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Das Epitaph für Philipp Wilhelm von Cornberg hinter dem Altar. Rechtzeitig vor dem Festgottesdienst wurde es neu gestrichen - Fotos: Gudrun Schmidl

WILDECK 300 Jahre barocke Ausmalung

Festgottesdienst mit Bischof Dr. Martin HEIN

05.09.16 - Barocke Dorfkirchen überraschen. Äußerlich unterscheiden sie sich nicht von ungezählten anderen Dorfkirchen in unserer Region. Betritt man jedoch den Innenraum, kann man einen Blick in den Himmel werfen. Insgesamt elf barocke Dorfkirchen gibt es in Osthessen. Am Sonntag stand die Bauernbarockkirche Richelsdorf im Mittelpunkt des Interesses, denn aus Anlass der vor 300 Jahren vollendeten barocken Ausmalung hat die Evangelische Martin-Luther-Kirchengemeinde mit ihrem Pfarrer Janosz König zu einem Festgottesdienst eingeladen.

Die ursprünglich gotische Kirche aus dem 14. Jahrhundert geriet, nachdem 1637 die Kroaten den Ort verwüsteten, in Verfall. Anfang des 18. Jahrhundert wurde sie durch die finanzielle und ideelle Unterstützung der Familie von Cornberg als Bauernbarockkirche wieder aufgebaut. Die Richelsdorfer Kirche beeindruckt durch die barocke Farbigkeit und die künstlerische Geschlossenheit, in der sie mit kunstvoll gestalteten Bibelversen, Ornamenten und Blütenranken ausgeschmückt wurde. Die Richelsdorfer sind sich der Schönheit und Einzigartigkeit ihrer Kirche bewusst, aber auch viele Reisegruppen und Einzelpersonen kommen, um diese barocke Pracht mit eigenen Augen zu sehen.

Der Chor des Evangelischen Frauensingkreises

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck, Dr. Martin Hein, der aus diesem besonderen Anlass die Predigt hielt, betrat zum ersten Mal dieses „wahre Schatzkästlein“ und zeigte sich beeindruckt. Der Gottesdienst, der vom Chor des Evangelischen Frauensingkreises und dem örtlichen Männergesangverein mit gut gewählten Liedern bereichert wurde, bot außerdem die Gelegenheit, dem 400. Todestag von Philipp Wilhelm von Cornberg zu gedenken, der am 30. August 1616 in Richelsdorf verstarb.

Aus dem Gemeindevorstand überbrachte Daniel Stunz ein Grußwort

Die Kirche war Patronatskirche der Herren von Cornberg. Der Herrschaftstuhl mit Wappenschmuck existiert bis heute. Die Stirnseite des Altars ziert das Epitaph für Philipp Wilhelm von Cornberg. Beigesetzt wurde er in einer Gruft, deren Eingang sich am Fuße des Altars befand und 1805 geschlossen wurde. „Philipp Wilhelm von Cornberg war prägend für Richelsdorf und diese Kirche“, wandte sich Bischof Dr. Martin Hein an die Gottesdienstbesucher, unter denen sich auch Nachfahren des Stammvaters der Freiherren von Cornberg befanden. Der noch junge Philipp Freiherr von Cornberg, der in Begleitung seines Vaters Joachim und seines Großvaters Jobst nach Richelsdorf gekommen war, wurde in dieser Kirche getauft. Ein entsprechendes Familienfoto, aufgenommen vor dem Epitaph, hatte er mitgebracht, außerdem eine Spende zum Erhalt der Kirche.

Entgegen der Planung wurden direkt nach dem Gottesdienst die Grußworte statt im Freien in der Kirche gesprochen, denn das Wetter spielte ausgerechnet am Festsonntag nicht mit. Für die politische Gemeinde sprach der Beigeordnete Daniel Stunz, außerdem meldeten sich Ortsvorsteher Wilfried Wetterau und aus der von Cornberg-Dynastie Dr. Hubertus Rechberg zu Wort. Berührend die Ansprache von Pfarrerstochter Friederike Böttcher geborene Schreiber, die in der Richelsdorfer Kirche konfirmiert wurde.

Friederike Böttcher, die als Pfarrerstochter mit Mädchennamen Schreiber in ...

Besondere Erinnerungen verbindet sie mit den Gottesdiensten am Heiligen Abend, an denen sie mit den 15 aufgemalten Engeln im Kirchenschiff beschäftigt war, aber trotzdem die Worte ihres Vaters aufgenommen hat: „Schweiget und ruhet von euren Geschäften, Sorgen und Nöten“. Eine wunderbare Fügung, dass Bischof Dr. Martin Hein in seiner Predigt sich den berechtigten, aber auch den „falschen“ Sorgen der Menschen angenommen hat. Sorgen bei Krankheit, Verlustängsten, Geldproblemen, Sorgen über die Perspektiven der Kinder, aber auch berufliche Sorgen wie aktuell die der Bergleute im Kalibergbau im Werratal sind seiner Meinung nach berechtigt.

Dr. Hubertus Rechberg

„Manchen Menschen stehen die Sorgen ins Gesicht geschrieben“, bedauert Bischof Dr. Martin Hein. „Dieses falsche, ständige Sorgen verkrampft und macht verbissen. Die Freude kommt abhanden“. Er macht Mut: „Die Sorgen gewinnen nicht die Oberhand, wenn wir auf Gott schauen, ihm vertrauen. Niemand ist so unbedeutend, dass Gott ihn nicht lieben würde“. Seit 300 Jahren wird in dieser Kirche Gottesdienst gefeiert, an diesem Sonntag fand anschließend rund um die Linde – wenn auch im Zelt als Regenschutz – ein Gemeindefest statt. Hier wurde die von Pfarrer Janosz König aufwändig recherchierte und ausführliche Festschrift über die Geschichte der Kirche und alle, die sie mit Leben erfüllen, vorgestellt. Eine Ausstellung zu Landgraf Moritz von Hessen, den Halbbruder von Philipp Wilhelm von Cornberg, nahm mit in die Zeit der „zweiten Reformation“ in Hessen. In direkter Nachbarschaft zur Kirche liegt das Herrenhaus der Familie von Cornberg, in dem eine Ahnengalerie zu besichtigen war. Von April bis Oktober ist die Kirche täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Kirchenführungen können im Pfarramt unter Tel.: 06627 9150065 oder unter E-Mail [email protected] angefragt werden. (Gudrun Schmidl) +++

Bischof Dr. Martin Hein verabschiedete die zahlreichen Gottesdienstbesucher, die die Kirche ...

Direkt unterhalb der Kirche befindet sich das Herrenhaus der von Cornbergs

Bischof Hein mit den Freiherren von Cornberg


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