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Im Welcome-In -

FULDA Große Familie mit schwerem Schicksal

Birgit Kömpel zu Besuch im Begegnungscafé von "Welcome In"

03.02.17 - Noch wird gehämmert, gesägt und geschraubt, doch das Begegnungscafé für Geflüchtete und Einheimische der Initiative "Welcome In" nimmt deutlich Formen an: Mit viel Enthusiasmus gehen die jungen Männer und Frauen ans Werk, um bei der Renovierung der Räumlichkeiten auf die Zielgerade zu biegen. Das Besondere daran: Etwa die Hälfte der circa 70 Aktiven ist erst im Laufe der letzten zwei Jahre als Flüchtling nach Fulda gekommen.

Ahmad, der vor den Taliban aus Afghanistan geflohen ist.

Davon konnte sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Birgit Kömpel bei ihrem Besuch in der Robert-Kircher-Straße 25 in Fulda nun einen Eindruck verschaffen. "Wir sind alle eine große Familie, wir sind alle aktiv", berichtet der Iraker Ali Mohammadi mit leuchtenden Augen. Birgit Kömpel hatte das Projekt von Beginn an begleitet und kürzlich erst einen Besuch des Bundestages für eine "Welcome-In"-Wohnzimmer-Gruppe organisiert. "Ich bin begeistert, wie Einheimische und Geflüchtete hier Hand in Hand arbeiten. Das Wohnzimmer ist ein Vorzeigeprojekt für Integration. Syrer, Iraker, Afghanen und Deutsche verbringen viel Zeit miteinander und unterstützen sich", sagt Kömpel. "Auch Menschen wie ich finden hier eine Anlaufstation oder gar eine Heimat", sagt Betty Wondrak, eine Deutsche, die im Wohnzimmer viele Freunde gefunden hat.

Genutzt werden die Räume bereits jetzt für Deutsch- und Arabischkurse, Beratung bei Asylverfahren, bei der Jobsuche oder einfach für Gespräche und gemeinsame Projekte, in denen sich die Teammitglieder immer besser kennenlernen. Doch es ist nicht alles eitel Sonnenschein. So läuft der Arbeitsvertrag von Projektkoordinator Jochen Schiersch und schon bald aus. Noch weiß der Mann, der diese halbe Stelle mit Vollzeit-Engagement ausfüllt, nicht, wie es mit ihm beziehungsweise mit dem Treff weitergeht. Eine Antwort auf eine weitere Förderung des Innenministeriums steht noch aus.

Und dann gibt es natürlich unter den Geflüchteten auch schwere Schicksale: Wie zum Beispiel das von Ahmad. Der Afghane ist Ende 20, hat in seinem Heimatland als Übersetzer für die Nato gearbeitet. Davon erfuhren die Taliban, verfolgten Ahmad, weil sie in ihm einen Verräter sahen und fälschlicherweise dachten, dass er Christ statt Moslem sei. Jahrelang floh er durch ganz Afghanistan, um nicht entdeckt zu werden. Bei der Suche nach Ahmad starb sein Vater. Er und sein jüngerer Bruder flüchteten nach Deutschland, zurück blieben Ahmads Frau und seine beiden Kinder. Während sein Bruder in Gronau (Westfalen) unterkam, lebt Ahmad nun in einer Studenten-WG in Fulda.

Man sollte meinen, dass ein Mensch, der wegen seiner Arbeit bei der Nato von den Taliban mit dem Tode bedroht wurde, als politischer verfolgter Flüchtling eingestuft wird. Dem ist aber nicht so. Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) traf Ahmad auf einen Interviewer, der ihm nach seinen Angaben nicht zuhörte und ihn auch nicht ausreden ließ. So verfügt Ahmad nach Entscheidung des BAMF noch nicht einmal über einen Abschiebeschutz. Voller Sorge berichtet er Birgit Kömpel über sein Schicksal und die Angst um seine Familie, die sich in Afghanistan verstecken muss, weil auch sie von den Taliban gesucht wird.

Jochen Schiersch hat für Ahmad nun einen Anwalt eingeschaltet. Auch einige heimische Medien hatten bereits über seinen Fall berichtet. Birgit Kömpel wird sich zügig für Ahmad und seinen Bruder einsetzen: "Ich werde das Innenministerium wegen dieses Falls kontaktieren. Menschen wie Ahmat und seine Familie müssen geschützt werden. Ich halte die gegenwärtige Abschiebepraxis der Bundesregierung für Menschen nach Afghanistan für falsch - und damit bin ich nicht alleine in meiner Fraktion. Bei der unsicheren politischen Lage kann niemand nach Afghanistan zurückgeschickt werden. Schon gar nicht Verfolgte wie Ahmad und sein Bruder." +++

 


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