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Manuela Sauer erhält Merci-Ehrenamtspreis - sie ist für die Märsche da
26.01.17 - Manuela Sauer steht nicht gerne im Rampenlicht, aber gelegentlich lässt es sich nicht vermeiden. Zum Beispiel bei der Preisübergabe des Merci-Ehrenamtspreises des Landkreises Hersfeld-Rotenburg Ende November 2016, wo die engagierte Obersuhlerin auf der Bühne im Audimax der Obersbergschulen wie alle weiteren Preisträger auch mit viel Lob und Dank bedacht und geehrt wurde. Die 47-Jährige hat sich um den Obersuhler Karneval verdient gemacht und ist damit in die Fußstapfen ihres im vergangenen Jahr leider verstorbenen Vaters Heinrich Siebert getreten, der zwar nicht Gründungsmitglied des Obersuhler Carneval Vereins (OCV), aber von Beginn an aktiver Karnevalist war, im Elferrat saß und sich in vielen Kampagnen hilfreich einbrachte. Legendär sind die damaligen Auftritte der „Handwerksmeister aus Obersuhl“, bei denen Bäckermeister Heinrich Siebert natürlich nicht fehlen durfte.
Früher gab es drei Sitzungen in der alten Turnhalle, berichtet Manuela Sauer. Hier hatte sie als sieben oder acht Jahre altes Mädchen, genau weiß sie es nicht mehr, ihren ersten großen Bühnenauftritt. Nach der Melodie „Heidi“ schmetterte sie das von ihrer Mutter Marita neu getextete Lied „Vati, deine Welt ist die Flasche“. Sie war gerade mal 14 Jahre alt, als sie mit ihrer Schwester Jutta und zwei Freundinnen aus der Obersuhler Lindenstraße als „Linden-Sisters“ zur eigens eingeübten Choreografie die Bühne rockte. Bald schon tanzte sie im Hofballet, am liebsten in der hintersten Reihe, und es dauerte nicht mehr lange, bis sie mit 19 Jahren das 1. Jugendballett als ehrenamtliche Trainerin und Choreografin trainierte. Bei so viel karnevalistischem Einsatz ist es kein Wunder, dass sie ihren Mann Udo beim Karneval kennen und lieben gelernt hat. Der gebürtige Obersuhler hat als Musiker während der närrischen Wochen ebenfalls Hochsaison, allerdings nicht im Heimatort. Als Trompeter, Keyboarder, Sänger und Ansager ist er mit der Partyband „Night & Day“ überwiegend in Thüringens Karnevalshochburgen gebucht, sorgt aber auch in anderen Regionen weit über die Kreisgrenzen hinaus ganzjährig für Stimmung.
„Ich bin im OCV für die Märsche zuständig“, lacht Manuela Sauer, deren Töchter Nadine (21) und Anabelle (19) sich von ihrer Leidenschaft für den Gardetanz anstecken ließen und damit die dritte Generation der Sieberts vertreten. Während die Jüngere es beim Tanzen belässt, unterstützt Nadine als Gardetrainerin ihre Mutter nach Kräften, die nach rund drei Jahrzehnten geleisteter Nachwuchsarbeit etwas kürzer treten will. Bei ihrer Tochter weiß sie die Funkenmariechen, das Gardepaar und die Garde in besten Händen. „Das Training ist sehr zeitaufwändig“, gibt Nadine Sauer zu. Die Lehramtsstudentin, die zwischen Obersuhl und ihrem Studienort Kassel pendelt, weiß, was sie in den vielen Trainingsstunden dem Nachwuchs-Funkenmariechen Amelie Kaufmann (9), dem Funkenmariechen Leonie Wagner (15) und dem Gardepaar Nele Wagner (12) und Frederic Sauer (12) abverlangt. Nadine Sauer war das erste Funkenmariechen des Obersuhler Carneval Vereins und wurde – natürlich - von ihrer Mutter trainiert.
Bereits im August beginnen die Proben für die Gardetänzer. Mittwochs, donnerstags und freitags wird im Bürgerhaus in Obersuhl fleißig und ehrgeizig trainiert, denn karnevalistischer Tanz ist Sport. Manuela Sauer hat sich fachlich speziell als Gardetrainerin beim Deutschen Sportbund ausbilden lassen und die Trainerlizenz erworben. Als Gardetrainerin der 6-18-Jährigen hat sie die Funkenmariechen, die Gardepaare, das Kinderballett, Jugendballet und Hofballet zum Erfolg geführt und zu allen einstudierten Tänzen auch die Choreografien entwickelt. „Musik ist wie eine Geschichte“, erklärt Manuela Sauer die Entwicklung der Schrittkombinationen, Ballettelement-Variationen in immer wechselnden Bildern, zum Beispiel Diagonalen, Halbkreis oder Stern. Ergänzt wird dies durch akrobatische Teile wie Spagat, Räder, Beinschwünge und Beinführungen. Der Schwerpunkt liegt neben der Choreographie auf Synchronität und Präzision.
Diese kontinuierliche Schulung über drei Jahrzehnte hat sich ausgezahlt, denn dadurch hat Manuela Sauer für aktive Nachwuchskräfte im OCV gesorgt. Nicht nur das. Sie war es auch, die im Jahr 2007 mit dem OCV-Vorstand den Kinderfasching ins Leben gerufen hat. „In meiner Kindheit wurde der Kindermaskenball vom Sportverein ausgerichtet“, kommen bei ihr Erinnerungen hoch. Als helfende Hand ist sie auch in diesem Jahr beim Kinderfasching am 25. Februar dabei, der mit einer Kindersitzung mit Programm, Kinderbelustigung und einem Luftballonregen für Spaß und Kurzweil sorgt.
Einen weiteren Einsatz im durchweg weiblich besetzten Elferrat hat Manuela Sauer bei der diesjährigen Weiberfastnacht am Donnerstag, 23. Februar, die auf ihre Initiative hin seit 2010 ein fester Bestandteil des närrischen Programms in Obersuhl ist. „Männer als Frauen verkleidet sind willkommen“, lädt sie ein. „Tierisch wild“ soll es an diesem Abend werden mit Mitwirkenden aus den Nachbarsvereinen aus Gerstungen, Dippach, Richelsdorf und Hönebach. Ob sie will oder nicht: als Moderatorin wird sie wieder im Mittelpunkt stehen beziehungsweise sitzen. Im neu aufgestellten Vereinsvorstand ist Manuela Sauer im Ressort „Weiberfastnacht“ die verantwortliche Ansprechpartnerin.
Nach der Geschäftsaufgabe der Bäckerei Siebert im Familienbesitz, ist die Bäckermeisterin in einer Großbäckerei angestellt. Spätestens beim Backen von Fastnachtskreppeln kommt bei Manuela Sauer die Vorfreude, denn bald schallt es wieder durch das Obersuhler Bürgerhaus: Ein dreifach donnerndes Obersuhl Helau, Obersuhl Helau, Obersuhl Helau! Los geht es mit der 1. Carneval Sitzung des OCV am Samstag, 04. Februar, die 2. Carneval Sitzung findet am Samstag, 11. Februar, statt. Beginn jeweils um 19.19 Uhr. Für beide Veranstaltungen sind noch einzelne Restkarten erhältlich. (Gudrun Schmidl) +++