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- Fotos: Miriam Rommel

KALBACH Gegen Leid und Elend in Tierställen

Tiergnadenhof LEBENSFROH nimmt auch Problemrinder auf

29.10.16 - „Ich habe so unglaublich viel Leid und Elend in Tierställen gesehen, dass ich es manchmal gar nicht richtig fassen konnte“, erzählt Matthias Jehn aus dem Kalbacher Ortsteil Heubach. „Irgendwann wollte ich das einfach nicht mehr hinnehmen und wollte selbst etwas für Tiere tun.“ Der Landwirt, der seit 30 Jahren für das Veterinäramt tätig ist, begab sich auf die Suche nach einer Möglichkeit, Nutztieren zu helfen. „Für Hunde, Katzen oder Kleinvieh gibt es in Deutschland Vereine oder Organisationen, die sich um vernachlässigte Kreaturen kümmern.“ Um Rinder und Schweine, so der Mann, kümmere sich hingegen kaum jemand.

Sie heißen Roswitha, Soheila, Anton oder Lorenzo und leben auf dem Tierhof Lebensfroh. Neugierig kommen sie an das das Scheunentor und schauen einen aus großen, dunklen Augen an. Nur Lissi steht ein wenig abseits, sie orientiert sich nach Gerüchen und Geräuschen, denn die junge Kuh ist blind. „Das macht ihr aber gar nichts, sie kommt wunderbar zurecht und ist hier sogar ein bisschen so etwas wie der kleine Chef“, erzählt Jehn nicht ohne Stolz. Den meisten Rindern, denen er auf seinem Hof eine neue Heimat geschenkt hat, blühte bereits der Tod. „Sie wurden vor dem Schlachter gerettet oder von Zwischenhändlern abgekauft.“

Sabine Blanke und Matthias Jehn vom Tierhof Lebensfroh


Viele, so der Landwirt, würden als „Problemrinder“ gelten. „Unsere Johanna sorgte zum Beispiel in der Nähe von Kaiserslautern für großes Aufsehen.“ Die rotbraune Kuh war aus einem Schlachthof im Stadtteil Einsiedlerhof ausgebrochen und hatte sich knapp vier Wochen lang im Wald um den Ort herumgetrieben. Der Verein „Rüsselheim“ aus Augsburg wurde auf den Fall aufmerksam und organisierte das Einfangen des verirrten Tieres.

Neugierig ist die Kinderstube...


„Rüsselheim ist ein echtes Geschenk“, sagt Jehn. Der Verein, der sich bis vor Kurzem hauptsächlich um das Wohl von Schweinen sorgte, kümmert sich nun auch um Rinder wie Johanna. Durch eine Zeitungsannonce seien Jehn und seine Lebensgefährtin Sabine Blanke auf die Hilfestelle aufmerksam geworden. „Wie gesagt, ich wollte schon seit längerer Zeit etwas für Nutztiere in Not tun, Rüsselheim (http://www.ruesselheim.com/index.htm)  bot mir endlich die passende Gelegenheit.“ Der Kontakt war schnell hergestellt, beide Parteien einigten sich, der Tierhof Lebensfroh war geboren.

Johannes irrte sechs Wochen durch Bayerns Wälder


Nun dürfen Tiere wie Johanna, Anton oder Lorenzo auf dem großen Hof mit über 700 Quadratmetern Stallung, überdachtem Außenbereich und 75 Hektar Weideland ihren Lebensabend verbringen. Seit der Gründung des Gnadenhofes Nahe Kalbach seien schon viele Tiere eingezogen, berichtet Jehn. „Alle diese Tiere haben eine ganz eigene Geschichte. Die da drüben zum Beispiel“, er deutet auf eine große helle Kuh, „hat über drei Jahre zusammen mit dem Muttertier gelebt und nur Milch gesoffen.“ Ein typisches Sozialverhalten hätte das Tier dadurch nie erlernt und wäre der Besitzerin irgendwann einfach über den Kopf gewachsen. „Die ist also ganz klar ein Fall für uns“, schmunzelt der Landwirt.

Heute ist der Tierarzt zu Besuch...Warten auf eine Impfung

Johanna, die vor dem Schlachter flüchtete


Auch Johannes aus Bayern, der über sechs Wochen im Wald lebte oder Gert, der durch einen Gendefekt einfach ein wenig kleiner als andere Bullen ist, haben das große Los gezogen. „Denen tut hier niemand mehr etwas“, freut sich Jehn. „Die werden höchstens noch gekuschelt.“ Über den Verein Rüsselheim, der den Tiergnadenhof aus finanzieller Sicht überhaupt erst möglich macht, können Interessierte eine Patenschaft für die einzelnen Rinder übernehmen. Ab fünf Euro pro Monat gibt es eine Teilpatenschaft, wer ein Rind „ganz für sich allein“ haben möchte, bezahlt 120 Euro. Mit dem Geld werden die laufenden Kosten gedeckt und Möglichkeiten geschaffen, weiteren Tieren ein schönes Zuhause auf Lebenszeit zu bieten. „Die Paten können unsere Tiere auf dem Hof auch gern besuchen.“

Die blinde Lissi

Hier bekommen die Rinder eine neue Heimat

Auslauf gibt es genug


Letztens, so Jehn, hätte eine Frau aus Berlin den Wunsch geäußert, eine Nacht bei „ihrem“ Kälbchen verbringen zu dürfen. „Gar kein Problem“, sagt er grinsend. „Bei uns ist alles möglich, was auch den Tieren gefällt.“ (Miriam Rommel) +++


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