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Dr. Frank Verse und Dr. Thomas Heiler (hinten, von links) lieferten eine profunde Führung um die mittelalterliche Stadtmauer von Fulda. - Fotos: Carina Jirsch

FULDA Führung müsste etabliert werden

Tolle Geschichtsstunde: Gang um mittelalterliche Stadtmauer ein Riesenerfolg

17.05.17 - Was eigentlich anlässlich der derzeitigen Ausgrabungen an der Fuldaer Dalbergstraße als einmaliger Event geplant war, sollte sich unbedingt als festes Kulturangebot etablieren. Der Fuldaer Geschichtsverein hatte im Rahmen seines diesjährigen Veranstaltungsprogramms am frühen Dienstagabend bei schönstem Frühlingswetter zu einem Gang um die Stadtmauer mit archäologischen und historischen Erläuterungen geladen. Treffpunkt war der Ehrenhof des Stadtschlosses, wo sich etwa 110 geschichtsinteressierte Bürgerinnen und Bürger einfanden und eine informative, spannende zweieinhalbstündige Geschichtsstunde über das Fulda des Mittelalters erlebten.

Vedute der Stadt Fulda aus dem Mittelalter Quelle: Vonderaumuseum Fulda

Stadtbaurat Daniel Schreiner und die Hauptreferenten, Kulturamtsleiter Dr. Thomas Heiler sowie Stadt- und Kreisarchäologe Dr. Frank Verse, waren begeistert von dem regen Andrang. „Damit haben wir nicht gerechnet“, sagte Heiler, „aber wir sind ja festzelterprobt und werden hoffentlich stimmlich durchkommen.“ Und das kamen sie dann auch bei dem Stadtrundgang, der zunächst zum Hexenturm führte, um den sich die Legende rankt, dort seien tatsächlich Hexen eingesperrt gewesen. Historisch belegt ist das zwar nicht, gruselig der Gedanke aber allemal.

Dr. Verse und Dr. Heiler mit "der" maßgeblichen frühen Stadtdarstellung, dem Jestädt-Plan. ...

Am Pulverturm

In der aktuellen Ausgrabungsstätte am Dalberg

Stadtbaurat Daniel Schreiner (Mitte) hofft auf gute Ideen, um den Platz für die Bürger ...

Es war schön mitanzusehen, wie der Historiker Heiler und der Archäologe Verse sich in ihren Ausführungen interdisziplinär die Bälle zuwarfen. Gespielt zerknirscht bemerkte Heiler, dass die Geschichtsforschung mehr oder weniger abgeschlossen sei, während Kollege Verse bei den Ausgrabungen am Dalberg noch viele neue Erkenntnisse sammeln könne. Und Verse seinerseits konnte bei seinen Erläuterungen am Fundort sich in der Tat ein genießerisches Lächeln nicht verkneifen, denn offensichtlich tut sich da gerade was im Fuldaer Stadtbild. Daniel Schreiner versprach denn auch, den Ort auf irgendeine Weise in Zukunft für die Bürger „erlebbar“ zu machen.

Kurz zu den historischen Fakten: Mitte des 12. Jahrhunderts hatte Abt Marquard die etwa sechs bis sieben Meter hohe Stadtmauer errichten lassen, die in den folgenden Jahrhunderten modifiziert wurde. Am Ende hatte sie neun Türme und vier Tore. Bekrönt war sie von einem bedeckten Wehrgang, und auch im Untergeschoss gab es Schießscharten. Vorgelagerte Verteidigungsgräben sollten etwaige „Raubritter“ zusätzlich in Schach halten. Auf die "investigative" Frage von OSTHESSEN|NEWS, wie lange denn die Mauer gewesen sei, reagierte Archäologe Dr. Verse sportlich: „Ich wusste, dass das einer fragen würde. Ich hab’s auch recherchiert, aber wieder vergessen.“ Immerhin konnte Kollege Dr. Heiler ein wenig weiterhelfen: „Es ist gesichert, dass Fulda vor dem Dreißigjährigen Krieg etwa 3.000 Einwohner hatte. Es war also kein sehr großes Areal.“

Tatsächlich war die Stadtmauer nie wirklich von großem Nutzen, weil es kaum nennenswerte Angriffe gab. Und als im Hochmittelalter das Schießpulver erfunden wurde, wäre lediglich der Bier-Turm in der Lage gewesen eine Kanone zu tragen. „Ab dem Siebenjährigen Krieg hat man dann einfach den Eindringlingen die Tore geöffnet“, referierte Dr. Heiler. Und mit dem grundlegenden Umbau der Stadt im Barock sei die Stadtmauer nach und nach abgetragen und als Fundament zum Beispiel für die Dalberg-Universität verwendet worden.

Dennoch haben sich im Stadtbild einige Teile der Mauer bewahrt oder wurden rekonstruiert. Und so schob sich der über hundertköpfige Tross vom Hexenturm die Königsstraße entlang zum Pulverturm, dann die Brauhausstraße entlang über den Bier-Turm zur aktuellen Ausgrabungsstätte am Dalberg und weiter über das Peterstor bis zum Heertor am Busbahnhof, wo sich die Truppe auflöste. „Anmeldungen nicht nötig“, hatte in der Einladung für diese tolle Führung gestanden. Und die Veranstalter sagten unisono: „Wenn wir das im etwas kleineren Rahmen aufziehen, könnten wir das wirklich wiederholen.“ (Matthias Witzel) +++


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