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PETERSBERG Zwei Aufführungen

Wo ist LUIS? Gelungene Premiere der Musical-AG der Musikschule Mollenhauer

11.10.16 - Wenn sich junge Leute in ihrer Freizeit mit Theater und Musicals befassen, während sie sich ansonsten gerne hinter Computerspielen und Smartphone verschanzen, dann ist das eine feine Sache. Wenn sie aber ein Stück entwickeln, das eben gerade jene PC- und Handy-Hörigkeit mit all ihren negativen Folgen zum zentralen Thema macht, dann ist das bemerkenswert. Das Ergebnis dieser Arbeit war gestern im Probsteihaus Petersberg bei der Premiere des selbst verfassten Musicals „Wo ist Luis?“ zu begutachten.

Geladen hatte die Musical-AG der Fuldaer Musikschule Mollenhauer, die sich mit der aktuellen Produktion zum vierten Mal seit 2012 ihrem Publikum stellt. Die Leiter der Truppe sind Musikschulen-Chef Martin Dietz und Christoph Gottwald, die direkt vom Bühnenrand aus und im akustischen Set mit Akkordeon, Gitarre, Kontrabass und Basstrommel für stimmungsvolle Musik sorgten, sowie Barbara Gottwald, die mit ihrem Mann das Fuldaer „Theater mittendrin“ betreibt und bei der Erarbeitung auf Improvisationstheater setzte: „Die Jungen und Mädchen, alle im Alter von 11 bis 16 Jahren, haben das Musical und ihre eigenen Charaktere und Texte praktisch von sich heraus entwickelt.“ Die Theaterpädagogin selbst sei bei der Produktion lediglich die ordnende Hand gewesen. Geprobt wurde ein Jahr lang.

Zum Plot des Musicals: Am liebsten hängen die Jugendlichen eines Problemviertels mit ihren Handys an der Bushaltestelle ab. Einer von ihnen, Luis, verschwindet plötzlich auf unerklärliche Weise, und es entwickeln sich waghalsige Spekulationen unter den Teenagern. Ist der Außenseiter abgehauen? Wurde er gekidnappt? Waren Drogen im Spiel? Liebeskummer? Die Gruppe gerät ins Wanken, weil jeder sich selbst der Nächste ist, sich persönliche Abneigungen verfestigen, zurückgehaltene Aggressionen ausbrechen und trotz der permanenten Nutzung des Smartphone keiner wirklich etwas vom anderen weiß. Letztlich bleibt jeder in der Gruppe mehr oder weniger allein.

Inszenatorisch raffiniert ist der Wechsel der Gruppenszenen an der bühnenbildnerisch puristisch gehaltenen Bushaltestelle (da reichen ein Haltestellenschild, eine Bank und ein Mülleimer, um das restliche Umfeld anzudeuten) mit den intimen Polizeiverhören der einzelnen Figuren im Spotlight, in denen sie ihr Verhältnis zum Gesuchten nur ungern und teilweise verfälscht preisgeben. 

Gelungen sind Barbara Gottwald und ihrem jungen Darstellerteam einprägende Szenen. Vier Beispiele: Bereits zu Beginn präsentieren sich die Jugendlichen als die drei Affen; wegen ihrer Handys sehen sie nichts, sie hören nichts, sagen nichts. Großartig die choreografierte Szene, in der zwei Mädchen niedergetrampelt werden, und die (vermeintlichen) Türken sich noch ein Vergnügen daraus machen, Handy-Fotos von den „Opfern“ zu schießen. Bedrückend auch, wie die „Türken“ später selbst in die Enge getrieben werden und schließlich der Abgang der Gruppe am Stück-Ende durchs Publikum. Ein sehr ernstes Thema, das dennoch Raum für Humor lässt. Und kurzweilig ist das einstündige Musical allemal.

Da die Truppe mit Spielfreude ans Werk ging und jeder gesanglich und schauspielerisch auf gutem bis sehr gutem Niveau war, wäre es unfair einzelne hervorzuheben. Es wirkten mit: Anna Eichler, Anna-Lena Günther, Annika Diegelmann, Finn Lippert, Ilian Badenhop, Jana Mihm, Johannes Lindenbaum, Joscha Wulf, Lena Mihm, Linnea Badenhop, Luca Schnobl, Marie Wettels, Paul Müller, Sarah Dietrich und Sebastian Lindenbaum. Für den technischen Ablauf zeichnete Karl-Eugen Klug verantwortlich.

Das Publikum im gut besuchten Saal folgte dem Spektakel konzentriert, spendete am Schluss herzlichen Applaus und forderte mit stehenden Ovationen zwei Zugaben ein. Da ließ die Truppe sich nicht lumpen. (Matthias Witzel)  +++


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