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Ein Festmahl gehört an Heiligabend dazu - auch für Menschen mit weniger Geld - Fotos: Winfried Möller

FULDA So feiern Menschen ohne Zuhause Weihnachten

An Heiligabend soll niemand frieren: Caritas veranstaltet Fest für Obdachlose

20.12.16 - Heiligabend, der Tisch ist festlich geschmückt, genauso wie der Christbaum in der Ecke, unter dem schon die eingepackten Geschenke funkeln, und der Braten auf den Tellern duftet himmlisch. Ein Christfest, wie es sein muss. Es gibt jedoch auch Menschen, für die ein solches Fest alles andere als selbstverständlich ist: Obdachlose zum Beispiel. Unter dem Schutzmantel der Caritas bekommen sie aber seit 31 Jahren die Gelegenheit, sich einen Abend lang richtig verwöhnen zu lassen. Bescherung, festliches Abendessen und Weihnachtslieder inbegriffen. Ungefähr 100 bis 120 Menschen ohne festen Wohnsitz werden das Angebot auch in diesem Jahr wieder nutzen.

Winfried Möller (links) und Torsten Hammer vor der Lokalität, in der das Fest für ...Fotos: Suria Reiche

Es war das Jahr 1985, als der frühere Domdechant von Fulda, Heinz Rumpf, gemeinsam mit Heinrich Kolb den Gedanken hatte, dass kein Mensch den Heiligabend auf der Straße feiern sollte. Die beiden scharten einen Kreis von Ehrenamtlichen um sich herum und organisierten ein kleines Weihnachtsfest für Obdachlose. Damals schmissen sich etwa 30 von ihnen in ihre schickesten Klamotten und kamen. Aus dem kleinen Kreis ist bis heute ein größerer geworden. Alljährlich kommen etwa 100 bis 120 Menschen ohne festen Wohnsitz in die Altentagesstätte in der Kanalstraße 1 in Fulda, wo das Fest stattfindet. "Die ersten stehen schon gegen 14 Uhr vor der Tür", erzählt Winfried Möller,  langjähriger Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Regionen Fulda und Geisa. Kein Wunder: Für einige Obdachlose ist der Heiligabend ein Datum, auf das sie das ganze Jahr über hinfiebern.

Im Inneren der Altentagesstätte sind die Tische festlich geschmückt, es gibt sogar einen Christbaum, und die Kuchenfrauen aus Pilgerzell haben bereits am Tag zuvor allerlei Kuchen gebacken, mit denen die Gäste gleich willkommen geheißen werden. Sie müssen für den festlichen Abend hier in der Kanalstraße nichts zahlen, sich lediglich vorher anmelden. Flyer mit Anmelde-Karten legt die Caritas schon Wochen vorher an Orten wie der Bahnhofsmission aus. Der Verband hat die Organisation des Festes übernommen, als Heinz Rumpf verstorben ist. Zehn bis 15 Ehrenamtliche bedienen seitdem in jedem Jahr die Obdachlosen. "Sie sollen sich einen Abend lang richtig gut fühlen. Sie sollen spüren, dass der Heiligabend etwas Besonderes ist. Dazu gehört natürlich auch das Bedientwerden", sagt Torsten Hammer von der Wohnungslosenhilfe. Und auch der religiöse Aspekt des Weihnachtsfests spielt  eine große Rolle. "In den vergangenen Jahren haben Bischof Algermissen, einige Pfarrer und der Generalvikar an der Feier teilgenommen." Auch Fuldas Oberbürgermeister sei einige Male dabei gewesen.


Das Essen für den Abend wird von Spendengeldern bezahlt, die Getränke sponsert seit Jahren Förstina. "Es gibt alles, was das Herz begehrt, jedoch keinen Alkohol." Das ist vermutlich aber auch der einzige Unterschied zu einem herkömmlichen Weihnachtsabend im Kreis der Familie. Ansonsten sorgen die Caritas und die vielen Ehrenamtlichen für alles: Sogar eine Bescherung unterm Christbaum gibt es. Firmen und Privatpersonen packen im Vorfeld kleine Pakete mit Inhalten wie Hygieneartikeln, Kleidungsstücken oder Süßigkeiten. 

Ein echtes Highlight für die Gäste, denn an gewöhnlichen Abenden reicht ihr Geld oft nicht einmal für eine warme Mahlzeit aus. Viele von ihnen schlafen auf der Straße, andere in Gemeinschaftsunterkünften. "Und dann gibt es noch die, die in eine Wohnung eingewiesen wurden. "Sie sind also nicht der Mieter, haben nur das Nutzungsrecht für die Wohnung." Diejenigen, die auf der Straße oder in Kellerschächten schlafen müssen, bekommen bei eisigen Temperaturen jedoch die Möglichkeit, im Café des Haus Jakobsbrunnen zu übernachten. "Sie bekommen hier ein Butterbrot, etwas warmes zu trinken und können sich aufwärmen." Wie viele das im Raum Fulda insgesamt sind, könne man nicht wirklich sagen. In den Unterkünften der Stadt und der Gemeinden würden jedoch so um die 40 Menschen schlafen. 


Ihr Leid, das sie so tagtäglich erfahren, ist auf der Weihnachtsfeier immer eins der Themen, über die gesprochen wird. "Wenn dann Weihnachtslieder gesungen und Gedichte vorgetragen werden, erinnern sich viele an früher, wie das Weihnachtsfest in ihrer Kindheit war", erzählt Möller. Einige der Obdachlosen würden sich eigene Musikstücke wünschen, und einer von ihnen würde sogar in jedem Jahr ein Gedicht vortragen wollen. "Das sind solche Momente, in denen man merkt, dass das Weihnachtsfest im Haus Jakobsbrunnen für die Menschen etwas Besonderes sind." Und wenn Hammer und Möller gegen Abend nach Hause zu ihren Familien zurückkehren, dann wird ihnen einmal mehr bewusst, dass sie etwas haben, was viele Menschen nicht haben. "Unsere Arbeit können wir nur machen, weil auch unsere Familien dahinterstehen und akzeptieren, dass wir vielleicht während des Festessens nicht dabei sind." (Suria Reiche) +++


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