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REGION Die MITTWOCHS-KOLUMNE

WIELOCH schreibt an (26) … den Besitzer des Schlitzer Krokodils

Zur Person:In „Wieloch schreibt an“ richtet sich Jochen Wieloch (40) immer mittwochs in einem persönlichen Brief nicht nur an regionale Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport oder Kultur, sondern auch an Menschen des Alltags, die in den Tagen zuvor besonders aufgefallen sind und für positive oder negative Schlagzeilen gesorgt haben. Bei der Kolumne handelt es sich um eine Mischung aus Kommentar und Portraitierung, in der Jochen Wieloch mal sachlich, mal emotional lobt, kritisiert und bei Bedarf auch ordentlich Dampf ablässt. Der Petersberger kennt sich in den Medien Print, TV und Internet bestens aus und ist unter anderem als Spezialist für Unterhaltungs-elektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete der Germanist unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München.

22.02.17 - Lieber Crocodile Dundee aus Schlitz,

und plötzlich war es knapp 1,20 Meter lang. Sie konnten ja nicht damit rechnen, dass sich Ihr Baby-Krokodil aus dem Internet eines Tages zum stattlichen Alligator mausert. Kein Wort davon stand in der Bedienungsanleitung. Ich hoffe, Ihr Landwirbeltier hat Ihnen Ihre Bude ordentlich auf den Kopf gestellt, bevor Sie es wie Müll entsorgt haben. Dritter Stock, Dachgeschoss, 65 Quadratmeter – ich kann mir gut vorstellen, wie Sie hier mit Ihrem Krokodil die vergangenen Monate verbracht haben. Täglich haben Sie nachgemessen, immer mit ängstlichem Blick auf das Maßband und der ernüchternden Erkenntnis: Mein Lacoste-Maskottchen ist schon wieder gewachsen.

Und irgendwann waren Sie nur noch Mitbewohner oder Untermieter. Ihr Riesen-Reptil belagert das Sofa, gibt die Fernbedienung nicht mehr her, frisst die Chips ganz alleine und pennt nachts in der Ritze. Diskutieren bringt da wenig: Mit mindestens 60 kräftigen, extrem scharfen Zähnen hat Ihre XXL-Echse die besseren Argumente. Blöd auch, dass innerhalb eines Krokodil-Lebens rund 3.000 Zähne nachwachsen. Ein kleiner Happs, und das nächste Schlitzer Trachtenfest ist für Sie Geschichte.

Wie ist das Zusammenleben mit einem Krokodil in den alltäglichen Situationen? Sprüche wie „Sei brav und lass niemanden rein“ kann man sich wahrscheinlich sparen, wenn man morgens zur Arbeit muss. Lässt man das grüne Ungeheuer beim Mau-Mau immer gewinnen, weil eine Niederlage schmerzhafte Folgen haben könnte? Sitzt so ein Koloss bei der Fahrt zum Tierarzt im Auto hinten oder vorne? Was sagen eigentlich andere Kunden, wenn man seinen Alligator während des Einkaufs beim Bäcker oder Metzger außen am Fahrradständer anleint? Und wie erklärt man der Schwiegermutter den tierischen Mitbewohner beim nächsten Besuch? Das ist der Justin, der geht dieses Jahr Fasching als Krokodil…

Lieber Krokodil-Quäler, vielleicht kommen Sie mit Ihrer Mischung aus Naivität und Dummheit ja leichter durchs Leben, zumindest durch die Zivilisation. Trotzdem: Sich in unseren Breitengraden einen Alligator nach Hause zu holen ist so intelligent wie barfuß zum Mount Everest aufzubrechen. Ich traue Ihnen alles zu: Piranhas in der Badewanne, eine Giraffe im Treppenhaus, Löwen- und Eisbärbabys zum Schmusen, weil die so niedlich sind. Man sollte Sie mal für eine Woche im Dschungel, in Alaska oder in der Steppe aussetzen. Ich freue mich auf das Bild, wenn Sie beim Brillenkaiman nach neuen Kontaktlinsen fragen…

Mit herzlichen Grüßen



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