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SCHLÜCHTERN „Maisbrei explodiert nicht“

Dieter Klein berichtet über Tradition und Moderne im heutigen Rumänien

14.01.17 - „Maisbrei explodiert nicht“, sagt ein rumänisches Sprichwort. Die Rumänen werden als gastfreundlich, duldsam, gutmütig und pflegeleicht bezeichnet. In seinem Vortrag über Tradition und Moderne im heutigen Rumänien suchte der Osteuropa-Experte Dieter Klein beim Monatstreffen der Europa Union Schlüchtern-Gelnhausen nach Gründen dafür, warum das Volk den Despoten Ceausescu geduldet hat. Während sich der Held der Karpaten den größten Volkspalast der Welt errichten ließ, ertrug sein Volk den Hunger in unerschöpflicher Leidensfähigkeit. „Das gebeugte Haupt bleibt vom Schwert verschont“, meinten die Rumänen nach dem mehrhundertjährigen Ausharren unter dem Osmanischen Joch. Und auch in der postkommunistischen Zeit „versandeten“ im „Es geht auch so“-Land rund 310 Millionen Euro, was dafür gesorgt hat, dass heute ein Drittel aller Parlamentarier vor Gericht stehen.

Studiendirektor Dieter Klein hat lange in Rumänien gelebt und gelehrt. „Viele Vorurteile prägen unser Bild“, betonte der 69-Jährige. Er kennt das unbekannte Rumänien in seinem Kampf gegen Korruption und der Sehnsucht nach Sicherheit, Ordnung und Ehrlichkeit fernab der sozialen Brennpunkte, in denen sich die Medien so gerne suhlen. Die Bedeutung von Glauben und Kirchen, von Volksfrömmigkeit und Brauchtum sind für den Referenten der Schlüssel zum Verständnis dieser fatalistischen Grundhaltung der Rumänen. „ Das sind Themen, die zwar in der Vergangenheit verwurzelt sind, mit denen man sich jedoch in erstaunlicher Weise bereits in der Moderne befindet, in der eine Symbiose von Vergangenem und Zukünftigem möglich erscheint.“

In „harmonischer Symphonia“ lebe die rumänisch-orthodoxe Kirche mit 17 Millionen Mitgliedern, 42 Bischöfen, mehr als 600 Klöstern, 8000 Nonnen und Mönchen und 50 000 Priestern, die der Staat bezahle. Römisch-katholisch seien rund eine Million Menschen, Griechisch-Katholisch rund 750 000. In Bukarest werde für rund 300 Millionen Euro die größte Kirche der Orthodoxie für 10 000 Gläubige gebaut, berichtete Klein. Die Kirche bilde eine Wesenseinheit mit dem Vater. Diese Auffassung gehe bis ins Jahr 325 zurück, als das Konzil von Nicäa Kaiser Konstantin zum Pabst ernannt habe.

Brauchtum werde groß geschrieben. „Junge Leute werfen sich in Schale und feiern Feste. Manche stehen jahrelang auf der Warteliste, um in einen Trachten- oder Tanzverein eintreten zu können. Vorausgesetzt, sie bestehen die eintägige Prüfung.“ Sein Fazit: Im heutigen Rumänien herrsche Vollbeschäftigung. Der Wohlstand steige. Die duale Ausbildung sorge für gute Qualifizierung. „Rumänien ist die Werkbank Deutschlands und immer abhängig wie es den Unternehmen in der Bundesrepublik geht.“ Das der Maisbrei jederzeit explodieren kann, dafür sorge die jüngere Generation, die die offene Gegnerschaft zu der alten regierenden Schicht nicht scheue. (kel) +++


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