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FULDA „Zukunft is the Future“

Wissenschafts-Kabarett mit Ladehemmungen: Vince Ebert in der Orangerie

19.12.16 - Der Gag des Abends vorneweg: „Noch vor zehn Jahren ist Rudolph Moshammer mit einem Telefonkabel erdrosselt worden. Das wäre heute rein technisch überhaupt nicht mehr möglich.“ Vince Ebert, der Mann mit der Hornbrille und den verwuschelten Haaren, hat schon als Kind gerne Zeitreisen unternommen, „nämlich wenn wir aus Amorbach im Odenwald ins 40 Kilometer entfernte Aschaffenburg gefahren sind“. Und auch am Samstagabend nahm der bekannte TV-Comedian und Wissenschafts-Kabarettist das Publikum im vollbesetzten Saal der Orangerie mit auf einen Trip durch die Zeit. Titel des Programms: „Zukunft is the Future.“

Fotos: Martin Engel

Die Show ist die Weiterentwicklung des Vorgänger-Programms „Evolution“, bei der Vince Ebert in die Vergangenheit geschaut und gezeigt hatte, warum die Menschheit so ist, wie sie ist. Nun wagt er einen Blick auf das, was kommen könnte. Im Kurz-Interview mit OSTHESSEN|NEWS in der Pause beim Autogramm-Schreiben sagte der studierte Physiker, er sehe sich in der Tradition von Eckart von Hirschhausen, der bei Eberts ersten Shows Regie geführt habe. Und so sparte Vince Ebert an diesem Abend auch nicht mit wissenschaftlichen Theorien übers Klonen, die Stammzellenforschung („Mit Forschungserfolgen am Rückenmark könnte man den Bundestag revolutionieren“), über Außerirdische („Willkommen bei Carmen Nebel“) oder über Viagra „als wissenschaftlicher Beweis der Wiederauferstehung“. Ständiger interaktiver Begleiter auf der Bühne: die charmante Computer-Assistentin „Val“ (eingesprochen von Eberts Ehefrau Valerie), die kleine Einspielungen ermöglichte.

„Ich finde die Show ein bisschen zäh“, befand eine Dame während der Pause. Dass der Abend nicht zum ganz großen Wurf geriet, hatte zwei Gründe. Erstens: Vince Ebert ist erst seit kurzem auf Tournee und der Berg an Text, den er wegzuschaufeln hat, ist riesig. Ebert kann gut mit dem Publikum interagieren, so lange es das Skript vorsieht, wie etwa bei der köstlichen Partnervermittlung, bei der er zwei ältere Herrschaften im Publikum miteinander verkuppeln wollte. Eine unerwartete Zwischenfrage später am Abend brachte ihn allerdings aus dem Konzept. Da hat Vince Ebert im weiteren Verlauf seiner Gastspielreise noch Luft nach oben, um sich freizuspielen und spontaner reagieren zu können.

Zweitens: Die Show ist eine Aneinanderreihung wirklich gelungener Gags über alles und jeden. Donald Trump bekommt ebenso sein Fett weg wie missionarische Veganer, die Deutsche Bahn oder die Telekom. Und die alte Heimat Odenwald und die häusliche Zweisamkeit mit der Ehefrau sind ohnehin zündende Running-Gags des Wahl-Frankfurters. Allein: Es fehlt der rote Faden. Die hintersinnige Feststellung „Die Zukunft liegt nicht vor uns, sonst würden wir sie ja sehen, nein: Die Zukunft kommt von hinten“ sowie das Schluss-Plädoyer dafür, mit Mut und Fantasie diese Zukunft zu gestalten, sind am Ende doch zu wenig, um den zweistündigen Abend zu tragen.

Sei‘s drum: Das bestens aufgelegte Publikum nahm es Vince Ebert nicht übel. Von Beginn an ging es mit, lachte herzlich, spendete vielfach Zwischenapplaus und brachte den Künstler damit gut über die Runden – ja, es zog ihn an diesem Abend regelrecht mit. (Matthias Witzel)+++


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