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Buchonen-Trainer Meik Voll im Gespräch mit ON|Sport-Redakteur Tobias Herrling - Fotos: Christian P. Stadtfeld

FUSSBALL Die Zukunft der Hessenligisten (1)

Projekt Klassenerhalt: Aufsteiger Flieden vor Mammutaufgabe

11.07.17 - Die Vorbereitungen sind in vollem Gange, die Fußballer quälen sich, um pünktlich zum Start der neuen Saison fit zu sein. In dieser Spielzeit gibt es gleich vier osthessische Hessenligisten. ON|Sport hat sich mit allen getroffen und über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unterhalten. Den Anfang macht der Aufsteiger SV Flieden.

Nach einem Jahr Abstinenz kehrten die Buchonen in diesem Sommer in die Hessenliga zurück. Zwar wurde die Meisterschaft in der Verbandsliga erst am letzten Spieltag eingetütet, die Bilanz der Fliedener war aber beeindruckend. Mit gerade einmal drei Niederlagen – alle zu Beginn der Runde – stiegen die Mannen von Meik Voll in Hessens höchste Klasse auf. Wochen später schwärmt man bei den Buchonen noch immer.

„Nach einem Abstieg bricht eine Mannschaft oft auseinander. Das war bei uns zum Glück nicht der Fall. Der große Kern ist geblieben, weil man sich so eben nicht verabschieden und die Suppe gemeinsam auslöffeln wollte“, sagt Trainer Voll stolz und betont: „Mit den Neuzugängen und mit diesem Umbruch, den wir eingeleitet haben, haben wir etwas Unglaubliches geleistet.“ Denn ganze 29 Spiele blieben die Buchonen in der Liga ungeschlagen: in Fliedens Historie wohl einmalig.

Das wissen auch die Verantwortlichen um Trainer Voll und Sportleiter Jochen Koppel. Sie wissen aber auch, dass das kein Erfolg ist, auf dem man sich zu lange ausruhen sollte. „Sobald die Vorbereitung beginnt, muss es etwas sein, dass dich vielleicht tragen kann. Es darf aber nichts sein, auf dem du dich ausruhen darfst“, warnt Voll und Koppel fügt an: „Am ersten Tag nach der Meisterschaft haben die Vorbereitungen für die Hessenliga auf Management-Ebene begonnen.“

Denn dass es im hessischen Oberhaus nicht nur sportlich, sondern auch finanziell anders zugeht, weiß man in Flieden zu gut. „Hessenliga ist nicht Verbandsliga. Du brauchst Sponsoren, finanzielle Mittel und du hast eine andere Struktur. Es ist ein ganz anderes Ambiente“, zeigt Koppel die Unterschiede auf. Die Herausforderung sei es, mit den anderen Voraussetzungen in Flieden eine schlagkräftige Truppe auf den Platz zu schicken.

„Wir haben bewiesen, dass es mit viel geringeren finanziellen Mitteln möglich ist, als wir es vielleicht in der Vergangenheit in Flieden erlebt haben. Wir haben gezeigt, dass es mit Spielern aus der Region funktionieren kann“, sagt Voll und schiebt hinterher, „man muss sich aber die Frage stellen, ob unsere Mittel reichen, die Mannschaft in der Liga zu halten. Weil irgendwann ist es einfach nicht mehr leistbar.“ Ziel sei es daher, immer eine Truppe zu haben, die in der Verbandsliga eine Spitzenmannschaft ist – und das Potential hat, die Hessenliga zu halten. Und das nach Möglichkeit mit jungen Spielern aus der Region.

„Das ist der einzig richtige Weg für einen Dorfverein wie den SV Flieden. Es wäre ein falsches Signal, verrückte Sachen zu machen und Spieler außerhalb Fuldas oder der Region zu holen“, betont Voll, der dafür bekannt ist, jungen Spielern viel Einsatzzeiten zu geben. Bei den Verantwortlichen um Jochen Koppel kommt das gut an. „Der Verein lebt die gleiche Philosophie und deshalb ist Meik Voll der genau richtige Trainer für uns“, hält Koppel fest.

Denn Voll stand am Weiher schon oft in der Kritik, vom traditionell kritischen Fliedener Publikum wurde seine Entlassung nicht nur einmal gefordert. Im Sommer stand hingegen der Aufstieg. Genugtuung? „So denke ich nicht und so bin ich auch nicht erzogen. Es gibt Leute, die Äußerungen getätigt haben, die man sich aber merkt“, wiegelt Voll und lobt stattdessen SV-Präsident Winfried Happ. „Vor ihm ziehe ich den Hut. Er musste eine Menge ertragen, dass er an mir festgehalten hat.“ Dass man im Königreich die Ruhe behielt, hat sich bezahlt gemacht.

Doch Koppel und Voll warnen, dass nun wieder andere Zeiten kommen werden. „Es kann natürlich passieren, dass wir die ersten vier Spiele keinen Punkt holen und dann wird wieder die Kritik kommen“, weiß Sportleiter Koppel. Zufrieden zeigt sich Jochen Koppel aber mit der Tatsache, dass seine Buchonen in diesem Jahr mehr Glück mit dem Spielplan hatten. Auch das war schon einmal anders.

In der Abstiegssaison 15/16 hatte Flieden die lukrativen Heimspiele gegen Fulda und Lehnerz im Winter, eingeplante Einnahmen gingen durch die Lappen. Nun kommen die Borussen und der TSV an Spieltag eins und fünf ins Königreich. „Der Verband ist unseren Wünschen nachgekommen. Von finanzieller Seite ist das Programm natürlich ein Traum, aus sportlicher Sicht aber sehr schwierig“, so Koppel.

Den Start komplettieren die Begegnungen in Vellmar und zuhause gegen Regionalliga-Absteiger Watzenborn-Steinberg. „Wir haben für unsere Möglichkeiten gut eingekauft. Ob es für die Hessenliga reicht, muss man sehen. Das Fliedener Publikum wird sich aber definitiv wieder an Niederlagen gewöhnen müssen. Das steht fest“, weiß Voll. Sein Projekt Nichtabstieg hat begonnen. Und im Königreich weiß man, dass es kein einfaches werden wird. (Tobias Herrling) +++


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