Wingenfeld und Wehner zu Besuch im Begegnungsraum

18.02.17 - Einen Projektbesuch der besonderen Art erlebten Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Bürgermeister Dag Wehner am Donnerstag, als sie von 30 Ehrenamtlichen aus aller Herren Länder auf der Baustelle des "Welcome In Wohnzimmers“ in der Robert Kircher Straße empfangen wurden. Seit November 2016 richten dort über 70 Freiwillige mit und ohne Fluchterfahrung gemeinsam einen unkommerziellen Begegnungsraum ein, das "Wohnzimmer“. Dort können in Zukunft alle Interessierten aus der Region zum gemeinsamen Entspannen, Kochen, Kickern, Filme schauen, Sprache lernen und vielem mehr zusammenkommen, sich kennenlernen und gegenseitig unterstützen.

Zu Beginn des Besuchs hielt der Syrer Ahmad Sharaf auf fast fließendem Deutsch eine flammende Rede. "Seit eineinhalb Jahren lebe ich im Landkreis Fulda. Von Anfang an habe ich versucht, Kontakt zu Deutschen zu knüpfen, die Sprache zu lernen und mich hier zu integrieren. Aber das ist sehr schwer, wenn man in einer Gemeinschaftsunterkunft auf dem Land wohnt, die Sprache nicht versteht und niemanden kennt.“ Zum Durchbruch im Integrationsprozess habe ihm schließlich das "Wohnzimmer“-Projekt verholfen, in dem er sofort Anschluss fand, viele engagierte Menschen kennenlernte und tatkräftig mit anpacken konnte. "Ich habe großen Respekt vor Ihnen“, lobte Heiko Wingenfeld im Anschluss. "In so kurzer Zeit so gut Deutsch zu lernen ist wirklich eine großartige Leistung. Ich habe früher selbst im Ausland gelebt und weiß, wie schwierig das ist. Dass Sie dann noch die Energie haben, sich hier so umfangreich ehrenamtlich zu engagieren, ist aller Ehren wert.“

Projektkoordinator Jochen Schiersch zeigte daraufhin in einer Präsentation die Fortschritte auf, die die Gruppe in den vergangenen Monaten verzeichnen konnte. Die Idee für das "Wohnzimmer“ entstand im November 2015 in den Reihen der gemeinnützigen Initiative "Welcome In“ Fulda. Fast ein Jahr lang machte sich das Team daraufhin auf die beschwerliche Suche nach Kooperationspartnern, Spendern und einem Raum, bis zum 1. November 2016 endlich angemietet werden konnte. Seitdem wird fast täglich gemeinsam geschraubt, gesägt, gespachtelt und gestrichen, um den demokratisch abgestimmten Raumplan in die Tat umzusetzen. Nun nehmen die Räume immer konkretere Formen an und es zeichnet sich ab, dass sie im Laufe des Frühlings der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden können.

Finanziert wird das Projekt vor allem durch Spenden von Privatpersonen und Kooperationen mit unter anderem der evangelischen Lutherkirche, der AWO und der Akademie für Bildung und Integration, die bereits jetzt jeden Morgen Deutschkurse in den Räumen durchführt. Der Landkreis Fulda beteiligt sich an den Mietnebenkosten. "Ich danke Ihnen für Ihr Engagement, es verdient höchste Anerkennung, was Sie in den vergangenen Monaten geleistet haben“, so Wingenfeld. Er und Bürgermeister Dag Wehner nahmen sich daraufhin ausführlich Zeit, um mit allen Ehrenamtlichen zu reden und ihnen Mut zuzusprechen.

Denn auf dem Weg zur Eröffnung gibt es für das "Wohnzimmer“-Team noch einige Hürden zu meistern. So muss bei der Möblierung der Räume, die durch Spenden finanziert wird, jeder Cent dreimal umgedreht werden, bevor er ausgegeben wird. Auch die Weiterfinanzierung der Stelle des Projektkoordinators, die noch bis Ende März von der evangelischen Lutherkirche finanziert wird, ist noch nicht gesichert. Um diese letzten Probleme zu beheben steht die Gruppe in engem Austausch mit Stadt und Landkreis, freut sich aber auch über jede weitere Unterstützung.
Zum feierlichen gemeinsamen Mitagessen hatten die Syrer Jamal Alhosary und Morhaf Abd Almulh ein vielfältiges Buffet zubereitet, ergänzt von einer Torte in Form einer roten Couch, dem Symbol des "Wohnzimmers“, gebacken vom iranischen Konditor Aghil Sharifi. +++