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v.l.: Heiko Wingenfeld, Michaela Lengsfeld, Andrea Nahles und Rainer Sippel ... - Fotos: Erich Gutberlet

FULDA Guildo HORN rockt die Startbahn

Ministerin NAHLES: "Antonius-Stiftung ist ein bundesweites Vorbild"

04.11.16 - Was nüchtern als Fachtag für Inklusion und Ausbildung angekündigt war, entpuppte sich am Donnerstag in der Startbahn, dem Bildungs-Zentrum der Fuldaer Antionus-Stiftung für Menschen mit geistigem Handicap, als reines Happening. Schon nach wenigen Takten des Schlagers „Hier ist ein Mensch“, den der Sänger und Musik-Pädagoge Guildo Horn zur Eröffnung zum Besten gab, geriet das Publikum, darunter die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles, aus dem Häuschen. Doch davon später mehr.

Guildo Horn (rechts)

Andrea Nahles

Bischof Heinz-Josef Algermissen

Heiko Wingenfeld

Worum ging es inhaltlich an diesem Vormittag? „Der Lebensweg von Menschen mit geistiger Behinderung läuft in Deutschland in der Regel immer noch nach ein- und demselben Muster ab“, erläuterte Antonius-Vorsitzender Rainer Sippel. „Sie werden ausgegrenzt, sind weitgehend vom Bildungssystem abgeschnitten und arbeiten schließlich in beschützenden Werkstätten.“ Die Antonius-Stiftung hingegen habe Behinderte schon seit ihrer Gründung vor über hundert Jahren als lernfähige Menschen gesehen und immer Schulmöglichkeiten angeboten. Nachdem 2009 in der UN-Behindertenrechtskonvention ein Recht auf Ausbildung festgeschrieben worden war, habe man in Zusammenarbeit mit der IHK ein neues Berufsbild entwickelt: den Praktiker im betreuten Wohnen.

Antonius-Ausbildungsbeauftragte Claudia Müller-Eiskamp sagte, dass weitere neue Berufe folgen sollen. Da aber viele Ausbildungsberufe, die eigens für Menschen mit geistigem Handicap konzipiert seien, Abgängern von Sonderschulen dennoch große Schwierigkeiten bereiteten, habe die Antonius-Stiftung in Absprache mit den einzelnen Kammern, etwa der IHK oder der Kreishandwerkerschaft, ein Bausteinesystem ersonnen, das einzelne Teile dieser Ausbildungsberufe herausgreife und vom Anspruch her noch weiter runterbreche. „Dadurch schaffen wir absolut barrierefreie Bildungsmöglichkeiten und öffnen den jungen Leuten einen Zugang zum Arbeitsmarkt.“ Vier Berufsfelder würden in dem Bausteinesystem angeboten: Hauswirtschaft und Soziales, Handwerk und Technik, Lebensmittel und Service sowie Gärtnerei und Landwirtschaft.

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Überreichung einer Urkunde durch Bundesministerin Nahles an Julia Wehner, die als erste die Ausbildung zur Praktikerin im betreuten Wohnen geschafft und einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz erhalten hat. Sichtlich bewegt vom Rummel um ihre Person brachte die junge Frau keinen Ton heraus, strahlte aber übers ganze Gesicht. Auch mehrere Absolventen verschiedener Bausteine-Einheiten wurden von Andrea Nahles mit Zertifikaten ausgezeichnet. Die Ministerin wies darauf hin, dass man in der Politik auch beim Thema Inklusion dicke Bretter bohren müsse, und nannte als Beispiel das Bundesteilhabegesetz, das vielen Betroffenen zwar nicht weit genug gehe, mit dem man aber den Weg aus der Werkstatt zum ersten Arbeitsmarkt aufgenommen habe. Vom Modell der Antonius-Stiftung zeigte sich Nahles restlos begeistert und versprach unter Riesenbeifall, Fulda diesbezüglich in ihren Reden in ganz Deutschland als Vorbild darzustellen.

Ein weiteres Highlight war eine Talk-Runde, zu der sich Guildo Horn in gewohnt schräger Optik fünf junge Leute aufs Podium holte – Firat, Luisa, Gunnar und zwei Felixe –, mit denen der Sänger, der als Musik-Pädagoge viel mit geistig Behinderten gearbeitet hat, in lockerer Atmosphäre über deren Ausbildung sprach. Horn bewies großartige Entertainer-Qualitäten, und die Gesprächspartner parierten seine Gags mit Bravour. Das Publikum kringelte sich vor Vergnügen.

Nach kurzen Grußworten von Bischof Heinz Josef Algermissen und Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld drohte die Startbahn schließlich selbst abzuheben, als Guildo Horn zusammen mit seinem Keyboarder Danny Müller mit „Wunder gibt es immer wieder“, „Vielen Dank für die Blumen“ und „Guildo hat euch lieb“ den Saal rockte. Ein äußerst unterhaltsamer Vormittag ging zu Ende. Auf den Punkt brachte es Bundestagsabgeordneter Michael Brand: „Es war eine wunderschöne schöne Veranstaltung.“ (Matthias Witzel) +++


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