Selfie-Wahn um Vitali KLITSCHKO - "Lebt Eure Träume" - BILDER + VIDEO

15.10.16 - Das hat die kleine osthessische Stadt Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) wohl noch nie erlebt: Als der ehemalige Box-Weltmeister und heutige Oberbürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, gegen 10:20 Uhr am Freitagvormittag aus einer schwarzen Nobelkarosse ausstieg, war die Aufregung vor den Beruflichen Schulen riesengroß. Bis Klitschko in der überfüllten Aula der Kinzig-Schule ankam, musste er unzählige Selfies machen und Autogramme schreiben. Frühmorgens war er in Kiew gestartet und um 8:39 Uhr mit der Lufthansa-Maschine am Frankfurter Flughafen gelandet.

Mit knapp einstündiger Verspätung kam er im Tross mit Staatssekretär Rainer Bomba an. Mit Bomba, der diesen Besuch ermöglicht hat, verbindet Klitschko mittlerweile eine Freundschaft. Klitschko nannte den gebürtigen Kinzigtaler Bomba freundschaftlich "Bombastisch". Der CDU-Politiker setzt sich intensiv für die deutsch-ukrainischen Beziehungen ein und treibt wirtschaftliche und infrastrukturelle Projekte voran. Klitschko verband den Besuch in Schlüchtern mit einem Investorentreffen am Nachmittag in Frankfurt am Main. Hier geht es um ein millionenschweres Projekt über den Fluss Dnepr. Die Brücke sei ein bedeutendes Projekt, eine "Brücke der Verständigung und des Zusammenwachsens".

Vitali Klitschko (links) und Rainer Bomba machen einen Händeabdruck für die Schulgeschichte. ...Fotos: Hans Hubertus Braune

Sympathisch, locker und authentisch - so präsentierte sich Klitschko in Schlüchtern ...

Vor dem wichtigen Meeting in Frankfurt am Main nutzte Klitschko in Schlüchtern jede Möglichkeit, um auf die Schönheiten in Kiew und der Ukraine hinzuweisen. "Kommen Sie uns besuchen, sie werden überrascht sein, wie schön Kiew und die Ukraine ist". In seiner Rede zu den Schülern - in der Aula herrschte gespannte Stille - traf Klitschko genau die richtigen Töne, sprach die Jugendlichen in ihrer Sprache an und vermittelte ihnen grundlegende Werte. "Lebt eure Träume, aber ihr müsst fleißig sein, dann gehen diese in Erfüllung". Und er warb für ein vereintes Europa. Nur wenn Europa zusammenhalte, könnten die Probleme - etwa in der Ostukraine - bewältigt werden. Klitschko erzählte den Schülern von seiner sportlichen Karriere, wie ihn etwa seine Kumpels früher geärgert hätten, als er sagte, er wolle einmal Box-Weltmeister werden. Er hat es geschafft. Er sei seinen Kumpels nicht böse. Vielmehr freue er sich, wenn er an seine Jugend denke und an seine alte Schule zurück käme. Deshalb könne er es gut nachempfinden, wie es heute Rainer Bomba ginge. Der Osthesse nannte die Zeit in der Kinzig-Schule seine schönste Schulzeit.

Nach dem Schulbesuch - den er in seinem mehrstündigen Besuchsprogramm ausdrücklich gewünscht hatte - ging der Selfie-Wahn weiter. Vor dem Rathaus - dort trug sich Klitschko in das Goldene Buch der Stadt ein - und beim kurzen Fußweg hinüber zur Stadthalle standen viele Menschen, die applaudierten und ihre Handys zückten. Auch die Stadthalle selbst war zur Mittagszeit bestens gefüllt, die geplante Fragerunde musste jedoch wegen Zeitmangel kurzerhand ausfallen. Von der Stadthalle zur benachbarten Gaststätte "Zum Lasch" wurde Klitschko wegen des Andrangs gefahren. Bei "Gisela" und ihrem Team gab es alles, was auf der Speisekarte steht. "Ich fühle mich wie Brad Pitt. Wahnsinn, was hier los ist. Die Menschen sind freundlich, und die warmherzige Atmosphäre gefällt mir", sagte Klitschko während einer kurzen Presserunde am Kneipentisch.

Was Vitali Klitschko noch zum Besuch in Schlüchtern, seiner Rede vor den Schülern und natürlich insbesondere der Situation in der Ukraine sagte, sehen Sie in unserem Videobeitrag. (Hans-Hubertus Braune) +++