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Reis und Bohnen sind angesagt - nur in den Dschungelprüfungen gibt´s auch mal Maden... - Foto: RTL / Stefan Menne

REGION Bohnen & Reis

Was die Dschungeldiät mit dem Körper anstellt

24.01.17 - Die Kandidaten im australischen Dschungel werden auf eine extreme Diät gesetzt. Auch für den Osthessen Florian Wess gibt es fast nur Reis und Bohnen. Ernährungsberaterin Daniela Kircher erklärt, wieso die Mangelernährung so schädlich ist.


Guten Tag Frau Kircher. 70 Gramm Reis und Bohnen - ist das eine ausreichende Tagesration?

Nein (lacht). Ich habe es mal ausgerechnet. Das sind nur 500 Kalorien. Insgesamt ist das viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass ein Mann zwischen 2.000 und 2.500 Kalorien und eine Frau zwischen 1.800 und 2.200 Kalorien am Tag zu sich nehmen sollte. Macht man eine normale Diät, um abzunehmen, sollten es nicht weniger als 1.200 Kalorien sein. Bohnen und Reis besitzen allerdings eine gute biologische Wertigkeit, das heißt sie ergänzen sich beispielsweise beim Gehalt der Aminosäuren gut. Bei der Menge nehmen die Camper aber nur 25 Gramm Eiweiß zu sich. Ein Mann, der gut 70 Kilogramm wiegt sollte hingegen rund die doppelte Menge am Tag verzehren. Auch die Vitaminzufuhr ist kritisch. Es ist kein Vitamin C enthalten, das sehr wichtig für das Immunsystem ist. Es müsste zusätzlich Obst und Gemüse geben und die Menge an Reis und Bohnen verdreifacht werden, um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten.

Die Tagesration im Dschungelcamp entspricht gerade einmal rund 500 Kalorien. ...Fotocollage: Toni Spangenberg

Worin besteht die Gefahr dieser einseitigen Ernährung?

Zum einen nimmt man rapide ab. Hat man nicht genügend Substanz, kann das zu Kreislaufproblemen führen. Der Körper stellt den Stoffwechsel um, sobald man zu wenig Kohlenhydrate zu sich nimmt. Das Gehirn benötigt zwischen 90 und 140 Gramm. Schlechte Laune, Aggression, und Fastenkrisen sind die Folge. Wenn der Körper Fett verbrennt, werden die im Fettgewebe gespeicherten Giftstoffe frei und belasten den Organismus. Diese müssen ausgeschieden werden, dafür muss ausreichend getrunken werden. Andernfalls werden Kopfschmerzen verursacht. Im schlimmsten Fall kollabiert der Kreislauf.
Ein schlechter Gesundheitszustand beispielsweise Unterzuckerung oder eine Neigung zu Gicht begünstigen die negativen Folgen der Dschungeldiät.

Welche Auswirkungen hat das auf den Stoffwechsel?

Die Natur hat es schon so eingerichtet, dass der Mensch auch Hungersituationen durchstehen kann. Ein Mensch kann von seiner Eiweiß- und Muskelmasse her maximal 40 Tage fasten. Gerade nach zwei Wochen wird es aber kritisch, besonders, wenn man nicht genügend Substanz hat und so wenig Eiweiß zu sich nimmt. Dann wird Muskulatur abgebaut und der Herzmuskel kommt zu schaden. Der Stoffwechsel konzentriert sich nur noch auf das Kernsystem. Man fängt an zu frieren, in Australien vielleicht weniger, denn da ist es ja warm (lacht).

Und was macht die Mangelernährung mit dem Immunsystem?

Das Immunsystem leidet durch den Eiweißabbau. Es kann zu einer Immunschwäche kommen. Wenn ich dazu auch noch zu wenig Nahrung zu mir nehme, kein Vitamin C, kein oder wenig Zink, zu wenig Selen, Betacarotin wird es kritisch. Fehlt das alles, leidet das Abwehrsystem und ich bin anfälliger für Infekte.

Inwieweit ist die Ernährung auch mit Blick auf das dortige Klima kritisch zu betrachten?

Kreislaufprobleme sind sehr wahrscheinlich. Gerade auch mit Blick auf die Zufuhr von Wasser. Das ist in Lebensmitteln gebunden. Wenn ich mich normal versorge, nehme ich zwischen 1 und 1,5 Litern Flüssigkeit durch Lebensmittel auf. Dazu kommen noch 1,5 Liter Flüssigkeit durch Getränke. Wenn ich jetzt aber nur so wenig Nahrung aufnehme, muss ich eigentlich auch mehr trinken. Ansonsten wird es extrem kritisch für den Kreislauf.

Daniela Kircher, Ernährungsberaterin aus Fulda, sieht vor allem bei schlanken Kandidaten ...Foto: Toni Spangenberg

Wer sollte sich so nicht ernähren?

Grundsätzlich muss jeder, der in so ein extremes Kaloriendefizit geht, medizinisch abklären lassen, ob das überhaupt möglich ist. Ich würde das auch generell nur unter Anleitung empfehlen. Auf keinen Fall dürfen so etwas Schwangere, Stillende und Kinder im Wachstum machen. Auch wer zu Gicht neigt oder Stoffwechselkrankheiten, wie Diabetes hat, sollte Abstand nehmen. Kritisch zu sehen ist es auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Hat die Dschungeldiät auch positive Effekte?

Wenn jemand stark übergewichtig ist, es aber nicht schafft zu Hause abzunehmen, dann aber in so eine Extremsituation kommt, wo er keine Wahl hat, nimmt er natürlich ab. Die Kandidaten können durchaus in drei bis vier Tagen ein Kilo abnehmen. Insgesamt können sie je nach dem auch acht Kilo abnehmen.
Dann kann es durchaus positiv sein. Aber sie lernen nichts. Vermutlich haben sie nach der Rückkehr einen Riesen-Heißhunger auf alles mögliche. Es ist ja nicht freiwillig, sondern eher erzwungen und das verursacht Stress. Faste ich aus freien Stücken werden hingegen Glückshormone ausgeschüttet.

Vielen Dank für das nette Gespräch Frau Kircher. (Toni Spangenberg) +++


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