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Jetzt beteiligt sich auch das Team des St. Vinzenz-Krankenhauses in Hanau am Projekt: Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung, Susanne Simmler und Axel Weiss-Thiel (Bildmitte) danken allen Unterstützern des Projektes. - Foto:Privat

HANAU Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung

Jetzt ist auch das St. Vinzenz-Krankenhaus mit im Boot

09.05.17 -

„Kein gutes Thema, aber ein guter Tag für das Projekt“, sagte Erste Kreisbeigeordnete und Dezernentin für Frauen- und Gleichstellungsfragen Susanne Simmler während einer Veranstaltung im St. Vinzenz-Krankenhaus in Hanau. Das Projekt „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ findet weitere Unterstützer und Beteiligte. Jetzt ist auch das St. Vinzenz-Krankenhaus mit dabei, ebenso wie bereits die Main-Kinzig-Kliniken und das Klinikum in Hanau.

Vor mehr als einem Jahr startete das Soforthilfe-Projekt mit Unterstützung des Vereins Frauennotruf Frankfurt im Main-Kinzig-Kreis und der Stadt Hanau. Frauen und Mädchen, die direkt nach einer Vergewaltigung keine Anzeige erstatten wollen oder können, werden medizinisch und psychosozial versorgt und es wird ihnen ermöglicht, durch Spurensicherung und Befunderhebungen, auch erst später, innerhalb eines Jahres, Anzeige zu erstatten.

Gemeinsam mit Hanaus Stadtrat Axel Weiss-Thiel informierte Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler während der Veranstaltung über das Projekt. Die Main-Kinzig-Kliniken hatten im vergangenen Jahr einen Fall, bei dem das Angebot der anonymen Untersuchung und Beweissicherung nach der Vergewaltigung helfen konnte. „Die meisten Vergewaltigungen werden nicht angezeigt, die Dunkelziffer liegt bei 90 Prozent“, berichtete Susanne Simmler. Die beteiligten Ärztinnen und Ärzte an den Krankenhäusern sind entsprechend geschult, ebenso die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Beratungsstellen. Einen besonderen Dank richtete Susanne Simmler an die Initiatorinnen des Projektes, die Frauenbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises, Ute Pfaff-Hamann, und Andrea Pillmann, Leiterin der Stabstelle für Prävention, Sauberkeit und Sicherheit der Stadt Hanau.

Auch Stadtrat Axel Weiss-Thiel dankte allen Anwesenden für ihr Engagement. „Die Statistiken sagen zwar aus, dass Vergewaltigungsdelikte rückläufig sind, doch wissen wir, dass die Dunkelziffer hoch ist“, sagte der Sozialdezernent der Stadt Hanau. Die Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung ermögliche Frauen im Schutz der Anonymität sowohl die medizinische Versorgung sowie auch eine Beweisaufnahme machen zu lassen und den Täter eventuell später anzuzeigen. „Damit trägt sie auch dazu bei die Dunkelziffern zu verringern und Täter zu Verantwortung zu ziehen“, so der Stadtrat. Mit einer Werbekampagne in Hanauer Bussen und in öffentlichen Gebäuden werde man versuchen diese wichtigen Informationen so gut wie möglich in der Bevölkerung zu verbreiten.

Der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau finanzieren die Materialien für die Beweisaufnahme und die Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Das Projekt kann helfen, Hemmschwellen abzubauen, denn die Opfer von sexueller Gewalt trauen sich oft nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil sie glauben, dann auch Anzeige erstatten zu müssen. „Für viele Frauen und Mädchen kommt eine polizeiliche Anzeige nach einer Vergewaltigung nicht in Frage, so wenden sie sich nicht an die Polizei und bleiben häufig auch medizinisch unversorgt mit oft dauerhaftem Schaden für Leib und Seele“, erklärte Simmler.

Eine Anzeige über den Kopf der Betroffenen hinweg werde es nicht geben, es gilt die ärztliche Schweigepflicht, an erster Stelle stehen die Gesundheit und das weitere Wohlergehen der betroffenen Menschen. Frauen und Mädchen können sich nach einer Vergewaltigung medizinisch versorgen lassen und auf Wunsch eine vertrauliche Spurensicherung durchführen lassen, ohne eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten. In den Kliniken liegen entsprechende Untersuchungskits und Dokumentationsbögen zur gerichtsverwertbaren Befunderhebung bereit. Im Anschluss an die Untersuchung werden die Materialien ein Jahr lang in der Rechtsmedizin gesichert, so lange keine Anzeige erfolgt, stehen die Behandelnden unter Schweigepflicht.

Wollen die Betroffenen zu einem späteren Zeitpunkt die Polizei einschalten, können die gesicherten Materialien und Spuren genutzt werden und die Ärzte werden von ihrer Schweigepflicht entbunden. Kommt es nicht zur Anzeige wird das Material nach einem Jahr entsorgt. Auch Jungen und Männer werden vergewaltigt – das hier beschriebene Angebot kann auch von ihnen genutzt werden. Im Fokus der Versorgung stehen aufgrund der hohen Betroffenenzahlen Frauen und Mädchen.

Unterstützung erfährt das Projekt vom Netzwerk gegen Gewalt, die Gewaltpräventionsinitiative der Hessischen Landesregierung. Neben den Kliniken beteiligen sich die Beratungsstellen: pro Familie Hanau und Schlüchtern, der Sozialdienst katholischer Frauen in Bad Soden-Salmünster, die beiden Beratungsstellen der Vereine Frauen helfen Frauen aus Hanau und Wächtersbach sowie die Lawine in Hanau, die Hanauer Hilfe und die Stiftung Lichtblick Hanau. Unter www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de finden Interessierte sowie Hilfesuchende ausführliche Informationen über das Programm.

„Gewalt gegen Frauen, Mädchen, Männer und Jungen wird von der Gesellschaft verharmlost oder geleugnet, trotz aller Aufklärung und Prävention, deshalb muss dieses Thema ans Licht gebracht und Öffentlichkeit erzeugt werden“, sagte Simmler und freute sich zum Abschluss des Termins, dass mit dem St. Vinzenz-Krankenhaus ein weiterer Knoten im Netzwerk dazugekommen sei, der das Netz engmaschiger zu knüpfen helfe.

Professor Dr. Georg-Friedrich von Tempelhoff, Chefarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe am St. Vinzenz-Krankenhaus, berichtete, dass er das Projekt sehr interessant und wichtig finde und freut sich darüber, dass es breite Zustimmung unter seinen Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus findet. +++


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