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SCHLÜCHTERN Kontroverse Beurteilung

Siebenstündige Erörterung der Einwendungen gegen Windpark-Projekt

07.10.16 - Gegen das geplante Windpark-Projekt „Schlüchtern-Breitenbach“ der TurboWind Energie Hannover haben 120 Personen und Institutionen Einwendungen erhoben. Bei einem siebenstündigen Erörterungstermin am Mittwoch in der Schlüchterner Stadthalle trugen die Einwender in Anwesenheit der Vorhabensträgerin ihre Bedenken bezüglich Naturschutz, Landschaftsbild und Schall-, Schatten- und Lichtimmissionen vor. Die Verhandlungsleitung lag in den Händen von Jutta Flocke und Reinhard Nies vom Regierungspräsidium Darmstadt.

"Breitenbach ist eingekesselt von Autobahn, Eisenbahn und Windkraftanlagen bei Wallroth. Diese Gesamtbelastung findet in den Gutachten keine Berücksichtigung", stellte Günther Kaufmann klar. Eingangs hatte Hildrud Bloch moniert, dass TurboWind die Unterlagen nicht digital zur Verfügung gestellt habe. „Man kann keine hunderte von Seiten abschreiben. Wenigstens ein paar Seiten durften wir schließlich abfotografieren", sprach die Breitenbacherin von inakzeptablen Einschränkungen. TurboWind-Anwalt Dr. Michael Rolshoven meinte zu den Vorwürfen lapidar: "Die Auslegung muss nicht digital erfolgen."Die Erörterung wurde in den einzelnen Themenblöcken wie Lärm, Naturschutz, Landschaftsbild und auf die Auswirkung auf Immobilienpreise und Tourismus abgearbeitet. So fürchten Ralf Hofmann vom „Acisbrunnen“ und Radica Albrecht von der „Brathähnchenfarm“ um ihre Existenz.

„Wollen Sie in einem Hotel übernachten mit blinkenden Windrädern?“, beanstandete Albrecht den minimalen Abstand der Windfarm zu Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben.Ein Anwohner auf der Röthe sprach von 400 Metern Entfernung eines geplanten Windrades zu seinem Haus. Auch hier verwies TurbuWind-Anwalt Dr. Rolshoven auf die Rechtsprechung, die besage, dass diese Entfernungen im Außenbereich zu akzeptieren seien. Keine Antwort gab Rolshoven auf die Frage, wann die Pachtverträge mit der Stadt Schlüchtern und anderen Grundstücksbesitzern abgeschlossen wurden. „Flächenverfügbarkeit ist nicht Gegenstand des Genehmigungsverfahrens.“

Die Forderung nach einem Interimsverfahren zur Beurteilung der Anlagengeräusche lehnte TurboWind-Geschäftsführer Ingo Kanira ab mit dem Hinweis, dass der Windkraftbetreiber rechtlich gezwungen sei nachzubessern, wenn der Immissionspegel überschritten würde. Ein Niederzeller sprach die Gefahren von Ultraschall auf die Gesundheit an. Und bekam von Kanira gesagt: "Ultraschall ist so ein Mysterium. Man hört ihn nicht. Auto und Kühlschrank produzieren ein Vielfaches an Ultraschall im Vergleich zu Windrädern. Da wundere ich mich doch sehr, dass die nicht verboten werden."

Ein weiterer Schwerpunkt der Anhörung war das Kollisionsrisiko für Schwarzstorch, Roter Milan, Zugvögel und Fledermäuse. Hierbei zweifelte Dirk Bernd von Seiten der Einwender ein Avifauna-Gutachten von Frank Henning an. Darin war von zwei dokumentierten Thermikflügen von Schwarzstörchen im signifikanten Bereich die Rede. Ein besetzter Rotmilan-Horst liege 1,6 Kilometer entfernt vom Windpark und damit außerhalb des geschützten Bereichs. Die beiden Sachverständigen diskutierten lange über die Untersuchungsmethoden für die Fledermausaufkommen. „An Schwachwindtagen werden die Anlagen nachts abgeschaltet“, berichtete Henning. Die Reduzierung der Anlagenzahl von 16 auf zehn basiere auf Erkenntnissen der Fledermauspopulation im FFH-Gebiet Steinaubachtal, verteidigte Henning sein Gutachten und wies auch die Kritik zurück, dass Netzfänge zur Bestimmung der Flugwege zum falschen Zeitpunkt durchgeführt worden seien.

Die Erörterung wurde komplett aufgezeichnet und wird jetzt analysiert. In rund vier Wochen will das Regierungspräsidium eine Entscheidung treffen. TurboWind rechnet noch in diesem Jahr mit der Genehmigung für das Projekt. Im kommenden Jahr soll dann rund um Breitenbach eine Windfarm mit neun Windkraftanlagen vom Typ Enercon E115 mit einer Gesamthöhe von 207 Metern und eine Anlage vom Typ Enercon E82E2 mit einer Gesamthöhe von 179 Metern entstehen (kel.) +++


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