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LÖHERTOR-Bebauung konkretisiert - Linke kritisiert fehlende Bürgerbeteiligung
21.10.16 - Unendliche Geschichte Löhertor? Das leerstehende Zentrum dämmert noch im Dornröschenschlaf vor sich hin, der traurige Anblick wird uns noch bis nächstes Jahr erhalten bleiben, bis die ersten Bagger rollen. Doch hinter den Kulissen bewegt sich was: nachdem das zehnköpfige Bewertungsgremium aus Vertretern der Hamburger Greve-Gruppe und der Stadt die vorliegenden drei Entwürfe diskutiert hatten, wurden weitere Änderungswünsche formuliert. Immerhin steht die so genannte Mantelbebauung entlang der Bardostraße und Am Rosengarten des 100 Millionen Euro-Projekts vorläufig fest. Dazu gehört das künftige Bürogebäude der RhönEnergie, ein Hotel und das Haus der Bildung, deren Gestaltung vom Hamburger Planungsbüro noch weiter ausgearbeitet werden sollen. Durch diesen Gebäuderiegel soll der Innenbereich des Komplexes nach außen abgeschirmt werden.
Die vorliegenden Entwürfe müssten bei der Gestaltung des Eingangsbereichs des Bürogebäudes und beim Eingangsbereich des Hotels noch modifiziert werden, erklärt Stadtbaurat Daniel Schreiner. Auch die lange geschlossene Fassade aus Naturstein soll aus ästhetischen Gründen noch stärker gegliedert werden. Das Verfahren läuft noch, Ende November soll damit begonnen werden, den Bebauungsplan aufzustellen und die einzelnen Baufelder genau zu zonieren. "Die vorgelegten Entwürfe waren alle geeignet, werden jetzt aber im Einzelnen vom Bauherrn und der Stadt überarbeitet und angepasst", sagt Stadtbaurat Daniel Schreiner. Das sei aber nicht ungewöhnlich und bedeute auch nicht zwangsläufig eine Verzögerung. "Bei jedem Projekt gibt es Änderungen und Anpassungen, das ist ganz normal", sagt der Fachmann.
Linke kritisiert "intransparentes Verfahren"
Nicht einverstanden mit dem bisherigen Verfahren ist die Stadtfraktion Linke.Offene Liste / Menschen für Fulda, die es als intransparent und an der Öffentlichkeit vorbeigehend kritisiert: "Die Hamburger Greve-Firmengruppe, Eigentümerin des Areals Löhertor, hat im Frühjahr diesen Jahres eine Neuplanung für ihr seit Jahren leerstehendes Objekt vorgelegt: Ein Nutzungsmix aus Wohnen, Bildung, Handel, Dienstleistungen und Büros soll in dem Quartier entstehen. Insbesondere ist ein Verwaltungsgebäude geplant, in dem die RhönEnergie ihre Dienstleistungen und Firmen bündeln möchte. Einige Wochen nach den ersten Informationen wurde publik, dass hier auch ein Hotel entstehen soll. Diese Neuplanung ist nicht mit dem Bebauungsplan vereinbar, der Ende 2010 auf Drängen der Hamburger Firma beschlossen wurde. Sie planten damals den Abriss des Bestandsgebäudes um einen Neubau für 18.000 qm Verkaufsfläche zu errichten."
Im Rahmen der Erstellung des Vorhabenbezogenen Bebauungsplans sei 2010 ein Städtebaulicher Vertrag geschlossen worden. Die hier genannten Fristen zu Abriss und Neubau seien seitens der Firma Greve nicht eingehalten worden - stattdessen wurde ein Antrag auf Einleitung eines neuen Bebauungsplanverfahrens gestellt. Das heiße aber nicht, dass die Firma Greve noch die 18.000 qm Handelsfläche entwickeln könne, wenn das neue B-Plan-Verfahren keine Mehrheit fände. Das Stadtparlament könne dann ein Aufhebungsverfahrens in die Wege leiten – und sollte das sogar tun", argumentiert Fraktionsvorsitzende Karin Masche. "Vor diesem Hintergrund können Forderungen nach einem kreativen offenen und öffentlichen Beteiligungsprozess nicht als unrealistisch abqualifiziert werden."
Da auch der Fuldaer Gestaltungsbeirat in seiner Sitzung am 22.04.2016 die neue Planung als dem Standort nicht angemessen ansehe, da diesem durch seine exponierte städtebauliche Lage in Nachbarschaft zu der historischen Bebauung der Altstadt eine herausragende Bedeutung für die künftige bauliche und räumliche Entwicklung Fuldas zukäme und einen Architektenwettbewerb vorschlug, habe Oberbürgermeister Wingenfeld mit dem Eigentümer einen sogenannten Architektenworkshop zur Entwicklung des Löhertor-Areals vereinbart. Entwürfe der drei vom Investor ausgesuchten Architekten (das Hamburger Büro, das den ursprünglichen Plan entworfen hat, und die beiden Fuldaer Büros 'Reith Wehner Storch' und 'Sichau & Walter') sollen im Workshop beraten werden.
"Dieser Architektenworkshop findet völlig ohne Beteiligung der Menschen dieser Stadt statt. Nicht einmal alle Oppositionsfraktionen dürfen Vertreter*innen entsenden - nicht als stimmberechtigtes Mitglied, nicht als lediglich beratendes Mitglied und nicht einmal als Zuhörer*in", kritisiert Bauausschussmitglied Ute Riebold. "Das Nutzungskonzept und damit der Bau eines großen Verwaltungsgebäudes für die RhönEnergie steht gar nicht zur Disposition." Die Diskussion in der Stadtverordnetenversammlung verdeutliche einmal mehr, dass die CDU/CWE-Mehrheit nicht gewillt ist, die Menschen an der Entwicklung dieser Stadt zu beteiligen, ihre Ideen zu hören und Entscheidungsfindungsprozesse transparent zu gestalten. Der CWE-Vorsitzende begreife Forderungen nach einem offenen und öffentlichen Prozess gar als 'Investorenschelte' und könne mit Begriffen wie Transparenz und Bürgerbeteiligung offenbar gar nichts anfangen. "Öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltungen sind das mindeste, was wir uns hier vorstellen", erklärt die Fraktion abschließend.+++