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REGION Die Mittwochs-Kolumne

WIELOCH schreibt an (36) ...den Pannen-Planer Deutschlands sinnlosester Straße

Zur Person:In „Wieloch schreibt an“ richtet sich Jochen Wieloch (40) immer mittwochs in einem persönlichen Brief nicht nur an regionale Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport oder Kultur, sondern auch an Menschen des Alltags, die in den Tagen zuvor besonders aufgefallen sind und für positive oder negative Schlagzeilen gesorgt haben. Bei der Kolumne handelt es sich um eine Mischung aus Kommentar und Portraitierung, in der Jochen Wieloch mal sachlich, mal emotional lobt, kritisiert und bei Bedarf auch ordentlich Dampf ablässt. Der Petersberger kennt sich in den Medien Print, TV und Internet bestens aus und ist unter anderem als Spezialist für Unterhaltungs-elektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete der Germanist unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München.

03.05.17 - Lieber Pannen-Planer in Heringen,

zum Glück entwerfen Sie keine Autos oder Flugzeuge – Unfälle und Abstürze wären vorprogrammiert. Sie haben sich an einer simplen Straße versucht und sind damit gnadenlos gescheitert. Ziel: eine Umgehungsstraße, damit Lastwagen nicht direkt durch Heringen-Wölfershausen fahren müssen. 2014 haben Sie Ihr Werk vollendet. Seitdem ist die Straße auch gesperrt. Wie der „Hessische Rundfunk“ berichtet, ist Ihnen ein klitzekleiner Fehler unterlaufen, der erst bei der Bauabnahme bemerkt wurde.

Plötzlich waren sie nämlich da, die Bahngleise und der Bahnübergang. Die kann man schon mal übersehen. Blöd nur, dass auf den Schienen regelmäßig Züge rangieren. Die blockieren den Übergang, ein Rückstau ist die unangenehme Folge. Deshalb wurde die Straße für den Verkehr nicht frei gegeben. Hier ist noch nie ein Auto gefahren. Eine knapp drei Millionen Euro teure Asphaltdecke nur für Radfahrer, Kinderwagen und Vierbeiner mit Herrchen. Verantwortlich für dieses Desaster ist – man kennt es von ähnlichen Szenarien – niemand. Die Stadt hat eine Million Euro beigesteuert. Und damit zum Fenster rausgeworfen. Bei einer Verschuldung von 102 Millionen Euro ist offenbar irgendwann alles egal.

Liebe Heringer, auch wenn sich jetzt niemand von Ihnen outet: Irgendjemand hat beim Planen der Straße gewaltig gepennt. Privatpersonen müssten mit fatalen Konsequenzen rechnen. Der Anbau beim Häuschen ein wenig zu breit? Das Ding muss weg! Die Garage ragt einen Zentimeter zu weit auf den Bürgersteig? Abriss, aber bitte noch heute! Und die Kosten trägt der Verursacher. Öffentliche Steuerverschwendung wie jetzt bei Ihnen in Heringen bleibt hingegen fast immer ungeahndet. Jeder schiebt jedem den Schwarzen Peter zu. Verlierer sind am Ende die Bürger. Und das gleich doppelt. Weil sie die Zeche bezahlen und durch den LKW-Lärm weiter belästigt werden. Die Umgehungsstraße ist – dem intellektuellen Geisterfahrer sei Dank – ja nicht zu gebrauchen.

Um die Pannen-Piste doch noch zu retten, müssten die Rangiergleise um 260 Meter verlängert werden. Problem: Dazu bräuchte man das Grundstück einer Privatperson, die aber keine Lust zum Verkauf hat. Als letzte Option droht eine Zwangsenteignung. Lieber Planlos-Planer, am Ende muss womöglich ein völlig unbeteiligter Anwohner seinen Kopf hinhalten, weil Sie Mist gebaut haben. Man sollte die Laster durch Ihren Vorgarten umleiten.


Mit herzlichen Grüßen



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