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Algermissen: "Ehe für alle ein Verstoß gegen Grundgesetz" - Lichterprozession
09.07.17 - Nach dreitägiger Dauer geht heute in Fulda der 17. Kongress „Freude am Glauben“ zu Ende. Der vom Forum Deutscher Katholiken steht unter dem Motto „Fürchte dich nicht, du kleine Herde!“ (Lk 12,32). Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident a. D. Prof. Dr. Werner Münch und ist im Kongresszentrum Esperanto zu Gast. Das Pontifikalamt zum Abschluss des Kongresses am heutigen Sonntag um 14 Uhr im Fuldaer Dom hält der Kurienkardinal Paul Josef Cordes (Rom).
Eine Lichterprozession mit Marienweihe geht um 20 Uhr vom Kongresszentrum zur Stadtpfarrkirche St. Blasius, wo im Anschluss eine eucharistische Anbetung stattfand. Etwa 450 Menschen zogen am Samstagabend etwa 40 Minuten lang durch die Fuldaer Innenstadt.
In einem Grußwort an die Teilnehmer des Kongresses „Freude am Glauben“ betonte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen, dass immer wieder diese Kongresse mit ihren Themen konkret in eine hochproblematische gesellschaftliche Entwicklung hineingegriffen hätten. Algermissen kritisierete, dass in den vergangenen drei Jahren schrittweise die fundamentalen Grundlagen von Ehe und Familie ausgehebelt oder gar demontiert worden seien. Er sprach von einem „schwarzen Freitag“ vor einer Woche, als eine Mehrheit von 393 Abgeordneten des Deutschen Bundestages – darunter mehr als 70 der Union – für die Möglichkeit stimmten, dass homosexuelle Paare künftig eine Ehe schließen können. "Für mich ein klarer Verstoß gegen Artikel 6 des Grundgesetzes" sagte Algermissen. Es zeige sich, dass der Bundeskanzlerin Machterhaltung wichtiger sei als die Treue zu Prinzipien, zumal alle in Frage kommen-den zukünftigen Koalitionspartner sich bereits auf die „Ehe für alle“ festgelegt hatten.
"Die Entscheidung der Abgeordneten führt zu einer Spaltung des Verständnisses von Ehe und zu deren schleichender rechtlicher Auflösung. Für die katholische Kirche ist solche fatale Änderung des allgemeinen Bewusstseins und Spaltung als Resultat der Bundestagsabstimmung grundsätzlich inakzeptabel. Da die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft aus sich heraus keine Kinder hervorbringen kann, wird durch diese Öffnung der „Ehe für alle“ eine tiefe Konfusion des Verständnisses von Ehe herbeigeführt" betonte dere Fuldaer Bischof. Algermissen befürchtet einen "gesellschaftlichen Dammbruch", der noch Folgen haben werde, wenn er an mögliche juristische Auseinandersetzungen für kirchliche Einrichtungen denke.
Nach Meinung des Fuldaer Oberhirten lasse es sich nicht verdrängen, dass es in der Frage der „Ehe für alle“ und der Ehe als Sakrament einen deutlichen ökumenischen Dissens in der Glaubensüberzeugung und in der Praxis gebe. Während alle katholischen Bischöfe die Entscheidung des Bundestages ablehnten, begrüße die evangelische Kirche in Deutschland die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften. "Immer wieder wurde in diesem Jahr betont, dass die Ökumene weit fortgeschritten sei. Indes stehen wir nun vor einer großen Ernüchterung. Es gibt grundsätzliche Unterschiede zwischen der katholischen Kirche und der EKD". Nach Algermissens Erfahrung im ökumenischen Dialog seit nunmehr 48 Jahren "entfernen wir uns in ethischen und bioethischen Fragen immer weiter voneinander". +++