riffs wie der Meister.

Jeder Song weckt bei den treuen Fans Erinnerungen an unvergessene Momente. Bei „My Girl“ hält Petra aus Schlüchtern den Atem an. „Vor 23 Jahren hat mein Mann Holger mir bei diesem Lied einen Heiratsantrag gemacht und die Ehe hat gehalten. Das war im Saal Denhardt in Steinau.“ Irene Dobbert aus Jossa kennt die Moondogs aus den Anfängen. „Sie haben Ende der 60er Jahre öfters in der 'Schwarzen Katz' in Sterbfritz gespielt. Ich wollte sie unbedingt noch einmal hören.“ Ihr Lieblingslied ist übrigens „Killing me softly“. Immer dabei, wenn die Moondogs auftreten, sind die Schneiders aus Drasenberg. „Der Mike ist halt ein Original“, meint Thomas Schneider.

Und der Frontman hat bei der Rock'n'Roll-Nummer seinen großen Auftritt. Im zweiten Anlauf allerdings. Denn bei „Johnny B. Goode“ streikt die Technik. „Ist das weißer oder schwarzer Rauch, der aufsteigt?", will Mike Cavazzini wissen. Doch Toningenieur „Horstel“ Deller aus Seligenstadt sorgt dafür, dass die Moondogs wieder „auf Sendung“ sind – authentisch und ohne Backing Track. „Long Tall Sally“, „Roll over Beethoven“: Da ist der Sänger in seinem Element und die Fans aus dem Häuschen.

Ist natürlich eine schöne Sache, wenn man zufällig zwei ausdrucksstarke Sängerinnen auf der Bühne hat. Mit „You don't have to say you love me“ setzt das Duett Steffi Darmstadt und Uschi Roberts ein weiteres Ausrufezeichen. Dann geht die Post ab mit dem „Long Train Running“. Ihr fetziges Lieblingsstück haben sich die Moondogs bis kurz vor Schluss aufgehoben. „Honky Tonk Woman“ gibt es als Zugabe, ehe der leise Rückzug der Band mit Robbie Williams „Feel“ auf und vor der Bühne Wehmut hervorruft. (Dietmar Kelkel) +++


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