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REGION Die Mittwochs-Kolumne

WIELOCH schreibt an (40)... die Bürokratie, die einen sicheren Schulweg verhindert

ZUR PERSONIn „Wieloch schreibt an“ richtet sich Jochen Wieloch (40) immer mittwochs in einem persönlichen Brief nicht nur an regionale Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport oder Kultur, sondern auch an Menschen des Alltags, die in den Tagen zuvor besonders aufgefallen sind und für positive oder negative Schlagzeilen gesorgt haben. Bei der Kolumne handelt es sich um eine Mischung aus Kommentar und Portraitierung, in der Jochen Wieloch mal sachlich, mal emotional lobt, kritisiert und bei Bedarf auch ordentlich Dampf ablässt. Der Petersberger kennt sich in den Medien Print, TV und Internet bestens aus und ist unter anderem als Spezialist für Unterhaltungs-elektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete der Germanist unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München.

31.05.17 - Liebe Bürokraten im Petersberger Rathaus und im Landratsamt,

Sie bringen die Eltern der Rauschenbergschulkinder aktuell zum Verzweifeln. Nicht mit Absicht. Nicht aus Desinteresse oder wegen fehlenden Engagements. Sie sind eher wie die zwei Königskinder, die nicht zueinander finden. Obwohl – zumindest ursprünglich – alle die Einsicht verband, dass etwas passieren muss, herrscht nun planerischer Stillstand. Eiszeit mitten im heißen Frühling.

Und hierum geht’s: Morgens vor Unterrichtsbeginn gleicht die Goerdelerstraße unterhalb des Rauschenbergs einem Ameisenhaufen. Wenn die Kleinen die Straße zur Schulbushaltestelle überquert haben, lauern hier etliche Gefahren. Lehrer parken ihre Autos. Busse kommen an und fahren weg. Das Unfallrisiko ist enorm, wenn sich die ABC-Schützen irgendwie durchwuseln. Zu diesem Ergebnis kamen auch Polizei und Straßenverkehrsbehörde.

Lösungsvorschlag: ein gepflasterter Weg, der den Kinderstrom bündelt. Vertreter des Landkreises rückten deshalb ebenfalls zu einem Ortstermin aus. Ihr Urteil: So wie jetzt geht’s nicht. „Besonders jüngere Schüler/innen sind hierdurch völlig überfordert, da sie noch nicht in der Lage sind, das Verkehrsgeschehen richtig einzuschätzen. Aus diesem Grund wird eine Überquerung des Lehrerparkplatzes und der Busspur durch die Schüler/innen an mehreren Stellen auch weiterhin eine große Gefahrenquelle darstellen“, heißt es im Schreiben des Fachausschusses an die Gemeinde. Für größtmögliche Verkehrssicherheit schlagen die Experten vor, die Querungshilfe auf der Goerdelerstraße weiter nach unten zu verlegen, um den Linienbussen und den parkenden Lehrern komplett aus dem Weg zu gehen. Klingt vernünftig.

Aber, lieber Sachbearbeiter der Gemeinde Petersberg, jetzt sind Sie wieder an der Reihe. Ein Umzug der Fußgängerinsel wäre aufgrund baulicher Vorschriften wohl nicht ohne Weiteres möglich. Sie verweisen auf die sichere Möglichkeit zur Überquerung der Straße in 200 Metern Entfernung. Erklären Sie das mal einem Grundschüler, der das Ziel schon vor Augen hat. Außerdem kommen Sie zu dem überraschenden Ergebnis, dass der unterbrochene Gehweg im Bereich der Busein- und -ausfahrt plötzlich „kein besonderer Gefahrenpunkt bzw. Unfallschwerpunkt“ ist. „Hier sind keine völlig unerwarteten oder atypischen Gefahrenquellen vorhanden, die eine Veränderung oder eine zusätzliche Querungshilfe erfordern.“ Merkwürdig, dann hatten Polizei und gemeindliche Vertreter bei der Erstbegehung offenbar Tomaten auf den Augen.

Letzter Akt im Querungshilfen-Drama: Ortsbeirat und Bürgermeister warfen, so der Schulelternbeirat, einen Blick auf die Problemstelle. Quintessenz: Der Status quo muss reichen. Die Kleinen kommen schon sicher in die Schule. Bis es dann doch mal knallt – in der besitzbaren und bespielbaren Gemeinde.

Liebe Behörden, die Sicherheitsdiskussion ist kein fiktives Konstrukt überbesorgter Eltern. Sie selbst haben Gefahrenpunkte erkannt und schriftlich verankert. Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, wenn ein Schulkind eines Tages auf einer Motorhaube landet oder vom Bus erwischt wird. Nicht aus juristischer Sicht. Und aus moralischer schon gar nicht.

Mit herzlichen Grüßen


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