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v.l.: Bernhard Hahner und Projektleiter Christoph Jestädt. - Fotos: Toni Spangenberg

PETERSBERG Stahlbau HAHNERs Großprojekt

"Ein riesiges 9.000-Teile-Puzzle" - Neues Mitoseum für den Saurierpark

24.08.16 - Die Schweißgeräte zischen laut - Funken sprühen. Das Klackern der Hämmer schallt durch die Halle. Die Stahlarbeiter sind mit höchster Konzentration bei der Sache. Überall herrscht aufgeregtes Treiben. Man versteht kaum sein eigenes Wort. Doch Bernhard Hahners Augen leuchten, als er über sein neuestes Projekt spricht - den Lärm ist er gewohnt. "Wir produzieren hier die Bauteile für das sogenannte Mitoseum im Bautzener Sauriererpark", verrät der Unternehmer voller Stolz. Dieses soll durch drei große Kuppeln die Zellteilung, also die Mitose und die Entstehung des Lebens symbolisieren. Seine Firma Stahlbau Hahner ist häufiger mit solch einzigartigen Großprojekten in den Schlagzeilen - zuletzt mit dem Dach für das Elefantenhaus des Münchner Zoos.

9.000 komplett verschiedene Einzelteile fertigt Hahner für das Mitoseum. Ob es Fehler ...

Die fertigen Stäbe, aus denen das Mitoseum zusammengesetzt wird.

"Von den fast 9.000 Einzelteilen, die wir verwenden, ist jedes unterschiedlich. Das muss man sich mal vorstellen", sagt er und deutet auf die vielen Rohre und Endstücke. Es gibt auch keine technischen Zeichnungen dafür. Hahner und sein Team müssen sich voll und ganz auf eine Computersoftware verlassen. Das Stuttgarter Unternehmen "Design-to-Production" erstellt die nötigen Tabellen, nach denen die Stahlbauer produzieren müssen. Hahner wirft einen Blick auf den Plan des Mitoseums in der Fertigungshalle. "Das hier ist eine parametrische Konstruktion. Das heißt, alles ist in Abhängigkeit voneinander konstruiert. Ändere ich auch nur ein Bauteil, ändert sich alles." Mit herkömmlichen Zeichnungen wäre das gar nicht zu realisieren. Deshalb stehen den Arbeitern nur Datensätze zur Verfügung. "Wenn ich ein Detail ändere, müssen die Rechner der Stuttgarter Kollegen die ganze Nacht laufen, um die Daten wieder auf den aktuellen Stand zu bringen." Das Projekt ist deshalb alles andere als einfach umzusetzen. Ruhig und deutlich, um seinen Worten mehr Bedeutung zu geben, erklärt Hahner, dass seine Firma damit Neuland betritt. "Das ist eine ganze heiße Nummer. Wir müssen blind auf die Technik vertrauen, sonst geht gar nichts."

Nur eine mit dem Laser gesetzte Markierung verrät, wo das Kopfstück mit der Stange ...

Ein genauer Plan zeigt, wo welche Bauteile hingehören.

Berhard Hahner, Inhaber von Stahlbau Hahner, begutachtet die ersten Baufortschritte. ...

Vor Ort in Bautzen müssen die Monteure dann alles zusammensetzen. "Stellen Sie sich das wie ein riesiges 9.000-Teile-Puzzle vor, und jedes Teil ist blau." Da hat man nur Erfolg, wenn alles korrekt durchnummeriert ist. "Es ist ein bisschen so wie Malen nach Zahlen", scherzt Hahner. Dass ein Teil grundsätzlich falsch war oder geändert werden musste, habe es so noch nicht gegeben. "Wenn wir das bis zum Ende durchhalten, dann liegt das an unserer Disziplin." Auf dem Weg ins Büro des Projektleiters Christoph Jestädt wird es ruhiger. Hier könnte man fast eine Stecknadel fallen hören - kein Vergleich zum lauten Klackern der Hämmer in der Fertigungshalle. Jestädt holt einen schweren Ordner mit Projektunterlagen von seinem Schreibtisch und schlägt ihn auf. Er deutet auf eine Skizze des aus drei kuppelähnlichen Gebilden bestehenden Mitoseums. "Die große Kuppel wird circa 22 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 20 Metern. Die Stäbe, die wir fertigen, sind gut 2,5 bis 3 Meter lang. Die Knotenplatten, also die Verbindungsstücke, haben einen Durchmesser von bis zu 40 Zentimetern", erklärt er mit technischer Begeisterung. Die kleine Kuppel ist bereits fertig. Jestädt schaut sich die Zeichnungen etwas genauer an. "Anhand der Nummern auf den Teilen, wissen wir, auf welcher Ebene die Stäbe liegen und in welche Richtung sie zeigen." Wenn es dann "klack" macht und der Stab einrastet, hat man den richtigen erwischt. Erst auf der Baustelle sehen die Monteure, ob die Produktion der Teile fehlerfrei funktioniert hat.

Diese Stäbe sind fertig und können zur Baustelle geliefert werden.

Mit diesen Platten werden die Stäbe miteinander verbunden.

Sobald das letzte Stück eingesetzt wird und es "klack" macht, ist Hahner glücklich. "Und wenn es nicht klackt, sondern 'kling, kling' macht, weil es reingehämmert werden muss, ist das auch noch ok. Hauptsache es zischt nicht, weil wir mit dem Schweißer ranmüssen", erklärt er die möglichen Probleme. Mit dem Projekt hat sich die Firma ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Ähnlich wie bei der Münchener Allianzarena soll auch das Mitoseum mit einer Membraneindeckung versehen werden. Hahner deutet auf die Konstruktionsskizzen. "Diese Kissen werden mit Luft gefüllt. Die permanente Luftzufuhr muss garantiert sein, sonst kann es gefährlich werden", erklärt er nun mit ernster Miene. Ein schlaffes Kissen könnte bei heftigem Regen durchkrachen. "Menschen könnten verletzt werden." Für die Firma Hahner ist das das bisher größte und komplexeste Projekt dieser Art. "Das ist ein enormer Anspruch. Rund ein Viertel der Mannschaft, also gut zehn Mitarbeiter, kümmern sich um das Projekt." Man müsse genau planen, welche Leute man an welcher Stelle der Produktion einsetzt. Als würde Hahner die Planung gedanklich noch einmal durchführen, sagt er: "Man muss vorher über die Arbeitsabläufe Bescheid wissen, um mögliche Probleme von vornherein ausschließen zu können. Mit Hektik kommt man hier nicht weit, sondern mit Bedächtigkeit." Natürlich gehöre auch die Erfahrung dazu, schon einmal Fehler gemacht zu haben, erläutert er nun wieder etwas entspannter.

Die Baupläne zeigen das Mitoseum von oben.

Insgesamt besteht das Gebäude aus drei Kuppeln.

Zeichnungen gibt es keine, die Stahlarbeiter müssen sich auf Tabellen wie diese bei ...

Der Bau des Mitoseums liegt im Zeitplan.

Er klappt den Ordner zu und stellt ihn beiseite. "Zum Jahresende muss das Gebäude soweit dicht und geschlossen sein, damit über den Winter die Innenausbauarbeiten folgen können." Im Frühjahr solle das Mitoseum dann für Besucher geöffnet werden. Die Arbeit für die Firma Hahner wird aber schon früher beendet sein. Jestädt geht zurück an seinen Schreibtisch und sucht ein Dokument. Auf den Zeitplan schauend, sagt er: "Kalenderwoche 37. Da sollten wir nach sieben Wochen Bauzeit fertig werden."

(Toni Spangenberg) +++

Fotos: Stahlbau Hahner


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