Schausteller Fredi FLIEGE: Seit 70 Jahren mit dem Lullusfest verbunden

12.10.16 - An seine Lullusfest-Taufe kann sich Fredi Fliege noch gut erinnern. „Frostig“ seien die Nächte im Wohnwagen gewesen. „Wir hatten keine Heizung; Wasser zum Waschen schleppten wir in Kannen herbei“, erzählt das Lolls-Urgestein. 1946 versüßte Familie Fliege erstmals den „Herschfellern“ ihre fünfte Jahreszeit. Bereits im zarten Alter von zwölf Jahren stand Fredi seinen Eltern Alfred und Vera zur Seite, indem er fleißig „Naschkätzchen“-Eis“ und die mannigfaltigsten Leckereien verkaufte.

Seit 1946 versüßt Familie Fliege mit ihrem "Naschkätzchen" den Bad Hersfeldern ...

Die Eltern waren es auch, die die legendäre „Naschkätzchen“-Eiscreme „erfanden“, der bis heute kleine wie große Lollsschwestern und Lollsbrüder verfallen sind. „Die Bezeichnung ‚Naschkätzchen‘, die wir mittlerweile haben schützen lassen, geht auf meine Mutter zurück“, erläutert der 82-Jährige. Fliege – der Name ist untrennbar mit einer echten Schaustellerdynastie verknüpft: Vor dem Zweiten Weltkrieg war Fredis Großmutter – wie sollte es anders sein – mit einem Eis-Stand im Berliner Schweizer Garten vertreten. „Als wir dann ausgebombt wurden, blieben vom Inventar meiner Oma nur noch ein paar Eismaschinen übrig“, berichtet Fredi Fliege. „Da lag es für meine Eltern nahe, sich mit dem Vertreiben von Eis eine Existenz aufzubauen.“ Infolge der Kriegswirren strandeten die Flieges zunächst in Bad Harzburg, bevor sie im Kasseler Raum eine neue Heimat fanden.

1957 beschritt Fredi Fliege den Weg in die Selbständigkeit, indem er die väterlichen Geschäfte übernahm. Und ja, er blieb dem Lullusfest treu. „Ich kenne keine schönere und bessere Veranstaltung als dieses Heimatfest“, beteuert der gebürtige Berliner. „Die Liebe zum Lullusfest teilen nicht nur die Bad Hersfelder miteinander, auch wir Schausteller fühlen uns tief mit Lolls verbunden.“ Selbstverständlich schlagen die Herzen seiner Frau Ursel und der beiden gemeinsamen Kinder Monika und Stefan für der Bad Hersfelder schönste Jahreszeit. Zusammen, nach altbewährter Familientradition stemmen sie das „Naschkätzchen“. „Erstaunlicherweise habe ich – trotz meines hohen Alters – noch immer die beste Übersicht“, meint Fredi Fliege mit einem schelmischen Augenzwinkern. „Im Ernst: Na klar fällt es mir inzwischen immer schwerer, stundenlang hinter der Süßwarentheke zu stehen, Eiscreme herzustellen und körperliche Arbeiten zu verrichten. Aber: Schaustellerei, das ist mein Leben.“

Es sei für die ganze Familie ein großes Vergnügen, den Festplatzbesuchern ein wundervolles, wohlschmeckendes Lullusfest zu bereiten. Früchte mit Glasur, Popcorn in vier Geschmacksrichtungen, gebrannte Mandeln und Nüsse werden unter den neugierigen Blicken der Kundschaft direkt vor Ort angerichtet. Und die Rezeptur für das „Naschkätzchen“-Eis? „Die hüten wir wie unseren Augapfel“, betont der rüstige Schausteller. So viel sei verraten: Dank natürlicher Zutaten und der Herstellung in einem traditionellen Eisbereiter, entpuppt sich die erfrischende Köstlichkeit als besonders cremig und zart. „Unsere sogenannte ‚Milchkrem‘ muss zudem unter ständigem Rühren in einer speziellen Maschine gefroren werden“, verrät Alfred Fliege. Spricht`s, um seine Aufmerksamkeit besagter Apparatur zu widmen. Es ist wieder „Naschkätzchen“-Zeit… (Stefanie Harth) +++