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Jan Händler sitzt in der von ihm hergerichteten Kabine... - Fotos: Bernd Vogt

FUSSBALL Derby-Spezial

Jan Händler: das Allroundtalent vom SV Steinbach

31.03.17 - Es ist Freitagnachmittag 15 Uhr. Während die meisten Menschen sich in ihr wohlverdientes Wochenende verabschieden, geht es für Jan Händler erst richtig los. Anstatt die Füße auf den Tisch zu legen, steht sein Wochenende ganz im Zeichen des SV Steinbach, dem er mit Rat und Tat, Woche für Woche zur Seite steht. Doch wer jetzt denkt, dass er dies hauptberuflich macht, der irrt. Denn neben seiner Tätigkeit beim SV Steinbach arbeitet der gelernte Fliesenleger in der Helios St. Elisabeth Klinik in Hünfeld

...zuvor hat er die Trikots, Hosen und Stutzen auf den richtigen Platz gelegt ...

Aber was ist eigentlich die Aufgabe des 34-jährigen Fußballverrückten? „Ich weiß selbst nicht, wie ich meine Position beschreiben soll“, lacht Händler, „Zeugwart, Betreuer, Team-Manager oder doch Teil des Führungsteams“? Einerseits bestellt und bedruckt er Trikotsätze, bereitet die Kabine auf die Spieltage vor und kümmert sich darum, dass Physio-Termine organisiert sind und die Trainingskleidung zu den Trainingszeiten bereitliegt. Andererseits ist er nah an der Mannschaft und im täglichen Kontakt mit Spielern und Trainer. Ebenso ist er über alle Ab- und Neuzugänge sowie Vereinsinterna informiert.

Als Jan vor zwei Jahren mit seinem Ehrenamt - oder wie man seine Position beschreiben möchte - beim SVS anfing, krempelte er erst einmal alles um. „Ich musste die Mannschaft von der Ausstattung her auf Verbandsliga-Niveau bringen“, erklärt Jan, „wir haben drei neue Trikotssätze angeschafft, die jedem Spieler individuell angepasst wurden. Heute sind wir soweit, dass wir 95 Prozent meiner Vorschläge umgesetzt haben.“ Seine neuesten Anschaffungen: Tornetze in den Farben des SVS und extra neue Trikots für das Spiel gegen Borussia Fulda – ganz im Style von Juventus Turin.

20 Stunden verbringt Händler, der neben dem SV Steinbach auch dem FC Schalke 04 die Daumen drückt, die Woche am Mühlengrund. Denn auch bei jedem Training ist er anwesend und kümmert sich um die Getränke und Trainingsausrüstung. Ist die Arbeitswoche schließlich geschafft, geht es für Jan auf direktem Wege auf den Sportplatz, denn samstags ist Hessenliga-Spieltag und alles muss hergerichtet werden.

…und schon ist Freitag

Bundesliga-Feeling in den SVS-Katakomben

15 Uhr: Jans erster Arbeitsschritt ist das Herrichten der Heim-, Gast- und Schiedsrichterkabinen. Damit die Spieler sich am Samstag optimal auf das Spiel vorbereiten können, sortiert er Stutzen, Hosen und Trikots. Diese werden dann, wie man es aus der Bundesliga kennt, an den Stammplatz des jeweiligen Spielers gehängt oder gelegt. Daneben steht die personifizierte Trinkflasche. Auch in der Schiedsrichter-Kabine werden die Getränke aufgefüllt und der Spielball hineingelegt.

Samstag: Die Meisten schlafen aus, treffen sich mit Freunden zum gemütlichen Frühstück oder kümmern sich um den Haushalt. Anders bei Jan Händler, der am Samstagmorgen um 9.30 wieder am Mühlengrund anzutreffen ist.

Vor dem Spiel Kontrolliert Jan die Pässe..

...bevor er die passende Musik zum Aufwärmen spielt

9.30–11.30 Uhr: Um für optimale Stimmung am Sportplatz sorgen, kümmert sich Jan, neben seinen zahlreichen anderen Aufgaben, auch noch um die Musik. Die Anlage hat er selbst angeschafft. Jede Box wiegt 40 Kilogramm und wird vor jedem Spiel auf den Sportplatz gefahren – per Hand versteht sich. Dabei hilft ihm jeweils ein Spieler aus der Mannschaft. Danach werden Kabel verlegt und ein finaler Soundcheck gemacht, denn wer weiß, wie viele Tore für den SVS fallen. Anschließend sortiert er, nach Absprache mit SVS-Coach Karl-Josef „Kalle“ Müller, die Pässe und pumpt die Bälle auf: „Aber exakt auf 7,3 bar“, darauf legt Händler großen Wert.

11.30- 12 Uhr: Leibchen und Hütchen zum Warmmachen werden an Ort und Stelle gelegt.

12- 12.45 Uhr: Jan gönnt sich eine kurze, aber mehr als verdiente Pause und isst etwas zu Mittag. Er bringt traditionell einen Kuchen, den seine Mutter Edith backt, jedes Wochenende für die Spieler mit. „Den essen aber fast immer die Auswechselspieler“, lacht Händler.

13- 13.45 Uhr: Für Jan bleibt aber nicht viel Zeit, um Kuchen zu essen. Denn schon ist das Schiedsrichtergespann im Anmarsch, dessen Empfang Händler ab und zu auch übernimmt: „Es ist so, dass die anderen Betreuer im Schichtdienst arbeiten oder selbstständig sind, sodass ich einspringe.“

13.45- 14.15 Uhr: Die Anspannung steigt langsam. Spieler, Trainer und Betreuer treffen sich zu einer letzten Besprechung.

14.15- 14.45 Uhr: Jan Händler steigt in die Sprecherkabine und startet die Musik, während die Spieler sich warmmachen.

14.55 Uhr: Der Anpfiff ist in greifbarer Nähe – die Spannung steigt.

15- 16.45 Uhr: Jan ist nun für die Einlauf- und Halbzeitmusik zuständig. Und was ist Jans Lieblingsmusik? „Am beliebtesten ist natürlich die Tormusik für den SV Steinbach“, so Jan, diese haben Spieler und Trainer Kalle Müller schließlich selbst ausgesucht.

16.45 Uhr: Abpfiff. Doch für Jan geht die Arbeit jetzt wieder los. Stutzen, Trikots und Hosen sortieren. „Bälle zählen, ist immer ein ganz großes Problem“, sagt Jan und lacht. Zum Schluss räumt er schließlich, wieder mit der Hilfe eines Spielers, die schweren Boxen weg.

Und das war er, ein ganz normaler Samstag von Steinbachs Allroundtalent Jan Händler. Aber was treibt Jan an? „Das Verhältnis zwischen Trainer und Spielern macht am meisten Spaß und dass wir nicht nur eine Mannschaft am Platz, sondern auch außerhalb sind“, erklärt Jan, der selbst früher die Fußballschuhe für den SV Steinbach schnürte und vor zwei Jahren zurück an den Mühlengrund kam. „Es hat nur einen Wimpernschlag gedauert und ich war wieder drin. Meine alten Mitspieler sind jetzt die alten Herren‘“, so Händler, der selbst wieder mit seinen alten Kollegen kickt.

Auf dem Tisch in der Mitte zu sehen, ist Mutter Ediths Kuchen

Ob der Ball wohl auch auf exakt 7,3 bar aufgepumpt ist? Mit Sicherheit

Aber Jans Arbeit, die er wie zahlreiche andere ehrenamtlich beim SV Steinbach macht, kommt an und brachte die Mannschaft in die Liga, in der sie jetzt sind – nämlich in Hessens höchster Spielklasse. Und die Spieler bringen Jan große Dankbarkeit entgegen. So sagt zum Beispiel Julian Rohde über ihn: „Was Jan ehrenamtlich leistet, verdient unseren allergrößten Dank und Respekt! Die Betreuung, die er für die Mannschaft und das Umfeld leistet, ist für mich mehr als Champions-League.“ Oder Michael Wiegand: „Er bringt eine gewisse Professionalität mit. Wenn man Probleme beim Fußball oder privat hat: Jan hat immer ein offenes Ohr für uns.“

Und Steinbachs Sebastian Bott kommt aus dem Loben gar nicht mehr heraus: „Dass er das alles ehrenamtlich macht, dürfte außer Frage stehen. Er hat Fantrikots mit Spielernamen eingeführt, Fanjacken – und Pullis. Und zum Training brauchen wir eigentlich nur mit einem Kulturbeutel kommen, weil schon alles zurechtgelegt ist.“ Und in einem sind sich alle einig: Sie schätzen ihn als Menschen und sind mittlerweile durch Freundschaft verbunden. (Franziska Vogt) +++


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