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- Fotos: Gudrun Schmidl

ALHEIM "Wir wollen die Kuh verstehen"

Besucher strömen in Scharen zum Hoffest - neue Heutrocknung eingeweiht

05.09.16 - Der Kirchhof öffnete seine Türen und Tore am ersten Sonntag im September zum jährlichen Alheimer Hoffest und die Besucher strömten in Scharen herbei. Das Wetter war zunächst besser als erwartet und so hatten gerade die Kinder beim Eselreiten und mit vielen Spielmöglichkeiten ihren Spaß. Kühen und Kälbchen ganz nahe kommen war ebenso möglich wie niedliche Appenzeller Welpen zu streicheln. Das Hoffest ist immer ein Tag für die ganze Familie, denn auch die Erwachsenen kommen auf ihre Kosten.

Kulinarisch sowieso. Leckereien vom Hof wie Grillkäse, Raclette, frisch angerichtete Salatteller oder gebratene Rinderwurst fanden reißenden Absatz genau wie die zahlreichen Torten und Kuchen, die die örtlichen Landfrauen gebacken haben. Bei dezenter Live-Musik ließ es sich angenehm auf dem großen Hof und auch im Garten verweilen, einige Verkaufsstände mit Bergblütenkräutern, Natursauerteig-Brot, Kunsthandwerk oder auch mit fair gehandelter Ware vom Weltladen in Bad Hersfeld wurden umlagert. Alle Generationen konnten sich bei Kutschfahrten vergnügen, gemeinsam Blumenkränze winden oder bei zahlreichen Führungen, beim Schaukäsen und Besuchen im Käsekeller viel lernen und die zwei Prinzipien verstehen, die auf diesem Hof verfolgt werden: das Erreichen einer höchstmöglichen Wertschöpfung und eine Einbeziehung des Umfeldes in die Entwicklung des Hofes.

Stolz und erleichtert präsentiert Godehart Hannig den interessierten Gästen die ...

Auch die Gemüsebauern von SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft Oberellenbach) ...

Ein Blick in den Käsekeller

Für Godehart Hannig, der im Jahr 1981 mit seiner Frau Renate auf den Hof kam, um eine Bio-Selbstversorger-Landwirtschaft aufzubauen, war dieser Tag ein zukunftsweisender Meilenstein. 1985 wurde ein „Verein für biologisch-dynamischen Landbau Alheim e.V.“ gegründet, der im darauffolgenden Jahr den Hof käuflich erwarb. Dies war die Grundlage für den weiteren Erfolg des Hofes, der mit der neuen Heutrocknung, die beim Hoffest mit einem kleinen Festakt eingeweiht wurde, einen Höhepunkt in der Entwicklung erreicht. Godehart Hannig äußerte sich zunächst zur Dauerkrise auf dem Milchmarkt, bei der viele Landwirte mit dem Rücken zur Wand stehen und selbst renommierte Betriebe aufgeben müssen.

Als Geschäftsführer versicherte Godehart Hannig, dass er und seine Mitarbeiter die Kuh verstehen und ihr gerecht werden wollen. Auf dem Kirchhof werden die Kühe mit Rauhfutter wie Gras, Klee und Kräutern, aber grundsätzlich nicht mit Silage gefüttert. Eine riesige Erleichterung ist daher die angeschaffte Heutrocknung. „35 Jahre mache ich Heu, jedes Jahr derselbe Mist“, erinnert sich Godehart Hannig an Heuernten, bei denen durch Wetterkapriolen nicht nur der erste Schnitt, sondern dadurch auch viel Geld verloren ging. Dieses Jahr hat er gerade mal einen Tag gemäht, am nächsten Tag das Heu eingefahren, nach drei Tagen war es trocken. Bevor er den zahlreichen, interessierten Gästen die Technik der neuen Heutrocknung präsentierte, ergriff Prof. Dr. Ton Baars, „der Milchexperte schlechthin in Europa“ und Mitarbeiter beim Forschungsinstitut für Biologischen Landbau, Frick CH, das Wort. Auf dem Kirchhof, den er seit zehn Jahren kennt, gibt es ein Gespür für das Wesen der Dinge“, weiß der Weggefährte und Freund von Godehart Hannig. Sein Plädoyer für die gesundheitsfördernden Aspekte der Rohmilch, zum Beispiel bei Lactoseintoleranz oder Allergien unterstrich er mit wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Der Kirchhof wurde kürzlich in die „Hessische Milch- und Käsestraße“ aufgenommen. ...

Mit seinem Vortrag: Premium-Milch durch Gras-/Heufütterung fand Prof. Dr. Ton Baars ...

Auf dem Kirchhof werden Angler-Kühe der alten Zuchtrichtung gehalten. Dies ist eine vom Aussterben bedrohte Rasse. Die besondere Qualität dieser kleineren, kompakteren Kühe ist, dass sie sich hervorragend für eine extensive Gras-/Heufütterung eignen. Heu, das dank der neuen Heutrocknung ausreichend vorhanden ist. Der vorab nötige Aufbau der Boxen wurde bei laufendem Betrieb von den Mitarbeitern geleistet, die dadurch extrem belastet waren. Ihnen, einem Großspender und vielen weiteren Spendern, die den Kauf möglich gemacht haben, galt der Dank von Godehart Hannig.

Geliefert wurde die Luftentfeuchteranlage zur Unterdachtrocknung von Heu, Stroh und Getreide von der HSR Heutrocknung SR GmbH mit Sitz in Straßwalchen/Österreich. Am Anfang der Firmengeschichte stand Josef Reindl, der in den 90er Jahren begann, die an seinem Hof bestehende Heubelüftung zu verbessern. Nach einer Test- und Entwicklungsphase von acht Jahren brachte Josef Reindl 2009 die Serie SR auf den Markt. Heutrocknung ist die Futterkonservierung in der ursprünglichsten Form: Lebenswert, Einträglich, Nachhaltig und Natürlich. Seine Firma ist inzwischen weltweiter Marktführer mit über 450 gelieferten PC-gesteuerten Trocknungsanlagen mit Luftentfeuchter. Der Kirchhof verspricht sich zudem eine Steigerung der Milchleistung der Kühe um circa 1.000 Litern.

Die Kutschfahrten mit eigenen Pferden wurden von den Gemüsebauern Dörte und Günter ...

„Die Aromen kommen aus dem Gras, Klee und Kräutern“, kündigt Godehart Hannig einen weiteren erheblichen Zugewinn an Geschmack der auf dem Kirchhof hergestellten Premiumkäsesorten aus Kuhmilch wie Alheimer, Ellenbacher, Pfaffenberger oder Meckerfritze und Lützelstrolch aus Ziegenmilch an. Heu in Tüten war im Hofladen ebenfalls im Angebot, sogar kostenlos. Allerdings in Verbindung mit dem Kauf von einem Rinderbraten in Demeter-Qualität, der auf einer Schicht Heu liegend am Besten im Backofen circa 12 Stunden lang gegart wird. „Renates Heubraten-Rezept“ gab es dazu und verspricht ein neues Geschmackserlebnis.

Leider störten wolkenbruchartiger Regen und ein Gewitter am Nachmittag das frohe Beisammensein auf dem Kirchhof. Während viele Besucher fluchtartig zu ihren Autos rannten, setzten sich andere seelenruhig in die Kutsche und ließen sich bei Blitz und Donner durch Oberellenbach schaukeln. Außerdem bot der Kirchhof vielfältige Möglichkeiten, auch unter Dach zu genießen. Weitere Informationen unter www.kirchhof-oberellenbach.de. (Gudrun Schmidl) +++


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