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"Rock me Amadeus": Das Falco-Musical gastierte am Dienstagabend in der Esperanto-Halle. - Fotos: Carina Jirsch

FULDA Hommage an Ausnahmemusiker

In Watte gepackte Tragik: Zum allzu opulent inszenierten Falco-Musical

07.06.17 - „Wenn ich schon mal früh sterben sollte, dann wie James Dean – auf einer Kreuzung, im Porsche. Zack. Aus“, hat Falco einmal gesagt, und es gehört zur Tragik seines Lebens auf der Überholspur, dass den österreichischen Ausnahmemusiker eben dieses Schicksal am 6. Februar 1998 ereilte: Ein Bus rammte seinen Geländewagen auf einer Kreuzung in der Dominikanischen Republik, und der Sänger war auf der Stelle tot. Die Biografie „Falco – das Musical“ erinnert derzeit an Hans Hölzel, so der bürgerliche Name, der im Februar 60 Jahre alt geworden wäre, und machte am Dienstagabend Station in der Esperanto-Halle.

Etwa 1100 Zuschauer wollten die Show sehen.

Das zweieinhalbstündige Programm zeichnet die wesentlichen Eckpfeiler in Falcos Leben nach: verkorkste Kindheit, Entdeckung als Bassist der Wiener Band „Drahdiwaberl“ durch Manager Horst Bork, Durchbruch mit „Der Kommissar“, kometenhafter Aufstieg zum Superstar mit „Rock me Amadeus“, das es als bislang einziger deutschsprachiger Song an die Spitze der US-Billboard-Charts schaffte, Selbstzweifel, Alkoholexzesse, Pech bei Frauen, Absturz und versuchter Neuanfang in der Dom.-Rep.

Nike Maria Tiecke als Jeanny

Die Show steht und fällt mit dem Können des Hauptdarstellers: Alexander Kerbst gibt Falco als schillernden und extrovertierten Popstar, der alles wollte und nie genug bekam. Der das Leben bis an seine Grenzen auskostete, mit allen Höhen und Tiefen, bis zur Selbstzerstörung. Kern ist nah am Original dran, wenngleich der Wiener Schmäh noch rotziger hätte sein können; sein Falco ist ein wenig zu glatt. Uneingeschränktes Lob verdient der souveräne Sebastian Achilles, der als Manager die Geschichte in Rückblenden erzählt (als Manager zunächst enthusiastisch, als rückblickender Erzähler eher nachdenklich).

Alexander Kerbst als Falco

Sebastian Achilles (rechts) als Manager und Erzähler

Ihnen zur Seite stehen die beiden fiktiven jungen Frauen Jeanny (gespielt von Nike Marie Tiecke) und Ana Conda (Stefanie Kock), die beide um Falco buhlen. Sie stehen gewissermaßen für Engelchen und Teufelchen. Ein an und für sich recht naiver und plakativer Schachzug im Script, der allerdings seinen Zweck erfüllt, bekommt man dadurch doch Einblicke in das zerrissene Innenleben des Künstlers. Auch sind Tiecke und Kock vorzügliche Sängerinnen, die die Show durchaus bereichern.

Zum Ensemble gehört noch eine fünfköpfige Band, die 22 Falco-Nummern kraftvoll über die Rampe bringt und zeigt, dass die Songs auch nach 30 Jahren nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben, sowie eine achtköpfige Tänzergruppe die mit akrobatischen Choreografien und ständig wechselnden Kostümen das Bühnengeschehen belebten, etwa bei "The Sound of Music", wo die Blues Brothers, die Beatles (in Pepper-Anzügen) und David Bowie die Szenerie aufmischen – alles Idole von Falco, vor denen er sich in diesem Song verneigt.

Stefanie Kock als Ana Conda

Die Lichtshow war gigantisch, die Rückprojektionen stimmungsvoll, und Regisseur Peter Rein sind mitunter sehr schöne und opulente Bilder gelungen. An der einen oder anderen Stelle hätte man sich freilich mehr Zurückhaltung gewünscht. Den Mega-Hit "Jeanny" als Bombast-Operette zu inszenieren war ebenso deplatziert wie die an einen Wattebausch erinnernde Himmelssequenz bei "Out of the Dark" am Schluss des Spektakels. Da fehlte es offensichtlich an Mut zu weniger Pathos und mehr Düsternis.

Für das Ensemble war es ein Arbeitssieg in Fulda, denn die knapp über 1.000 Zuschauer hielten sich lange Zeit zurück. Da wurde jeder Song herzlich, aber selten überschwänglich beklatscht; da wippte mal ein Fuß mit, doch Aufforderungen des darstellenden Personals zum Klatschen im Takt oder gar zum Mitsingen wurden weitgehend übergangen. Zum Schlussapplaus ließ man sich letztlich aber doch zu stehenden Ovationen hinreißen. (Matthias Witzel) +++


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