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Das hätten Sie jetzt sicher gerne gesehen. Ich auch! -

FULDA Ich seh schwarz

Wie man sich beim "Genießen im Dunkeln" den Gaumenschmaus verdient

Hintergrund"Genießen im Dunkeln" startet in diesem Jahr bereits mit seiner 12. Staffel. An unterschiedlichen Veranstaltungsorten entführten die Auszubildenden des bankett sinnreichin der Vergangenheit bereits viele Gäste in ein genussvolles Abenteuer im Dunkeln. Seit zwei Jahren ist die Veranstaltungsreihe im Morgensternhaus. Termine sind am 21.,22., 28. und 29.10. sowie am 4.,5. und 18.11 und 6.,7., 20. und 21.1. Weitere Informationen: https://www.bankett-sinnreich.eu/bio-veranstaltungen/geniessen-im-dunkeln/ +++

22.10.16 - Ein schneller Zug am Vorhang, dann ist es vollkommen dunkel. Mit meinem Verlobten und zwei Wildfremden mache ich eine Polonaise ins Nichts. Nichts ist in unserem Fall ein Speisesaal ganz ohne Licht, denn bei "Genießen im Dunkeln" im Morgensternhaus in Fulda, das am Freitagabend Staffelpremiere feierte, gibt es nicht mal den zartesten Lichtschimmer. Dafür kann bei der jährlichen Veranstaltungsreihe jeder seine ganz eigene sinnliche Erfahrung machen und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Beraubt um 80 Prozent der sinnlichen Wahrnehmung, plötzlich erblindet, können wir uns nur noch auf Tast-, Geruchs-, Hör- und Geschmackssinn verlassen. 

"Ganz dunkel kann das doch gar nicht sein. Irgendwo wird schon etwas Licht hereinkommen", hatte mein Partner noch gesagt und von mir darauf nur ein müdes Kopfschütteln geerntet. Beim "Genießen im Dunkeln" ist es wirklich absolut dunkel. Servicemitarbeiter bringen die Gäste nacheinander in kleinen Gruppen durch eine Schleuse in einen perfekt schwarzen Raum. Jeder wird einzeln an seinen Platz gebracht, bekommt den Stuhl direkt unter dem Po platziert und darf sich dann erstmal tastend auf die Suche in seinem direkten Umfeld machen. Gläser, Besteck, Servietten und Brotkorb: alle Tische sind eingedeckt, wie sie es auch in einem normalen Restaurant wären. 

So ähnlich ist es auch mit den insgesamt vier Gängen, die jeweils an den einzelnen Veranstaltungsabenden serviert werden. Sie alle werden nacheinander an den Tisch gebracht, dann dürfen die Gäste genießen - nur eben blind und ohne, dass einer der Mitarbeiter verrät, was er einem da gerade vor die Nase stellt. Das soll erraten werden. 

Von Pfützen und großen Taktikern

Sehen wir plötzlich nur noch schwarz, fallen einfachste Tätigkeiten wie der Umgang mit Besteck oder das Einschänken von Wasser in ein Glas plötzlich unheimlich schwer. Im Nu haben wir die erste Pfütze auf dem Tisch - also wahrscheinlich. Dass sie wirklich da ist, wissen wir erst später, als wir tastend plötzlich hineinfassen. 

Schnell entwickeln wir Strategien. Zum Beispiel hilft es ungeheuer, den Finger in das Glas zu stecken, wenn man etwas einschänken möchte. So merkt man zum einen, ob die Flüssigkeit überhaupt ins Glas gelangt und zum anderen, wann das Glas gut gefüllt ist. Der Geruchssinn scheint von Minute zu Minute besser zu werden, die Stimmen lauter. Wieso wir anfangen zu schreien, wenn wir nichts mehr sehen? Keine Ahnung, vielleicht gibt es uns Sicherheit, wenn wir uns auf diese Weise irgendwie im schwarzen Nichts verorten. Vielleicht hilft es auch, wenn man sich gegen die begeisterten Stimmen der Nachbartische behauptet. Überall erklingen Lachen und die verrücktesten Mutmaßungen, was wir da auf dem Teller haben. Am Ende liegen wir mit unseren Einschätzungen manchmal meilenweit von der Wahrheit entfernt, aber Hauptsache es hat geschmeckt. 


Alles bio, vieles regional

Die Produkte, die verarbeitet werden, sind allesamt Bio-Produkte und wenn möglich sogar regional. Sie kommen vom Lindengut, der kff oder der Herzberger Bäckerei. Organisiert und letztlich auch umgesetzt werden die besonderen Genussabende von Auszubildenden des bankett sinnreich. In der Extremsituation zeigen sie humorvoll und serviceorientiert, dass ein perfektes Dinner nicht immer Kerzenschein braucht. Sie allerdings dürfen tricksen, denn ganz blind würden die vielen Gänge durch den Saal für sie wohl kaum problemlos ablaufen. Alle Servicekräfte tragen Nachtsichtbrillen. 

Im Dunkeln geht alles etwas langsamer, aber das merkt der Gast kaum. Nach rund drei Stunden sind die Bäuche voll, die Gäste zufrieden und die Mitarbeiter des bankett sinnreich holen uns langsam wieder zurück ins Licht. Vorsichtig entzünden sie einige Kerzen, denn unsere Augen sind nun äußerst empfindlich. Bevor der Abend endgültig vorüber ist, dürfen wir noch einen Blick auf einen Satz angerichteter Teller werfen. Genau so sahen unsere Teller auch aus und eins darf ich verraten: Schade, dass wir das nicht schon früher gesehen haben. (Sabrina Ilona Teufel) +++


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