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Die Schwestern - glücklich vereint - Fotos: Gudrun Schmidl

KÖLN / PHILIPPSTHAL Sat.1-Format "Bitte melde dich"

Eve-Maria SELL glücklich: Ihre Schwester Barbara aus Dallas wurde gefunden

26.09.16 - Wer die am Sonntag auf Sat.1 ausgestrahlte Sendung "Bitte melde dich" gesehen hat, konnte sich emotional der berührenden Zusammenführung der Schwestern Maria aus dem hessischen Philippsthal und Barbara aus Dallas/Texas sicher nicht entziehen. Zumal in diesem Sendeformat nichts gespielt oder vorgetäuscht wird, hier geht es um echte Schicksale. Wenn es genügend Spuren und Hinweise gibt, macht sich Moderatorin Julia Leischik teilweise weltweit auf die Suche, verfolgt jede noch so kleine Spur, um Familien wieder zusammenzubringen. Den Auftrag dazu erhält sie von den Suchenden persönlich. "Als ich am 7. Dezember 2015 zum Casting eingeladen wurde, wagte ich noch nicht daran zu denken, dass meine Schwester, von deren Existenz ich seit knapp 50 Jahren wusste und nach der ich seit mehreren Jahren intensiv gesucht habe, gefunden wird", erinnert sich Eve-Maria Sell an die Zeit zwischen Hoffen und Bangen.

Am 11. April 2016 wurden dann die Fernsehaufnahmen mit mehreren Probedurchläufen in Köln durchgezogen. Im Gespräch mit Julia Leischik kamen bei Eve-Maria Sell alle unterdrückten Emotionen hervor und ihre in gespannter, hoffnungsvoller Erwartung gestellte Frage "Scheiße, habt ihr meine Schwester gefunden?" war im Kasten. Ja, sie wurde gefunden und sie war da. Wenig später standen sich die beiden gegenüber. "Ich dachte, mich trifft der Schlag. Die Ähnlichkeit mit meiner jüngeren Halbschwester war verblüffend." In diesem emotionalsten Augenblick ihres Lebens dachte sie an ihren Mann, den sie am liebsten sofort angerufen hätte. Jahrelang haben er und die gemeinsamen Söhne Dirk und Carsten sie bei ihrer zeitraubenden, nervenaufreibenden, aber dennoch immer ersehnten Suche nach der Schwester unterstützt, die hier ihr Ende nahm. "Ich konnte es nicht glauben, war total aufgewühlt. Meine Schwester und ich hielten uns in den Armen und haben beide gezittert wie Espenlaub."

Die leiblichen Schwestern Eve-Maria und Barbara mit ihren Halbschwestern Christa ...Foto: privat


Eve-Maria Sell machte ihre Lebensgeschichte am 4. Februar 2015 bei Osthessen-News öffentlich. Der Hessische Rundfunk wurde über den Artikel auf das Schicksal der Philippsthalerin aufmerksam und hat darüber eine Reportage in der "Hessenschau" gesendet. Die inzwischen 64-Jährige, selbst als Pflegekind in ihrem Heimatort aufgewachsen, erfuhr von ihren Pflegeeltern Ernst und Magdalene Freise, dass es im Frühjahr 1954 auf dem amerikanischen Konsulat in Frankfurt zu einem Treffen mit ihrer leiblichen Mutter Ursula Roland und der am 12.08.1953 geborenen leiblichen Schwester Rosalinde Roland kam. Die Schwestern sollten von ihrer Mutter zur Adoption freigegeben werden und dem Adoptivvater, einem amerikanischen Major, in dessen Heimat folgen. Die Pflegeeltern verhinderten kämpferisch die Adoption ihrer Pflegetochter Eve-Maria, ihren Zusatznamen Eve hat sie ihnen zu verdanken. Rosalinde folgte dem Major.

Ihre Pflege- und spätere Adoptivmutter drängte Eve-Maria Sell immer wieder: "Such´ deine Schwester". Das war auch ihr immerwährender Herzenswunsch, aber als absoluter Familienmensch vom Alltag mit allen Herausforderungen, der Kindererziehung, ihrer Berufstätigkeit und lebensbedrohlichen Krankheiten, später als liebevolle Oma gefordert und letztendlich nach der Grenzöffnung im Jahr 1989 völlig unvorbereitet mit zwei Halbschwestern konfrontiert, begann ihre intensive Suche erst vor fünf Jahren in einer ruhigeren Lebensphase. "Mich hat immer die Angst begleitet, dass ich zu spät bin", gibt sie zu.

Die Eheleute Sell fröhlich bei der Jubiläumsveranstaltung des Kulturweckers in ...Foto: Gudrun Schmidl

Zum ersten Mal gemeinsam stehen die Schwestern gemeinsam vor dem Elternhaus ihrer ...

Eve-Maria Sell wandte sich an den Personensuchdienst des Deutschen Roten Kreuzes, an das Consulat General of the United States und an das Kreisjugendamt Garmisch-Partenkirchen, denn sie und ihre Schwester wurden in Murnau geboren. Auch erste Bewerbungsversuche bei entsprechenden Fernsehformaten auf der Suche nach Angehörigen scheiterten. Erst beim Familiengericht Weilheim-Schongau war sie in der Abteilung Adoptionsvermittlung an der richtigen Stelle und konnte aufgrund eindeutiger Hinweise mit Hilfe ihres Mannes Hartmut via Internet den Namen des Majors ausfindig machen: Neal Arleigh Hess. Leider hatte er kein Kind namens Rosalinde, der Name, der auf der Geburtsurkunde vermerkt ist. Familie Sell war durch eigene Recherchen schon ganz nah dran, konnte aber nicht ahnen, dass die gesuchte Angehörige von ihren Adoptiveltern den Namen Barbara bekommen hat.

Nach dem ersten Treffen vor laufender Kamera nahmen Eve-Maria und Hartmut Sell den Gast aus Amerika sofort mit nach Hause. "Auf der gesamten Rückreise haben wir uns an den Händen gehalten", erinnert sich Eve-Maria Sell. In Philippsthal angekommen, war das Ehepaar Sell mehr als bemüht, dem endlich angekommenen Familienmitglied die Wünsche von den Augen abzulesen. Barbara sollte sich wohl fühlen, was bei dem kalten Aprilwetter schwierig war, denn – den Jetlag in den Knochen und das warme Wetter in Texas gewohnt - fror die zierliche Amerikanerin und wurde regelrecht in "Watte" gepackt. Den Ausflug nach Eisenach zum Geburtshaus der Mutter ließ sie sich dennoch nicht nehmen und erfreute sich auch am Besuch von Deutschlands berühmtester Burg, der Wartburg. Eine Woche Gemeinsamkeit genossen die Schwestern trotz fehlender Deutschkenntnisse von Barbara und nur noch wenigen verbliebenen Englischkenntnissen aus der Schulzeit von Eve-Maria. Sie verständigten sich durch Augenkontakt, mit Händen und Füßen oder konnten auf die Englischkenntnisse von Eve-Marias Söhnen zurückgreifen, die ihre Tante aus Amerika in ihrem Lebensumfeld in Usingen und in der bayerischen Großgemeinde Wörthsee kennenlernen konnten. Auch die Schwieger- und Enkelkinder von Sells sowie die Halbschwestern Christa und Monika von Eve-Maria und Barbara waren bei dem großen Familientreffen dabei, das auch einen gemeinsamen Ausflug nach Murnau, in den Geburtsort der leiblichen Schwestern, beinhaltete. "Barbara hat das Beisammensein mit unserer großen, heilen Familie genossen", freut sich Eve-Maria Sell, die bei intensiven, übersetzten Gesprächen von dem teilweise tragischen Lebensweg ihrer Schwester erfuhr.

Nach Barbaras Angaben war der Adoptivvater, später General der US-Armee, sehr streng. Andererseits aber auch ein herzensguter Mensch, der einige Kinder der im Vietnam-Krieg gefallenen Kollegen aufgenommen hat. Mit ihren Stiefgeschwistern zog Barbara durch mehrere amerikanische Bundesstaaten von einer Base zur nächsten. Private Schicksalsschläge verfolgten Barbara lebenslang. Einen schrecklichen Unfall mit sieben beteiligten Fahrzeugen, verursacht von einem Gefahrguttransporter, hat sie als einzige überlebt. Mit schwersten Verbrennungen, einem gebrochenen Kiefer und schwerer Wirbelverletzungen lag sie elf Monate im Krankenhaus, was wegen der fehlenden Versicherung des Unglücksfahrers nahezu den finanziellen Ruin der Verunfallten bedeutete. "Du warst mein Schutzengel", gestand Barbara ihrer Schwester, die beide überzeugt sind, dass Barbara nicht sterben durfte, weil sie noch eine wichtige Mission in ihrem Leben zu erfüllen hatte.

Durch die moderne Kommunikationstechnik sind die leiblichen Schwestern und Halbschwestern untereinander, aber auch die Neffen in ständigem Kontakt mit ihrer Tante. "Ich weiß noch lange nicht alles über ihr Leben, wie sie denkt und fühlt", gesteht Eve-Maria Sell noch vor der Ausstrahlung der Sendung, der sie zu dem Zeitpunkt emotional sehr aufgewühlt entgegenfiebert. "Ein Flug nach Dallas in naher Zukunft ist fest geplant. Wenigstens einmal möchte ich ihr Lebensumfeld kennenlernen." Barbara hat angedeutet, dass sie gern für immer in Deutschland in der Nähe ihrer Schwester leben würde, lernt auch schon die deutsche Sprache. Ihr Englisch auffrischen will auch Eve-Maria Sell und ihre unglaubliche Lebensgeschichte mit anderen teilen – ob privat, in der großen Öffentlichkeit oder alles Unglaubliche, was sie und ihre Familie durchlebt haben, als Biografie veröffentlichen. Über allem strahlt jedoch die Dankbarkeit der Schwestern gegenüber dem Fernsehsender Sat1., dem mitfühlenden und hilfsbereiten Redaktionsteam und natürlich Julia Leischik, die ihren gemeinsamen Lebenstraum erfüllt haben. Wer die Sendung verpasst hat, kann auf die Mediathek des Senders zurückgreifen.  (Gudrun Schmidl) +++


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