Kemal SARVAN überzeugt in Lehnerz mit seiner Flexibilität

16.09.16 - Für sein Heimatland auflaufen und die Nationalhymne singen – für einen Sportler dürfte es wohl nur wenige größere Momente geben. Kemal Sarvan, Fußballer in Diensten von Hessenligist TSV Lehnerz, wurde diese Ehre zuteil. Als Jugendlicher durfte er sich bei einem Turnier das Trikot der türkischen Nationalmannschaft überstreifen.

„Das war Gänsehaut pur“, erinnert sich Sarvan an das Turnier in Österreich, bei dem er für die U18 der Türkei auflaufen durfte. Die Spiele gegen die Nachwuchsmannschaften von Manchester United und Bayern München bezeichnet der 26-Jährige – neben den Aufstiegsspielen zur Regionalliga mit dem TSV - als Höhepunkte seiner fußballerischen Laufbahn. Damals stand Sarvan noch in der B-Jugend bei Borussia Fulda auf dem Feld. „Meine Mitspieler haben alle bei großen Vereinen gespielt und am Ende der Liste stand Borussia Fulda – das war schon witzig“, blickt Sarvan mit einem Lächeln zurück.

Marco Lohsse stellte den 26-Jährigen in die Innenverteidigung ...

... und sieht Sarvans Zukunft in der Abwehr-Zentrale

Sarvan schnupperte Profi-Luft, spielte in Cottbus, Erfurt und der Türkei ... ...

Kemal Sarvan wechselte kurz darauf aus Fulda erst in den Nachwuchs vom SV Darmstadt 98, ehe es in die A-Jugend von Energie Cottbus ging, mit der in der Jugend-Bundesliga spielte. Der Schritt im Herrenbereich sollte bei Rot-Weiß Erfurt erfolgen. Sarvan war für den Profi-Kader in der 3. Liga vorgesehen – und machte nie ein Spiel in Deutschlands dritter Liga. „Nach wenigen Wochen wurde der Trainer gewechselt und der neue hat mich und einige andere Spieler gleich in die zweite Mannschaft geschoben“, erzählt Sarvan im Gespräch mit ON|Sport.

Seinen Traum vom Profi will er in der Türkei leben. Sein damaliger Berater vermittelte ein Engagement bei Kastamonuspor. Zweite türkische Liga. Sarvan unterschrieb einen Dreijahresvertrag – und verlies nach einem halben Jahr bereits wieder den Klub. „Ich glaube, es wurde viermal der Trainer gewechselt und Geld habe ich auch keines bekommen“, erzählt der 26-Jährige über die Situation in der Türkei und den Grund für seine Rückkehr nach Osthessen.

Eine einschneidende Erfahrung aus seiner Zeit in der Türkei sollte ihn – dem gelernten Stürmer – aber auch seiner Karriere in Osthessen folgen. „Mein damaliger Trainer hat mich angesehen und gemeint: ‚Du würdest einen guten Verteidiger geben‘“, sagt Sarvan und lacht. Denn zunächst ist er von dieser Idee so gar nicht angetan und erwidert, er sei Stürmer. „Nach einer halben Stunde hat uns der Trainer in der Kabine einen Einlauf gegeben, dass man sich als professioneller Fußballer nach dem Trainer zu richten hat.“

... bevor er nach Osthessen zurückkehrte

In Lehnerz spielt Kemal Sarvan mittlerweile seine fünfte Saison ...

... sein Vertrag läuft nach dieser Saison aus. Eine Verlängerung ist aber wohl nur ...

Mittlerweile ist Kemal Sarvan wirklich Innenverteidiger. Nachdem er in Hünfeld, Neuhof und Lehnerz zwischen defensiven Mittelfeld und Sturm pendelte, sieht Trainer Marco Lohsse die Zukunft des 26-Jährigen in der Innenverteidigung. „Ich spiele da, wo mich der Trainer aufstellt. Hauptsache ich spiele und kann der Mannschaft helfen“, sagt Sarvan über seine Rolle, die ihm auch so manche Vorteile verschaffe. „Als gelernter Stürmer weiß ich, wie sich der Gegner bewegt und was er vor hat“, sagt Sarvan, der kürzlich – gegen Darmstadt - aber wieder auf seiner alten Position spielen durfte.

Am Samstag (15 Uhr), wenn im Heimspiel Rot-Weiß Hadamar an die Richard-Müller-Straße kommt, werden Sarvans Qualitäten in der Innenverteidigung benötigt. Schließlich soll der fünfte Sieg in Folge gelingen und die Tabellenführung verteidigt werden. „Wir dürfen Hadamar nicht unterschätzen. Sie bringen große Qualität mit – gerade im Sturm“, warnt Kemal Sarvan vor dem Gegner, der mit zwölf Punkten auf Rang sieben liegt und zuletzt Rot-Weiß Frankfurt unterlag.

Mit dem TSV legte Sarvan einen Start nach Maß hin ...

... und grüßt als Tabellenführer der Hessenliga

Für Kemal Sarvan ist das keine Momentaufnahme mehr

Für Sarvan ist die Tabelle nach acht Spielen allerdings keine Momentaufnahme mehr. „Wir haben eine gute Mannschaft und einen Lauf“, sagt Sarvan, den ein Abenteuer in der Regionalliga durchaus reizen würde. Bis dahin muss aber noch so manche Schlacht geschlagen werden. Schlachten, für die es den gelernten Stürmer Kemal Sarvan in der Innenverteidigung braucht. (Tobias Herrling) +++