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FULDA Im Zeichen der Präsidentschaftswahl

Zum 9. Mal "Pulse of Europe" - 350 Freunde Europas auf Bahnhofsplatz

08.05.17 - Bereits zum neunten Mal trafen sich am Sonntag 350 Freunde Europas bei strahlendem Sonnenschein, dieses Mal auf dem Bahnhofsvorplatz. Die Taiko-Gruppe Banzai, die bereits zum zweiten Mal für Pulse of Europe trommelte, sorgte schon vor Beginn der Veranstaltung durch mitreißende Rhythmen dafür, dass zahlreiche Interessierte stehenblieben. Kerstin Karkowski vom Vorbereitungsteam sprach von einem "Schicksalstag für Frankreich und Europa". So hoffen wir einerseits, dass Macron die Wahl gewinnen wird, andererseits müsse es ihm aber gelingen, in den kommenden fünf Jahren die Franzosen davon zu überzeugen, dass Europa eine Chance und keine Bedrohung für ihr Land sei. Für Pulse of Europe hob sie noch einmal hervor, dass die Bewegung eine überparteiliche Bürgerbewegung sei und bis heute einen unglaublichen Erfolg habe. Sie stellt Pulse of Europe als ein "laufendes Experiment" dar, das zu mehr Partizipation beitragen und zu mehr eigener Aktivität inspirieren solle. Ausdrücklich forderte sie die Teilnehmer auf, zum Team, das derzeit aus 17 Aktiven besteht, hinzuzukommen.

Die Taiko-Gruppe Banzai

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (Mitte)

 Als Hauptredner sprach Professor Dr. Platzer, Professor im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften an der Hochschule in Fulda, Inhaber des Europa-Lehrstuhls Jean Monnet. Seine engagierte Rede leitete er mit den Worten "Die Fliehkräfte innerhalb der EU haben in den zurückliegenden Jahren zugenommen und bedrohen die EU in ihrer Existenz" ein. Aber es seien oft nicht die EU-Institutionen und Entscheidungsregeln, die tragfähige europäische Lösungen blockierten, sondern nationale Egoismen, mangelnde politische Weitsicht sowie ein mangelnder Gemeinschaftsgeist der nationalen Regierungen. Die EU brauche eine neue Begründung ihres Daseinszweckes und politische Richtungsentscheidungen. Dabei stellen sich folgende drei Fragen: "Europa - wie viel? Europa - wie schnell? Europa - wie weit?"

 Der Redner unterstrich, dass es alternative Entwicklungspfade innerhalb der EU gebe, jedoch keine Alternative zur EU. Nicht alle Probleme in Europa müssten zentral auf der Ebene der EU gelöst werden, die Frage der Aufgabenteilung zwischen Union und Mitliedsstaaten würden in den einzelnen Mitgliedsstaaten aber höchst unterschiedlich gesehen. So würde aber die Übertragung von Souveränität auf europäischer Ebene den Mitgliedsstaaten Souveränität im Sinne von Einfluss auf die Gestaltung des Weltgeschehens verschaffen, die ein einzelnes Land sonst nicht hätte. Bei Themen wie dem Klimaschutz, der Terrorismusbekämpfung und der sozialverträglichen politischen Gestaltung der wirtschaftlichen Globalisierung schütze die "nationale Wagenburg" nicht. An vorderster Stelle stehe für ihn die Währungsunion und eine stärkere finanz- und wirtschaftspolitische Einbettung des Euro.

 Professor Dr. Platzer sprach sich dafür aus, "der differenzierten, abgestuften Integration" den Vorrang zu geben. Er stelle sich für die reformpolitische Debatte unter Europabefürwortern eine Doppelstrategie vor: Aufzeigen kurz- und mittelfristiger Lösungen und Entwerfen und Vermitteln eines längerfristigen Zielmodells. Pulse of Europe sei damit überfordert, fertige Lösungen zu bieten, könne aber - entlang verschiedener Szenarien - eine Reformdebatte führen. So könne z.B. für alle EU-Staaten die Entwicklungsrichtung dieselbe bleiben, aber in einem unterschiedlichen Tempo, die EU könne sich auf einige Politikbereiche besonders konzentrieren oder aber sehr viel mehr gemeinsam machen wie z.B. eine viel umfassendere Koordinierung der nationalen Finanz-, Steuer- und Sozialpolitik. Er wünschte Pulse of Europe, sich seinen mutigen, kühnen Blick nach vorne und seinen proeuropäischen Grundoptimismus zu erhalten.

 Nach dieser Rede sollten bei den Trommelrhythmen von Banzai wieder die Teilnehmer aktiv werden. Sie füllten vorbereitete Karten zum Thema "Mein Verbesserungsvorschlag für die EU aus", was sehr gut angenommen wurde. Viele Karten und Ideen kamen zurück.

Am offenen Mikrofon sprachen drei Redner. Die 25-jährige Nuha Sharif-Ali aus Somalia, die mit ihrer Familie seit 20 Jahren in Deutschland lebt, beschrieb in ihrer bewegenden Rede den "schweren und kantigen Weg" von ihrer Flucht aus Somalia zu ihrer Integration in ihrer neuen Heimat Deutschland. Es brauche Zeit, um ohne Angst anders sein zu können, aber es funktioniere. Sie baue auf ein Europa in Vielfalt.

 Stephan Büttner legte dar, dass er schon als Schüler 1967 für Europa geworben und demonstriert und offene Grenzen sowie eine einheitliche Währung gefordert habe. Damals seien er und Gleichgesinnte als Utopisten bezeichet worden, heute sei dies Realität geworden. Für jüngere Menschen sei dies heute selbstverständlich und es sei ein hohes Maß an Gleichgültigkeit gegenüber Europa vorhanden. Er hoffe auf einen Wahlsieg Macrons und damit einen neuen Schwung für Europa. Sigrid Röhl drückte ihren Dank an die Initiatoren von Pulse of Europe aus und war überzeugt, im Namen aller Teilnehmer zu sprechen.

Aus den persönlichen Wünschen Fuldaer Bürger an die Bürger unserer Partnerstadt Arles ist in der Zwischenzeit ein sehr ansprechendes Buch entstanden, das Thomas Röder-Muhl dem Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld im Beisein des gesamten Teams der Pulse of Europe Gruppe aus Fulda übergab. Heiko Wingenfeld zeigte sich sichtlich bewegt und unterstrich, dass persönliche Botschaften sehr wertvoll seien, es ginge um gelebte menschliche Verbindungen. Frankreich sei unser wichtigster Freund und Partner in Europa. Er dankte Pulse of Europe für das Engagement und unterstrich, dass viele Bürger in den vergangenen Wochen in ihrem Bewusstsein für Europa neu motiviert worden seien.

 Zum Abschluss wurde - wie jede Woche - eine Menschenkette zu den Klängen des Liedes "Insieme" um den gesamten Bahnhofsplatz gebildet. Zahlreiche Teilnehmer erfreuten sich dann noch an den Zugaben der Gruppe Banzai.  +++


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