Zell bleibt Zell – Festkommers anlässlich der 850-Jahr-Feier in Oberzell

27.05.17 - „Cella - Dorf mit Kirche“: Der Sinntaler Ortsteil Oberzell feiert in dieser Woche gleich doppelt. Der Ort wurde erstmals 1167 urkundlich erwähnt, die evangelische Kirche vor 150 Jahren gebaut. „Das Jubiläum ist ein Brückenschlag zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ganz Oberzell ist in Bewegung. Darin zeigt sich wieder einmal der Zusammenhalt und das Leistungsvermögen der Oberzeller“, betonte Ortsvorsteher Mike Richter beim Festkommers am Freitagabend.

 „Wir wollen mit den Feierlichkeiten Erinnerungen wachrufen und verdeutlichen, dass hier über Jahrhunderte eine starke Gemeinschaft zusammengewachsen ist.“ Auch wenn die Landflucht nicht spurlos vorbei gegangen sei, wirke die Dorfgemeinschaft „Zell bleibt Zell“ erfolgreich dem demografischen Wandel entgegen. Der Ortsvorsteher bedankte sich beim Chronistenteam mit Heike Dorn, Irene Dorn, Karl Dorn, Stefan Fehl, Hans-Georg Föller, Karin Frischkorn, Wilhelm Heil, Aylin Jordan, Andreas Baron von Koskull, Michael Kühltau, Helmut Lins und Regina Richter für eine Dorfchronik, die ihresgleichen suche. „Ihr habt weit über 10 000 Stunden eurer Freizeit für die Erstellung geopfert.“

 Besonders intensiv habe sich der Festausschuss mit Benjamin Alt, Helga Baier, Alexander Dorn, Gerald Dorn , Rainer Dorn, Helmut Eichholz, Marco Kalmund, Hans-Jürgen Kühltau, Manfred Lins, Bernd Maly, Hans Müller, Heinrich Ochs, Harald Richter, Pascal Röder, Georg Roth und Stefan Zeier eingebracht. „Ohne diese Frauen und Männer gäbe es nicht so ein Fest, wie wir es feiern.“

Schirmherr Carsten Ullrich, Bürgermeister der Gemeinde Sinntal, zog ein Zwischenfazit. Bei einem solchen Jubiläum gelte es, in Demut Rückblick zu halten, was vergangene Generationen in einer ärmlichen Gegend geleistet hätten, und optimistisch nach vorne zu schauen. „Was vor uns liegt, ist ein Fest der Superlative mit Stehendem Festzug, Sinntalabend und Serenade.“

 Wer geglaubt hatte, eine trockene akademische Feier zu erleben, war auf dem Holzweg. Statt dessen präsentierten die Oberzeller ein humoriges Programm. Da war die Live-Schaltung zu Fabian Fehl, bekanntlich für den Kirmesspruch zuständig, der von Moderator Andreas Dorn immer wieder aufgefordert wurde, hochdeutsch zu babbeln, oder der heiter bis wolkige Wetterkarten-Sketch und die Präsentation der Oberzeller Tracht.

Musikalisch umrahmte der Musikverein Oberzell den Abend. Die Schulkinder sangen das Zell-bleibt-Zell-Lied. Sound of Joy und der Projektchor „850 Jahre Oberzell“ stimmten Lieder von gestern und heute an. Der Projektchor begab sich dabei auf eine Zeitreise und sang das mittelalterliche Lied „Der Winter war mir eine Zit“, „Ich weiß ein Maidlein“ (16. Jahrhundert) und „Ob wir gelbe Kragen, Helme, Hüte tragen“ (19. Jahrhundert). Die zehn Männer und 16 Frauen im Alter von 17 bis 75 Jahren haben seit der Gründung im September schon zehn Lieder einstudiert. „Dirigent Peter Bechtel hat sich mit uns, die wir ja nicht alle bei den Oberzeller Chören singen, viel Mühe gegeben und war immer geduldig “, berichtete ein Oberzeller. Nach dem Fest ist vor dem Fest. Gemeinsam mit Sound of Joy gibt der Projektchor am 10. Juni in der Kirche das Konzert „So höret unseren Gesang“.

 Mit einer großen Abordnung besuchte der Nachbarort Oberkalbach mit dem Kalbacher Bürgermeister Florian Hölzer den Kommers. Der hatte es gar nicht weit, wohnt er doch im kleineren Oberzeller Ortsteil Ziegelhütte. Der Heubacher Schellenmann Peter Manns verteilte Gummibärchen wie einst Hölzer vor der Bürgermeisterwahl und zählte jeden Oberzeller auf, der sich in Heubach die Haare schneiden ließ.

Am Samstag und Sonntag wartet ein Stehender Zug mit 80 Ständen und Attraktionen wie Hubschrauber-rundflüge auf die Gäste aus Nah und Fern. Die 850-Jahr-Feier endet am späten Sonntagabend mit der Serenade der Oberzeller, Sannerzer, Riedenberger und Weiperzer Musikvereine. (kel)  +++